Die Tropfen der Nachwuchswengerter aus der Gegend sorgen für Aufsehen. Foto: Stoppel

Der „Gault-Millau-Weinguide Deutschland“ schwärmt von einigen Jungwinzern in Württemberg, beim Weinführer Eichelmann stehen die neuen Tropfen der regionalen Altmeister im Vordergrund.

Stuttgart - Finesse statt Lautstärke scheint hier das Motto zu sein, wohltuende Unaufgeregtheit statt vordergründige Effekthascherei.“ So umschreibt der Mastersommelier Frank Kämmer im Württemberg-Kapitel des aktuellen „Gault-Millau-Weinguide“ seinen Eindruck von dem, was sich derzeit im Weinland Württemberg vor allem bei den Nachwuchs-Weinmachern tut. Im Gegensatz zu den marktschreierischen Konzepten andernorts wollten diese offenbar„nicht nur bessere Weine als ihre Väter machen, sondern vor allem feinere“.

Bei den Abfüllungen von Christian Klopfer aus Weinstadt oder Maximilian Kusterer (Esslingen) reibe man sich verblüfft die Augen, schreibt der Württemberg-Berichterstatter. Und er sieht das Gebiet neuerdings als Heimat der „jungen Feinen“. Kämmer: „Vielleicht nicht die schlechteste Idee in einer immer lauter werdenden Weinwelt.“

Trollinger mit Persönlichkeit und Charakter

Weine, die eigene Zeichen setzen, gebe es trotzdem. Der 2013er Trollinger Sine von Hansjörg und Matthias Aldinger (Fellbach – im Weinguide mit dem Trollinger-Traumergebnis von 88 Punkten bewertet – „markiert eine Zeitenwende für diese Rebsorte“. Damit, schwärmt Kämmer, hätten die Aldingers der Rebsorte zurückgegeben, was bislang zu vermissen gewesen sei: „Persönlichkeit und Charakter“.

In der Gesamtbewertung stehen im „Gault Millau“ weiterhin die Weingüter Aldinger, Schnaitmann (ebenfalls Fellbach) und Graf Neipperg (Schwaigern) als Triumvirat württembergischer Vier-Trauben-Betriebe („deutsche Spitze“) ganz vorne. Sehr solide sei auch die Verfolgergruppe der sieben Drei-Trauben-Betriebe – „wobei wir erfreut feststellen konnten, dass Moritz Haidle auf dem besten Weg ist, die Riesling-Klassiker des elterlichen Guts wieder zu altem Ruhm zurückzuführen“.

„Das Remstal ist die Lokomotive, aber auch im Unterland geht es voran“, so lautet der Zustandsbericht über die Weinregion Württemberg in der neuen Ausgabe von Eichelmann Deutschlands Weine. Das Lob geht hier vor allem an die Altmeister: „Die Spitzenbetriebe schärfen ihr Profil, setzen verstärkt auf Eleganz und Finesse.“ Den Weingütern Aldinger (Fellbach) und Dautel (Bönnigheim) bescheinigt Gerhard Eichelmann mit fünf Sternen Weltklasseniveau. Auf dem Weg dahin sieht er mit viereinhalb Sternen das Stettener Weingut Karl Haidle sowie Rainer Schnaitmann. Ernst Dautel erhält für die konsequente Umsetzung seiner Vorstellungen von Wein und seine Pionierarbeit den Ehrenpreis für das Lebenswerk.

Mehr Sterne für den Nachwuchs

Dass vor allem im Stuttgarter Umland auch die Nachwuchswengerter eine gute Figur abgeben, das erschließt sich bei Gerhard Eichelmann weniger aus dem Gesamttext zum Weinbaugebiet, denn aus den Einzelbewertungen. Da werden mit dem Schwaikheimer Weingut Escher, Andreas Knauß (Weinstadt) und dem Dettinger Weingut Bächner gleich drei von ihnen in die Drei-Sterne-Klasse der sehr guten Erzeuger hochgestuft.

Gar als kleine Sensation darf der Einstieg des neugegründeten Weinguts Gold im Weinstädter Miniflecken Gundelsbach betrachtet werden. Leon Gold wird als Newcomer sofort mit zwei Sternen bedacht. Der über das Bottwartal und Ausbildungsstationen in der Pfalz ins Remstal gekommene Anhänger der Biodynamik, so schreibt Eichelmann, biete „ein starkes Debüt“. Seine Kollektion trage eine klare Handschrift. „Die Weine sind deutlich von Spontangärnoten geprägt, klar und kraftvoll, besitzen gute Struktur und Druck vom Gutsriesling bis hin zu den Spitzen.“ Zusammenfassend heißt es im Weinführer schlicht und begeistert: „Bravo!“