Gäste und Moderatoren beim Weindorf-Treff (von li.): Tom Bartels, Alev Seker, Tom Hörner, Diana Gantner, Axel Preuß, Axel Graser. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Beim Weindorf-Treff von SWR 4, Stuttgarter Nachrichten und Stuttgarter Zeitung plaudern Prominente auf dem Schillerplatz. Sportmoderator Tom Bartels erzählt vom WM-Finale, man erfährt wie gefährlich Stöckelschuhe sind und wo man sich Schwäbisch austreiben lassen kann.

Stuttgart - Diese Lebensgeschichte passt nun wirklich zum Weindorf. Und sie beschreibt bestens einen Landstrich, in dem Menschen aus aller Herren Länder leben. Ohne die Weinlese in Heilbronn würde es die SWR-Moderatorin Alev Seker nicht geben. Ihr Vater war mit 14 Jahren aus der Türkei ins Schwäbische gekommen, die Mama mit 16 Jahren. Beide lebten unweit der Weinberge und halfen im Herbst bei der Lese. Dabei bewarfen sie sich, so die Familienlegende, mit Trauben. Nun gilt ja das Verschwenden selbst von Trollinger-Beeren eigentlich als Sünde, aber in dem Fall darf man nachsichtig sein; der Traubenwurf zu Heilbronn ebnete den Weg zur Ehe und bescherte dem Fernsehpublikum schließlich Alev Seker. Wenn sie etwa „SWR Aktuell“ moderiert, so verriet Seker am Donnerstagabend beim Weindorftreff von SWR 4 Studio Stuttgart, Stuttgarter Nachrichten und Stuttgarter Zeitung auf dem Schillerplatz, ist sie ja alleine im Studio, aufgenommen wird sie von Roboter-Kameras. Damit sie nicht an die zehntausende Menschen vor dem Bildschirm denke, beschwöre sie das Bild der Mutter, wie sie sage: „Hallo mein Schatz, ich freue mich, Dich zu sehen!“

Kunst trotz der Pandemie

So reduziert wie die Fernsehstudios ist heuer immer noch das Weindorf. Eine Laube steht auf dem Schillerplatz, Corona hat einmal mehr das Traditionsfest gefleddert. Der Weindorf-Treff aber findet tapfer statt. So wie auch die Kunst der Pandemie getrotzt hat. Axel Preuß ist Intendant der Schauspielbühnen und damit Herr über das Alte Schauspielhaus und die Komödie im Marquardt. Mit Grausen denkt er an die vergangenen 18 Monate zurück. „Als Künstler so lange nicht arbeiten zu können, ist ein Albtraum“, sagte er. Dank staatlicher Hilfen habe man überlebt, auch wenn immer neue Ansagen im Takt von 14 Tagen schon sehr gezehrt haben. Und weil man ja auch nicht wusste, wann und ob es wieder losgeht, habe man weitergeprobt.

Mit dabei war auch Schauspielerin Diana Gantner – wobei die Berufsbezeichnung zu kurz greift. Sie ist Sprecherin, Sängerin, Dozentin, Tänzerin, hat einen LKW-Führerschein und brettert bei Werbespots für John Deere auch mit schwerem Gerät durch den Schnee. Wer mit Sauerwasser getauft ist, den schreckt ohnehin nichts mehr. Die Cannstatterin spielte im Alten Schauspielhaus beim Erfolgsstück „Koi Auskomma mit dem dem Einkomma“ mit.

Wie trainiert man sich Schwäbisch ab?

Schwäbisch brauchte sie dafür nicht lernen. Im Gegenteil, sie musste es sich mühsam abtrainieren. Mit dem Papa trat sie bereits als Mädchen beim Mundarttheater auf. An der hiesigen Schauspielschule beschied man ihr, sie müsse sich den Dialekt abtrainieren. Doch weil sie noch zuhause wohnte und ihr die Familie bescheinigte, sie solle „g’scheid schwätze“, gelang ihr das nicht. Als ihr allerdings beim Tanzen eine Partnerin den Stöckelschuh ins Knie rammte, flog sie wegen der Verletzung von der Schauspielschule. Sie ging nach Köln, verdiente ihr Studium mit Kellnern, mit Schwäbisch brauchte sie dort keinem Gast kommen. Seitdem kann sie Hochdeutsch. Und Kölsch.

Moderieren an Krücken

In Köln ist Tom Bartels zu Hause. Und so kennt er natürlich auch die Kneipe, in der Gantner gekellnert hat. Ob sie ihm schon mal ein Kölsch und eine halve Hahn serviert hatte, konnten die beiden Moderatoren Tom Hörner und Axel Graser jedoch nicht klären. Doch immerhin erfuhren sie, dass nicht nur Tanzen ein gefährlicher Sport ist, auch Tennis kann üble Folgen haben. Zweimal riss dem Sportmoderator Bartels dabei die Achillessehne. Abgeschreckt hat ihn das nicht: Mittlerweile ist er sogar Vorstand eines Tennisvereins. Wehleidig ist er ohnehin nicht: Die Vierschanzentournee moderierte er, obwohl ihm wenige Tagen zuvor die Achillessehne gerissen war.

Weniger malträtiert war er in Brasilien zugange. Und hat sich bei der WM 2014 unsterblich gemacht, als er im Endspiel mit „Mach ihn! Mach ihn!“ Mario Götze förmlich zum Siegtor geschrien hat – vor 35 Millionen Zuschauern, immer noch deutscher Fernsehrekord. Pausen zu machen, die Stimme dem Spiel anzupassen, zu modulieren, das sei sehr wichtig, „aber wenn ich beim Siegtor ruhig geblieben wäre, wäre ich der Einzige gewesen, der nicht geschrien hätte“. Dass da nicht nur die Kicker auf dem Platz unter Beobachtung stehen, sondern auch der Moderator, das hat er allerspätestens beim verlorenen EM-Finale 2008 gelernt. Da widmete ihm der Boulevard eine eigene Geschichte unter dem Titel „Dieser Mann verdarb uns das EM-Finale“. Das habe ihn tief getroffen, verriet er, doch mit zunehmender Erfahrung lernte er, dass vor allem so überzogene Kritik „schnell Schall und Rauch wird“.

Vorbild Uwe Seeler

Axel Preuß wollte ja eigentlich auch Fußballer werden. Der gebürtige Hamburger schwärmte als Bub nicht nur von Heidi Kabel und ihrem Ohnsorg-Theater, sondern auch von Uwe Seeler. Doch dafür reichten die Fähigkeiten am Ball dann doch nicht. Aber der einzig sinnvolle, produktive und fruchtbare Sport, das haben wir am Donnerstag gelernt, ist ja ohnehin Traubenwerfen.