Plauderrunde: Graser, Stricker, Aras, Walz, Luding, Hörner (v.li.) Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Weindorf-Treff von Stuttgarter Nachrichten und SWR 4 klärt die großen Fragen unserer Zeit. Wie lebt es sich 14 Jahre lang in einer Höhle? Was hat eine Moschee mit dem Landtag gemein? Warum ist Botnang schöner als Ibiza? Und können Männer einparken?

Stuttgart - Er kommt aus einer Höhle. Das kann er nicht verbergen. Die Haare lang, der Bart wild. Martin Luding spielt seit 14 Jahren den „Caveman“, und er hat sich das Äußere eines Höhlenmenschen zugelegt. Das sei jedoch nicht der Rolle geschuldet gewesen, sagte er beim Weindorf-Treff in der Laube der Alten Kanzlei am Montagabend. So könne er seinen Vater gut ärgern, außerdem habe er Karl Mohr in den „Räubern“ von Friedrich Schiller gespielt. Fürwahr, rebellisch sieht er aus. So sehr, dass er den Folkrocker Markus Stricker von Wendrsonn neidisch macht. „Bei mir wächst es nicht mehr so“, sagte er. Um aber sogleich die Unterstellung von Moderator Tom Hörner zurückzuweisen, seine langen Haaren seien an den Hut geklebt. „Dafür reicht es schon noch.“

Der Udo-Lindenberg-Look geziemt sich für den Rocker. So will es das Klischee. Doch ansonsten ist Stricker ziemlich eigen. Er macht mit seiner Band schwäbische Rockmusik. „Da ben i dahoim“ hat es in der SWR-1-Hitparade auf Platz 46 gebracht. Der Mann ist durch und durch schwäbisch. Er kommt aus dem Schwäbischen Wald, er singt Schwäbisch, und er schwätzt Schwäbisch. Was bei Freunden in Norddeutschland dazu führt, dass sie sagen: „Lass uns lieber Englisch reden, sonst verstehen wir Dich nicht.“ Bei einem Konzert in Hamburg sei kürzlich eine „feine, wohlriechende Hamburger Dame“ auf ihn zu geschwebt und habe gefragt: „Was Sie da singen, ist das Hebräisch?“ Das nennt man wohl Perlen vor die Säue werfen. In Irland ist man da weiter, dorthin hat man Wendrsonn geladen. Und Stricker ist sich sicher, dass man keinen Dolmetscher braucht. Musik sei die Sprache der Engel, „die versteht man überall“. Um ein Volkslied anzustimmen: „Es schneielet, es beielet, es goht en kaldr Wend, Mädle ziagat Handschua o, ond Buaba laufet gschwend.“

Über Männlein und Weiblein

Dermaßen abgekühlt kann man sich dem großen Menschheitsrätsel nähern. Wie kommen Männlein und Weiblein miteinander aus? Der Experte sitzt am Tisch. Martin Luding erklärt in „Caveman“ in zwei Stunden die Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Nicht, dass das reicht, aber einen Überblick bekommt man. „Ich glaube, Mütter schicken ihre Töchter mittlerweile zu mir und sagen: Du darfst erst heiraten, wenn du zweimal den ,Caveman’ gesehen hast.“ 14 Jahre macht er das nun, mit Leidenschaft nach wie vor, „jeder Abend hat eine andere Stimmung, und man darf sich nicht auf eine Sache reduzieren und sich darauf ausruhen.“ Mit Roland Baisch macht er die Männerabende und privat steht mit vier Kindern das Leben ohnehin stets Kopf. Zudem neigt er nicht zur Langeweile. Im Urlaub auf Ibiza stellten Luding und seine Frau fest, dass „es hier auch schön wäre“. Gesagt, getan, sie kündigten das Haus, verkauften das Auto und blieben drei Jahre. Dann ging’s nach Botnang. Was den Moderator und Botnanger Axel Graser zu der Feststellung verleitete: „Botnang ist also schöner als Ibiza.“

Die Antwort sparen wir uns. Kommen wir lieber zu der Frage, was Luding gelernt hat in 14 Jahren „Caveman“. Ihm sei aufgefallen, „ich mache beim rückwärts einparken das Radio aus und niemand darf mit mir reden“. Woraufhin Landtagspräsidentin Muhterem Aras eine Erleuchtung hatte: „Jetzt weiß ich, warum mein Mann immer sagt: Steig aus, ich parke den Wagen!“ Sie wird ihm das Steuer auch künftig überlassen, putzen darf er auch, nur ihre Wäsche wäscht sie lieber selbst und hängt sie auf: „Dann muss ich sie nicht bügeln.“

Blanke Schultern sind verboten

Apropos Wäsche, die Hitze hat zu Tage gebracht, was eine Moschee und der Landtag gemein haben: In beiden ziemen sich nackte Schultern nicht. Kürzlich hat Präsidentin Aras den Kollegen ob der Hitze gestattet abzulegen. Die Herren durften das Jackett ausziehen, die Damen auch, sie mahnte Aras aber ausdrücklich, die Schulter bedeckt zu halten. „Wir haben eine Kleiderordnung“, sagte sie, „nicht zu leger, nicht zu sportlich.“ Die Würde des Parlaments gebietet dies. Ob die Herren indes die blanke Schulter zeigen dürfen, darüber schweigen die Vorschriften. Wobei im Zweifel gilt, was Markus Stricker sagte: „In meinem Alter ist das nicht sexy, das will keiner mehr sehen.“ Winfried Kretschmann im Muscle-Shirt? Nein, das braucht es wirklich nicht.

Wie ist das eigentlich, wenn der Kretschmann nun Bundespräsident werde, könnte Frau Aras ja Landesmutter werden, oder? Die Antwort ist die einer Politikerin: „Ich habe ein wunderschönes Amt.“ Im Wein liegt die Wahrheit, deshalb schnell zurück zum Viertelesglas. Muhterem Aras ist Muslima, trinkt Wein, weil’s schmeckt und sie ihre Religion nicht dogmatisch versteht. Ihre Mutter trinkt ebenfalls Wein und hat den Vater dazu verdonnert, ebenfalls hin und wieder ein Glas zu trinken. Weil es nämlich die Gesundheit fördere. Mit Lemberger gegen den Herzinfarkt. Kenner trinken eben Württemberger.