Die erste Runde der Württemberger Weinmeisterschaft mit Achim Jahn, Philipp Kollmar, Martin Fischer, Lukas Ellwanger (obere Reihe von links) und Axel Gerst, Georg Merkle sowie Moderator Holger Gayer (untere Reihe von links). Foto: Matthias Ring

Mit verblüffenden Ergebnissen startet die Württemberger Weinmeisterschaft unserer Zeitung in die fünfte Saison. In der ersten Finalrunde stehen sechs spannende Weißweine zur Wahl.

Eigentlich ist es ganz einfach. „Am Ende entscheidet der Verbraucher, was ihm am besten schmeckt“, sagt Axel Gerst, Geschäftsführer der Weingärtner Cleebronn-Güglingen, allgemein über den Weinmarkt. Konkret wird dieses Gesetz nirgendwo so konsequent umgesetzt wie bei der Württemberger Weinmeisterschaft von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten. Hier entscheidet eben keine Jury aus Experten über die besten Weine, sondern der private Genießer, womit dieser Wettbewerb nach wie vor einzigartig ist.

 

Der Look bei der Aufzeichnung im Studio von Antenne 1 ist neu, ansonsten ist alles beim Alten, das sich bestens bewährt hat. Holger Gayer, Geschäftsführender Redakteur unserer Zeitung und Moderator der Weinmeisterschaft, erklärt zum Start in die fünfte Saison noch einmal kurz das Prozedere. In vier verbrauchernahen Kategorien geht es nur nach Farbe und Preis: Weiß und Rot für unter und für über zwölf Euro. So einfach ist das. Einen schweren Job aber hatten im Vorfeld unsere Weinkolumnisten, die mit einem der renommiertesten Önologen des Landes in dessen Staatlicher Lehr- und Versuchsanstalt in Weinsberg die Kandidaten für die vier Endrunden herausschmeckten. Für den Direktor Dieter Blankenhorn ist das ebenso eine Herausforderung wie für unsere Experten um Holger Gayer, der sagt: „Die Blindverkostung führt immer wieder zu verblüffenden Ergebnissen“ – wie in der ersten Kategorie Weißweine bis zwölf Euro mit „Rebsorten, die es sehr selten oder noch nie ins Finale geschafft haben“.

Dauergast in der Endrunde

Keiner aber ist so oft in einer Endrunde der Württemberger Weinmeisterschaft wie Axel Gerst, diesmal mit einer ganz klassischen Rebsorte: einem Chardonnay. Der eigentlich königliche Riesling hingegen ist 2025 gar nicht vertreten. Warum? Das kann sich auch Axel Gerst nicht erklären. Aber in der Runde weiß man, dass man mit dem Chardonnay „sehr viel Wein für zwölf Euro“ im Rennen um den vielleicht ersten Titel hat. Holger Gayer findet zwar, dass es manchmal schwierig sei, einen Württemberger Chardonnay zu kaufen, aber dieser hier könnte es auch mit einem Chablis zum dreifachen Preis aufnehmen.

Ein Neuling in der Meisterschaft ist Martin Fischer, aber nicht die Genossenschaft, der er seit Juli dieses Jahres vorsteht. Holger Gayer spricht vom „spektakulärsten Sommertransfer in der Württemberger Weinszene“, war Fischer doch Inhaber des insolvent gegangenen Sonnenhofs und ist nun Geschäftsführender Vorstand der Felsengartenkellerei Besigheim. Zu dieser großen Genossenschaft gehört auch „die kleine, feine Marke“ Weinfactum Bad Cannstatt, deren Weißburgunder der neue Chef als „sehr gastroaffin“ bezeichnet. Jedenfalls sei er ein gutes Beispiel, „wie viel sich beim Weißweinmachen seit den 90ern getan hat“.

Eigene Hefen geben Charakter

Die verblüffendsten Ergebnisse aber kommen aus den vier anderen Betrieben dieser Endrunde. Im Müller-Thurgau-Jahr – die Kreuzung gibt es seit 175 Jahren – bringt Georg Merkle vom gleichnamigen Weingut in Ochsenbach einen „wildspontanen“ Vertreter dieser bei uns etwas ins Abseits geratenen Rebsorte mit. Eigene Hefen haben dem Wein seinen individuellen Charakter verlieren, der als „gelbfruchtig, aber auch griffig“ gelobt wird. Ebenfalls eine sogenannte Bukettsorte hat das Teamwerk Esslingen am Start. Achim Jahn, Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft, erzählt, dass er als junger Mensch den Muskateller in Südtirol kennen und lieben gelernt habe. Nun habe er sich gedacht, „das könnte auch gut zu Esslingen passen“ – allerdings trocken ausgebaut. „Wir glauben zu wissen, was unsere Kunden mögen“, sagt Achim Jahn. Und die erfolgreiche Innenstadtbelebung mit der Teamwerk-Vinothek „im guten Neben- und Miteinander“ mit der Kessler Sektkellerei gibt ihm Recht.

Das Netzwerk steht für die Genossen

Auch das Stuttgarter Collegium Wirtemberg hat einen neuen Look. Auf den Etiketten ist jetzt „ein Netzwerk, das für die Genossenschaft steht“, wie deren Geschäftsführer Philipp Kollmar erklärt. In seiner Cuvée Blanc steckt viel Kerner, der ein ähnliches Imageproblem hat wie Muskateller und Müller-Thurgau, „weil die Rebsorte in den 80ern kaputt gemacht wurde“, so Holger Gayer. Hier aber bringt sie zusammen mit Sauvignon Blanc und Souvignier Gris viel Aroma. Statt „Fleischküchle in der Flasche“ würde Philipp Kollmar von der Cuvée eher als „Gaisburger Marsch“ sprechen, „eine Spezialität, die eben nicht jeder hat“.

Wie Souvignier Gris ist auch Cabernet Blanc eine relativ neue Piwi-Rebsorte, also eine pilzwiderstandsfähige. Lukas Ellwanger vom Bio-Weingut Doreas in Grunbach hält damit die Fahne für das Remstal hoch, „in dem es kein Weingut gibt, wo man schlechten Wein bekommt“. Sein frisch-fruchtiger Cabernet Blanc komplettiert diese Runde mit außergewöhnlich spannenden Erzeugnissen eindrucksvoll.

Bis zum 20. Oktober haben die Leserinnen und Leser die wirklich schwere Wahl, was ihnen nun am besten schmeckt und Einzug ins Finale am 5. Dezember hält. Nico Bosch, Projektleiter der Württemberger Weinmeisterschaft, weist darauf hin, dass jetzt für alle vier Runden Weinpakete zur Verfügung stehen – noch.

Weinprobe digital

Verkostung
Die erste Weinprobe der Württemberger Weinmeisterschaft 2025 ist unter dem Link https://zeitung-erleben.de/veranstaltungen/ abrufbar. Im Shop711 sind unter https://www.shop711.de/collections/wein alle vier Weinpakete der Endrunden erhältlich; das mit den ersten sechs Weißweinen plus eine Kiste Aqua Römer Quelle für 55,90 Euro.