Die Baacher wollen ihre steinernes Bogenbrückle erhalten. Foto: Gottfried Stoppel

Erneut steht die Baacher Brücke auf einer Sanierungsliste des Landkreises. Und wie vor zehn Jahren glaubt eine Bürgerinitiative gute Gründe zu haben, den Umbau des Kulturdenkmals zu verhindern.

Weinstadt - „So kann man mit einem Kulturdenkmal nicht umgehen“, sagt Wolfgang Lenz über die Baacher Brücke und das Vorgehen des Landkreises. Zu seinem Entsetzen hat der Sprecher einer Bürgerinitiative, die sich vor zehn Jahren für den Erhalt des am Baacher Ortseingang Richtung Remstal befindlichen Bauwerks gegründet hat, dieses nun wiederum auf einer Sanierungsliste des Kreises gefunden und fürchtet nun neues Ungemach für es. Dass die Gewölbebrücke heute überhaupt noch steht, ist der Verdienst der Bürgerinitiative. Mit einer Unterschriftenaktion, an der sich damals 1400 Bürger beteiligten, wehrte die Initiative sich 2008 gegen den geplanten Abriss des Bauwerks und seinen Ersatz durch eine Stahlbetonkonstruktion. Wolfgang Lenz und seine Mitstreiter konnten mit dem Gutachten eines Sachverständigen die Bewertung des Straßenbauamts, dass die Brücke erneuert werden müsse, widerlegen.

Bürgerinitiatibve hält die Brücke für in Ordnung

Seither habe sich an ihrem Zustand nichts geändert, meint Lenz. „Nach wie vor ist das Gewölbe sehr rund und nicht aus den Fugen geraten, was darauf hindeutet, dass die Widerlager in Ordnung sind“, erklärt der Schnaiter, der als Architekt über fachliche Kenntnisse verfügt, bei einem Vororttermin mit dieser Zeitung. Das damals in Auftrag gegebene Gutachten sei daher immer noch aktuell, behauptet Lenz und fordert, dass das Straßenbauamt offen legt, wie es zu seiner erneuten Einstufung der Brücke als sanierungsbedürftig gekommen ist. Vor allem aber müsse die Brücke von der Liste gestrichen werden, bevor diese Anfang Juli dem Kreisrat zur Abstimmung vorgelegt werde. Zumal von einem dringenden Sanierungsbedarf keine Rede sein könne angesichts der jahrelangen Untätigkeit der Behörde. Nicht einmal der anno 2008 erwirkte Kompromiss, die Brücke mit einem neuen Belag vor möglicherweise in ihre Konstruktion eindringendem Oberflächenwasser zu schützten, statt sie abzureißen, sei bislang umgesetzt worden, argumentiert Lenz.

Auch mache es keinen Sinn, die Brücke um einen Streifen für Fußgänger zu verbreitern, wie es offenbar im Zuge der Maßnahme geplant sei. „Der gesamte Baacher Verkehrsraum, die Sonnenhalde einmal ausgenommen, ist ohne Gehweg.“ Eine Verbreiterung führe daher vor allem dazu, dass der Blick auf das Kulturdenkmal noch mehr verstellt werde, wie dies bereits durch eine davor angebrachte Leitplanke geschehe. Deren Notwendigkeit zweifelt Lenz ebenfalls an. Denn wesentlich gefährlichere Absturzstellen entlang der Straße zwischen Baach und Baltmannsweiler (Kreis Esslingen) als die rund zwei Meter tiefe Brückenböschung seien völlig ungesichert. Zudem gebe es andere, weniger optisch störende Sicherungsmöglichkeiten, Poller etwa.

Landratsamt: Verkehrssicherheit gefährdet

Das Landratsamt bestätigt auf Anfrage, dass die Baacher Brücke im Kreismaßnahmenplan 2018-2021 enthalten ist. Wie ist es dazu gekommen? „Im Zuge der letzten Hauptprüfung wurde das Bauwerk im Jahr 2017 mit der Zustandsnote 3,5 auf einer Skala von 1,0 bis 4,0 bewertet“, erläutert die Behördensprecherin Leonie Ries. Nach den „Richtlinien für die Erhaltung von Ingenieurbauten“ gelte der Zustand des Bauwerks damit als „ungenügend“. Das bedeute, dass die Standsicherheit und/oder Verkehrssicherheit des Bauwerks erheblich beeinträchtigt sei und eine Sanierung dringend erforderlich – auch wenn die Note etwas besser sei als jene von 2008 mit 3,8. „Die Verbesserung in der Bewertung, ohne dass eine Sanierung erfolgt ist, ist durch eine zwischenzeitliche Änderung des standardisierten Bewertungsverfahrens begründet. Das Bauwerk war und ist dringend sanierungsbedürftig.“ Darüber, was man deswegen mit der Brücke genau vorhat, schweigt man sich indes aus. Ein Sanierungskonzept werde derzeit erst vom Straßenbauamt erarbeitet, teilt Ries dazu mit, betont jedoch: „Ein Abriss des Bauwerks ist ausdrücklich nicht geplant.“

Für die Anwohner ist der Erhalt der Brücke in ihrer bisherigen Gestalt ein wichtiger Aspekt für die Verkehrssicherheit. „Die Brücke ist eine natürliche Entschleunigung“, sagt Bernhard Hermann, ebenfalls Mitglied der Initiative. Werde sie verbreitert so wie die zweite Baacher Brücke am anderen Ortseingang, könnten Fahrzeuge völlig ungehindert durch das Dorf brettern, wenn sie, wie es oft der Fall sei, mit viel zu hohem Tempo die Gefällstrecke von Baltmannsweiler kommend herunterrasten.