Joachim Kölz und Eberhard Wolf mit Moderator Holger Gayer (v. li.) Foto: Lg/Julia Schramm

Die Online-Weinproben unserer Zeitung starten mit dem Weinfactum Bad Cannstatt in die neue Saison. Für die besten Weine der Genossenschaft muss das Rebmaterial im Weinberg kräftig reduziert werden.

So viel Lokalpatriotismus muss sein: Zum Saisonauftakt der Online-Weinproben unserer Zeitung ist das Weinfactum Bad Cannstatt zu Gast. Damit hat man auch die Felsengartenkellerei Besigheim im Boot, mit der die Cannstatter Genossenschaft 2019 fusionierte. Vertreten sind die Geschäftsführer Eberhard Wolf und Joachim Kölz, der zugleich Vorstandsvorsitzender der Felsengartenkellerei ist. Zuvor war Kölz zwölf Jahre lang Erster Bürgermeister von Bietigheim-Bissingen. Holger Gayer, Chef vom Dienst unserer Zeitung und Moderator der Veranstaltung, hakt nach, was anstrengender sei: eine Sitzung im Gemeinderat oder eine mit den Mitgliedern der Genossenschaft? Kölz muss nicht lange überlegen: In der Genossenschaft werde „viel lauter und direkter gesagt, was man denkt und will“ – und am Ende komme man dennoch zu einem „einvernehmlichen Ergebnis“.

Cannstatter Originale und ein besonders trockener Sekt

Einige Cannstatter Originale kommen dann auch in den Filmeinspielern von Ingo Dalcolmo zu Wort. Aber vorrangig geht es in den unterhaltsamen zwei Stunden um den Genuss von Wein und Sekt. Gayer zeigt sich begeistert vom Riesling Brut, „ein hochwertiges Produkt, das sehr trocken ausgebaut ist“, so Kölz. Generell komme das Weinfactum der steigenden Nachfrage nach trockenen Tropfen nach. Wobei Kölz relativiert: „Viele sagen, sie wollen trockenen Wein, und landen dann doch beim Primitivo.“

Viel Aufwand für den Trollinger in Steillagen

Den gibt es beim Weinfactum natürlich nicht, aber dennoch den einen oder anderen „Exoten“. Einen Zwei-Sterne-Chardonnay etwa, der einen mit seiner Frische und Frucht „förmlich anspringt“, so Eberhard Wolf. Er erklärt, dass für diese Klassifizierung viel Ertragsreduzierung im Weinberg notwendig sei. Beim vollmundigen Drei-Sterne-Merlot müsse mitunter die Hälfte des „Rebmaterials“ weggeschnitten werden. Selbst der Trollinger aus der Lage Cannstatter Zuckerle bringt es im 2020er Jahrgang auf 14 Prozent Volumen. Gayer fragt, ob sich die ganze Arbeit für diese Rebsorte lohne. Kölz räumt ein, dass der Aufwand in der Steillage drei- bis viermal höher sei, man aber nicht drei- bis viermal so viel dafür verlangen könne. Zwar gebe es Förderprogramme, „die reichen aber nicht, um die Wengerter nachhaltig in den Steillagen zu halten“.

Eine private Förderung, dazu dient laut Gayer auch die Weinprobe unserer Zeitung. Sie lädt dazu ein, mehr Württemberger Weine zu entdecken. Projektleiter Nico Bosch weist schon mal auf die nächste Veranstaltung hin: Am 7. April ist das Weingut Alexander Heinrich aus Obersulm zu Gast.