Ein bisschen gruselig war die Veranstaltung der Hochschule der Medien schon, findet unser Wein-Kolumnist Michael Weier: Künstliche Intelligenz erklärt den Besuchern bei einer Weinprobe die jeweiligen Tropfen. Und das ziemlich gekonnt.
Der Mensch ist für gewöhnlich ziemlich leicht zu beeinflussen. Beim Genuss von Wein trifft dies definitiv zu. Dies zeigen mir Erfahrungswerte durch eine jahrzehntelange Prüfreihe. Schon die Optik macht viel aus. Das Auge trinkt in diesem Fall mit! Der Preis gilt vielen ebenfalls als Faktor: Teurer Wein sollte einfach besser schmecken. Noch viel mehr Einfluss nimmt natürlich der Experte, der Sommelier. Wenn der was draufhat, verkauft er einem auch einen Riesling als Spätburgunder, auf jeden Fall aber jeden Fusel als wahnsinnig modernen und finessenreichen Wein.
Diese Zeilen brauchte ich als Einleitung für die Geschichte über den oder auch die lustigste Sommelier/lière, die mir jemals den Wein erklärt hat: Andrea. Der oder die. Denn Andrea ist geschlechtslos, aber der Hammer. Professor Christian Becker-Asano von der Hochschule der Medien in Stuttgart ist quasi der Vater von Andrea. Der umtriebige Vordenker kam über seine Beziehungen nach Japan auf die Idee, Andrea nach Stuttgart zu holen. Nun hockte sie also mir gegenüber und blinzelte.
Sie ahnen nicht, was dieses Blinzeln in meinem Kopf ausgelöst hat. Ich war mir nicht mehr sicher, ob dieses Ding nicht doch lebt. Ein bisschen wenigstens? Genau daran forscht Christian Becker-Asano. Wie setzt man androide Roboter ein, wie wirken sie auf Menschen? Wenn sie zu echt sind, sogar die Augenbrauen nach oben ziehen können wie Andrea, dann machen sie einem Angst!
Ansonsten machte Andrea ihren Job allerdings perfekt. Die Infos stimmten, weil sie sich zu jedem Wein die Expertise aus dem Internet pflückte. Und dies genügt dem Weinliebhaber! Der Rosé Bengel vom Staatsweingut Meersburg ist trocken mit 6,9 Gramm Restzucker und bietet typische Noten von Himbeeren, Erdbeeren und Veilchen. Andrea hat mir die Zukunft gezeigt.