Die Weindorf-Runde: Axel Graser, Weinkönigin Mara Walz, Vasiliki Roussi, Arne Gabius, Wietske van Tongeren, Nikolas Heiber, Tom Hörner Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Abschied nehmen tut weh. Der Weindorf-Treff von Stuttgarter Nachrichten und SWR 4 hat sich am Donnerstagabend verabschiedet. Mit viel Disziplin und einem frohen Lied von Udo Jürgens auf den Lippen.

Stuttgart - Immer wieder geht die Sonne auf. Das ist jetzt keine bahnbrechende Erkenntnis. Das hat schon der Neandertaler begriffen. Aber erst Udo Jürgens hat das Potenzial dieses Naturereignisses erkannt und daraus ein Liedlein gemacht. Nun kann es Udo Jürgens nicht mehr selbst singen. Also sprangen die Moderatoren Axel Graser und Tom Hörner in die Bresche und wollten sich so selbst trösten: Der letzte Auftritt des Weindorf-Treffs in der Laube der Alten Kanzlei ging ihnen zu Herzen. Sie nötigten sogar ihre Gäste mitzusingen: „Immer wieder geht die Sonne auf.“

Gut, die meisten aus der Runde kamen vom Fach. Vasiliki Roussi ist Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin. Im Alten Schauspielhaus gab sie sechs Wochen lang jeden Tag die Piaf. Drei Stunden stand sie auf der Bühne, mit einer kurzen Pause zum „Perücken wechseln“. Ganz schön anstrengend. Doch genau so wollte sie es. Aufgewachsen im Hallschlag, ging sie aufs Gottlieb-Daimler-Gymnasium in Bad Cannstatt. In der Theater-AG merkte sie schnell, „das ist es, das will ich machen“. Die folgende Stelle müssen wir mit einem Warnhinweis versehen: Liebe Kinder, bitte nicht nachmachen. Sie ging zum Direktor, sagte diesem, „heute ist mein letzter Tag“ – und ging. Nach Wien und New York. Sie schönte ihren Lebenslauf, bewarb sich für ein Stipendium und lernte ihren Traumberuf. „Ich habe geblufft. Natürlich haben die gemerkt, dass ich nicht schon jahrelang getanzt und gesungen hatte. Aber Sie sahen in mir Talent.“ Das durfte sie sogleich unter Beweis stellen: „Immer wieder geht die Sonne auf.“

Es geht nur Aqua-Jogging im Freibad

Disziplin, Hingabe, das braucht auch Arne Gabius. Der Stuttgarter ist Arzt und der beste Marathonläufer hierzulande. 2015 lief er in Frankfurt mit 2.08,33 Stunden Deutschen Rekord . Nach 20 Jahren auf der Bahn war dies erst sein zweiter Marathon. Eigentlich hätte er direkt aus Rio kommen sollen, stattdessen kam er mit der U 15 aus Stammheim. Fünf Wochen vor den Olympischen Spielen verletzte er sich am Schambein. „Das war erst meine zweite Verletzung in 20 Jahren Leistungssport“, sagt er, „das war großes Pech.“ In vier Jahren in Tokio will der 33-Jährige dann dabeisein. Momentan geht allerdings nur Aqua-Jogging im Freibad in Ludwigsburg. „Ich komme immer, wenn die ambitionierten Frühschwimmer fort sind, und bevor die Familien kommen.“ Dann ist noch Platz im Becken. Das ist ja gar nicht so einfach in diesen heißen Tagen. Sie wissen schon: „Immer wieder geht die Sonne auf!“

Wietske van Tongeren kam mit dem Wohnwagen. Sorry, das war jetzt ein böser Kalauer. Aber apropos, wie fand sie eigentlich die Leistung der holländischen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft 2016? Ihre Antwort: „So gut wie mein Mann die Leistung der österreichischen Nationalmannschaft .“ Touché. Aber klar, wer die Freundin eines Boxers spielt, der muss schlagfertig sein. Wietske van Tongeren ist die Adrian im Musical „Rocky“, das gerade in Möhringen gespielt wird. Rocky alias Nikolas Heiber hatte sie mitgebracht. Klar, Rocky kann zuhauen, aber kann er auch küssen? „Er macht das ganz gut“, sagt Wietske van Tongeren. So gut, dass „immer wieder die Sonne aufgeht?“

Er liebt die Kehrwoche

Die Frage musste sie nicht beantworten, hatte sie ihren Männern daheim ohnehin viel zu erklären. Hatte man ihr bei der Blindverkostung doch heimtückischerweise Wein ins Glas gekippt. Obwohl sie den kleinen Sohn stillt. Aber keine Angst, es war nur Trollinger. Damit wurden Generationen von Schwaben groß. Wo wir gerade bei seltsamen Bräuchen und Riten sind, der Berliner Nikolas Heiber hat doch tatsächlich vor dem Umzug nach Stuttgart behauptet, er freue sich auf die Kehrwoche. Zu dieser Aussage steht er felsenfest, kein Wunder, „wir haben einen Hausmeister-Service“. Und wer würde sich auch trauen, Rocky anzupampen, er solle ein Bonbonpapierle aufheben? Boxen hat er erst durch seine Rolle gelernt, mittlerweile hat er Geschmack daran gefunden. „Wenn ich mal je den Rocky nicht mehr spiele, werde ich trotzdem weiterboxen.“ Das war der finale Schlag des Weindorf-Treffs 2016. Doch Sie wissen ja: „Immer wieder geht die Sonne auf.“