Ein Grund zum Anstoßen: Lukas Herrmann (links) und Markus Heid machen in Franken gemeinsame Sache. Foto: Gut Wilhelmsburg

Ein Württemberger macht fränkischen Wein: Der Fellbacher Markus Heid ist beim Gut Wilhelmsberg in Kitzingen eingestiegen. Der Betrieb musste aus dem Dornröschenschlaf geholt werden. Unser Weintester Michael Weier findet den Silvaner märchenhaft.

Das Gebäude taugt auch gut als Kulisse für ein Remake von „Dornröschen“, sofern man Jugendstil gelten lässt. Alles war ziemlich verfallen, aber durch schwäbische Gründlichkeit ist das Gut Wilhelmsberg nun wieder wachgeküsst worden. Der Fellbacher Immobilienunternehmer Harald Panzer (Wohninvest), der auch ein Faible für gute Restaurants besitzt (er steckt unter anderem hinter der Speisemeisterei und dem Ritzi), erhielt das Angebot, das alte Anwesen zu übernehmen. Kurzerhand hat er Markus Heid überzeugt, dass so ein Weingut in Franken doch eine Supersache wäre.

Aus Liebe zum Gesamtkunstwerk

Vor Corona schauten sich die Schwaben das hübsche, aber milde gesagt renovierungsbedürftige Gut Wilhelmsberg an – und seither leitet der Fellbacher Vorzeigewinzer nebenher noch einen zweiten Betrieb. Nicht, weil ihm ansonsten langweilig wäre. Aber die Liebe zu dem Gesamtkunstwerk Wilhelmsberg überkam auch Markus Heid wie zuvor den solventen Immobilienunternehmer Panzer. „Wenn man einmal drin ist in dem Gebäude“, sagt Markus Heid, dann wisse man, warum er sich diese zusätzliche Arbeit aufbürde.

Wobei er sich eher als denjenigen sieht, der als Biowinzer die Richtung vorgibt, aber als Betriebsleiter schaut Lukas Herrmann im Alltag nach dem Rechten. Ein junger Mann aus Baden. Der Fellbacher sieht sich eher als Partner, der allerdings seine junge Mannschaft gelegentlich einbremsen müsse, damit der Betrieb nicht allzu sehr in Richtung Naturwein tendiere. Das werde intern schon häufig diskutiert.

Kein geradliniger, fruchtiger Silvaner

Klar ist aber auch: Beim Gut Wilhelmsberg werden keine Weine gemacht, die unbedingt Everybody’s Darling sein müssen. Der Horst-Sauer-Style, der wunderschön gradlinige und fruchtige Silvaner auf die Flasche bringt, sei nicht ihr Ding. Die Reben wachsen auch auf Muschelkalk, was ihnen einen anderen Charakter verleiht. Eher erdige Noten bringen sie mit sich, vor allem der Ortswein. Markus Heid spricht hier von einer „trinkigen Bitternis“. Mineralisch ist der Wein, zudem liegt er im zweiten Untergeschoss des Guts sehr lange auf der Hefe, was ihm auch einen schönen Schmelz gibt.

Das Urteil der Weinrunde: 

Holger Gayer Das ist wirklich das Gegenteil eines gefälligen Silvaners: Der Wein hat zwar ein Kräuteraroma, ist ansonsten aber extrem herb. Nicht mein Fall.

Kathrin Haasis Spannender Wein wegen der Mischung aus Aprikose, grünen Äpfeln, Erde und Brot. Lässt sich hervorragend mit Essen kombinieren.

Harald Beck Was soll ich sagen? Dass Heid und mein Vornamensvetter Panzer zusammenkommen, hätt ich nicht gedacht. Schmeckt aber nicht so arg nach Beton.

2019er Kitzinger Silvaner trocken, Ortswein, 12 Euro (erhältlich im Weinhaus Stetter), Gut Wilhelmsberg. www.gut-wilhelmsberg.de