Vor allem mit den Lembergern haben die Württemberger laut der Weinkritik deutsches Topniveau erreicht. Foto: Stoppel/Archiv

Im „Vinum Weinguide“ wird Württemberg für den „besten Lemberger aller Zeiten“ gefeiert, und der Weinführer „Falstaff“ preist den neuesten Solitär des Weinguts Albrecht Schwegler als einen Tropfen „nicht von dieser Welt“.

Fellbach - Den Durchbruch der württembergischen Lemberger an die Spitze der deutschen Weinszene verkündet der „Vinum Weinguide“ in seiner jüngst erschienenen Ausgabe 2018 unter der Überschrift „Der beste Lemberger aller Zeiten“. Die jetzt auf den Markt gekommenen 2015er seien der absolute Gewinner jenes Jahrgangs. Es gebe, schwärmt der Mastersommelier Frank Kämmer, „Gewächse mit bisher ungeahnter Finesse und betörend seidigem Schliff“. Und einen absoluten Favoriten hat er darunter auch identifiziert, den aus Fellbach stammenden bisher besten Lemberger Deutschlands: „Aldingers Großes Gewächs konnte mit spektakulären 94 Punkten sogar die höchste Note einfahren, die wir jemals für einen Wein dieser Sorte vergeben haben.“

Solitär – „ein Wein „nicht von dieser Welt“

Die Autorin Christiane Krämer leitet wiederum im neuesten „Falstaff-Weinguide Deutschland“ das Kapitel über die Weinregion Württemberg nicht ganz ohne Pathos als „Amalgam europäischer Weinkultur“ ein. Wobei sie nicht auf quecksilberhaltige Beigaben aus Zahnfüllung abhebt, sondern auf die aus dem altgriechischen abgeleitete Umschreibung für gelungene Mischungen unterschiedlicher Ideen, Kulturen oder Traditionen. Hier ist im „Falstaff“ ein Paradebeispiel der dieser Tage für 180 Euro auf den Markt gekommene 2011 Solitär des Korber Weinguts Albrecht Schwegler. Der sortenreine Zweigelt sei, so heißt es nach Aufzählung einiger aromatischer Superlative, „meditativ, nicht von dieser Welt“. 96 Punkte im 100-Punkte-Schema waren bisher in Württemberg unerreicht und bescheinigen dem Tropfen außergewöhnliches, überragendes Niveau. Bei „Vinum“ sieht man den dort mit 94 Punkte bedachten neuen Solitär „auf dem Weg wie seine Vorgänger, als die größte Rarität des württembergischen Weinbaus“.

Eine Sonderstellung wird im „Vinum-Weinguide“ auch dem Topsekt aus dem Fellbacher Hause Aldinger zuteil. Der 2010 Pinot Crémant Brut nature führt dort die nationale Bestenliste in der Kategorie „Winzersekt brut“ an. Die Laudatio zu dieser deutschen Meisterschaft des schwäbischen 50-Euro-Crémants: „Die klassische Champagner-Cuvée aus Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier verdient den ersten Platz, weil sie mit gereiften wie frischen Aromen meisterhaft spielt.“

Im württembergischen Gesamtklassement bleibt bei „Vinum“ alles bei jener Einordnung, die das Weinguideteam einst für den „Gault Millau“ aufgestellt hat. Ganz vorne bleibt das Weingut Aldinger mit viereinhalb von fünf möglichen Sternen, das im unter neuer Chefredaktion erschienenen „Gault Millau“-Weinguide heuer sogar in die Fünf-Sterne-Weltklasse aufgestiegen ist. Bei „Vinum“ folgen die Vier-Sterne-Betriebe Graf Neipperg (Schwaigern) und Rainer Schnaitmann (Fellbach). Das Topdutzend in Württemberg vervollständigen mit dreieinhalb Sternen die Weingüter Dautel (Bönnigheim), Karl Haidle (Kernen), Albrecht Schwegler (Korb) sowie mit jeweils drei Sternen die Weingärtner Cleebronn-Güglingen, das Weingut Jürgen Ellwanger (Winterbach), das Staatsweingut Weinsberg und die Weingüter Wachtstetter (Pfaffenhofen), Wöhrwag (Stuttgart) sowie Zimmerle (Korb).

Verwunderung über günstige Preise

Zurück zum regionalen Lichtblick Lemberger: „Falstaff“ hat hier den Lämmler Großes Gewächs von Reiner Schnaitman mit 95 Punkten ganz oben auf der Hitliste, vor dem mit 94 Punkten versehenen Großen Gewächs aus dem Fellbacher Weingut Heid. Aldingers Deutschland-Sieger bei „Vinum“ folgt erst auf dem dritten Rang mit 93 Punkten. Kritik der besonderen Art gibt es in Sachen Topweine von Frank Kämmer in dessen „Vinum“-Beitrag an den seiner Meinung nach schlicht zu billig angebotenen Lembergern. Als Beispiel dient ihm der auf Rang zwei seiner Top-Lemberger rangierende und 30 Euro günstige Schlossberg Großes Gewächs des Weinguts Graf Neipperg, den er zu den zehn besten in Europa zählt: „Den schlauen Schnäppchenjäger dürfte diese Preisstellung freuen. Ob sie langfristig dem Lemberger seine verdiente Position verschafft, ist zweifelhaft.“