Bis jetzt die einzigen Bewerber: Alexander Bauer und Michael Scharmann (von links) Foto: Archiv/Eppler und privat

Erst zwei Kandidaten haben für die OB-Wahl in Weinstadt im Oktober ihren Hut in den Ring geworfen, am 12. September läuft die Bewerbungsfrist ab. Viele fragen sich, woran es liegt, dass es nicht mehr Bewerber ins dortige Rathaus zieht.

Weinstadt - Der Countdown bis zum Bewerberschluss für die Oberbürgermeisterwahl in Weinstadt am 12. September läuft. Doch bisher haben sich mit Michael Scharmann und Alexander Bauer lediglich zwei Kandidaten gemeldet, die sich dem Votum der Bürger am 9. Oktober stellen möchten (wir berichteten) – obwohl die Gemeinderatsfraktionen schon frühzeitig ihre Fühler nach passenden Bewerbern ausgestreckt haben. Woran liegt es? Was macht die Kandidatensuche denn so schwierig?

An potenziellen Interessenten mangele es nicht, berichtet der CDU-Fraktionsvorsitzende Ulrich Witzlinger. Es habe gute, konstruktive Gespräche gegeben. „Aber eine Wahl ist eine Herausforderung für den Kandidaten und für seine Familie. Er muss Geld in die Hand nehmen für Prospekte und Anzeigen“, erklärt Witzlinger. Pro Einwohner müsse man dabei mit Kosten von einem Euro rechnen. Bei den rund 26 000 Einwohnern, die Weinstadt habe, sei daher ein fünfstelliger Betrag zu investieren mit dem Risiko, dass es am Ende bei einer Wahlniederlage heiße: „Außer Spesen nichts gewesen.“ Erschwerend komme hinzu, dass man sich einen jungen Kandidaten wünsche, damit er möglichst noch eine zweite Amtszeit OB bleiben könne. Allerdings verfügten junge Bewerber üblicherweise über keine großen Rücklagen, und auch die Partei sei nicht in der Lage, finanzielle Unterstützung zu leisten. Die Hoffnung, dass sich noch ein Kandidat findet, hat er indes nicht aufgegeben.

Die Fraktionsvorsitzenden wünschen sich mehr Wahlmöglichkeiten für Bürger

Manfred Siglinger, der Vorsitzende der Grünen Offenen Liste (GOL), hat dies ebenfalls noch nicht – obgleich er sich etwas resigniert anhört nach der langen und bislang erfolglosen Bewerbersuche. Vor gut einem Jahr bereits hat er über den Grünen-Landesverband die Kunde verbreitet, dass in Weinstadt eine OB-Wahl bevorsteht. Denn selbst wenn der Amtsinhaber Jürgen Oswald noch einmal dazu angetreten wäre, sagt Siglinger, sei für seine Fraktion klar gewesen: „Wir wollen einen Wechsel.“ Doch unter den Interessenten sei noch „niemand Brauchbares“ dabei gewesen. Woran es hapert, kann er sich nicht erklären. Möglicherweise gebe es aber noch jemanden, der sondiere, ob er zur Wahl antritt, hofft er. Schließlich habe auch Alexander Bauer, der erst jüngst seine Kandidatur bekannt gegeben hat, sich eine lange Bedenkzeit genommen – nachdem sich der Schwaikheimer Gemeinderat und Kreisrat überraschend bereits beim Weinstädter Neujahrsempfang hatte blicken lassen. „Letztlich kommt es aber nicht auf die Anzahl, sondern auf die Qualität der Bewerber an.“ Und in dieser Hinsicht seien beide bisherigen Kandidaten „respektabel“, so dass die Bürger zwischen ihnen „eine wirkliche Wahl“ hätten – wenngleich man im Bewerberfeld natürlich gerne noch einen Kandidaten mit der eigenen politischen Grundeinstellung sehen würde, wie Siglinger einräumt.

Beide bisherige Kandidaten führen Wahlkampf unabhängig von Parteien

Vielleicht geht es ihm ja noch wie seinem Kollegen von der SPD, Hans Randler. Unabhängig von der Kandidatensuche von Randlers Fraktion, die wie bei der CDU durch monetäre Gründe erschwert wurde, hat Alexander Bauer sich aufstellen lassen. Mit seiner Parteizugehörigkeit hält dieser zwar nicht hinter dem Berg, aber dennoch will er einen eigenständigen und unabhängigen Wahlkampf betreiben, den er aus eigener Tasche finanziert. „Wir sind froh, dass sich ein SPD-Kandidat gemeldet hat“, meint gleichwohl Randler. Doch stehe die Parteizugehörigkeit für ihn nicht im Vordergrund. „Wir werden beide Bewerber in die Fraktion zum Gespräch einladen und dann eine Wahlempfehlung abgeben oder eben nicht.“ Zudem würde er es begrüßen, wenn sich noch ein dritter Kandidat melde.

„Drei bis vier Kandidaten, das wäre optimal“, meint ebenfalls Rolf Weller, der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler – auch wenn sein Fraktionskollege Michael Scharmann dadurch mehr Konkurrenz hätte. „Für die Bürger wäre es gut und schön, wenn sie eine richtige Wahl hätten.“ Den Grund, weshalb die Bewerbersuche bei den anderen Fraktionen so schleppend gelaufen ist, sieht er in der frühen Kandidatur Scharmanns, der als Parteiloser ebenfalls unabhängig seinen Wahlkampf führt. „Er macht einen super Job, ist präsent und bürgernah“, sagt Weller. Dagegen sei nur schwer anzukommen. Zumal Scharmann sich an der Führungsakademie Baden-Württemberg für den höheren Verwaltungsdienst qualifiziert habe und Weinstadt von der Pike auf kenne, rührt Weller für Scharmann die Werbetrommel.