Die Lauben-Talker (von links): Graser, Joos, Knörzer, Kluge, Haiber, Hörner. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Ein Chiantiwein kann Gänsehaut machen. Aber auch eine einfache Begrüßung. Das lernte man beim Weindorf-Treff von SWR 4 und den Stuttgarter Nachrichten. Und ach ja, wer seinen Traumberuf sucht, der sollte unbedingt weiterlesen.

Stuttgart - Eigentlich sollte man nicht von italienischen Weinen schwärmen bei einem schwäbischen Weinfest. Aber was passiert, wenn man einen Tenor der Stuttgarter Staatsoper am Montagabend zu Gast hat in der Laube der Alten Kanzlei und ihn bittet zu singen? Dann schmettert der natürlich? Genau. „Ja, ja, der Chianti-Wein“, sang Kai Kluge beim Weindorf-Treff. „Ja, ja, der Trollinger“ hört sich auch saublöd an.

Die Ausbilderin befahl: „Jasmin trink!“

Der Schwabe trinkt seinen Wein lieber als ihn anzuschmachten. Das gilt auch für die Hohenloher. Wie zwei Hohenlocher Mädchen zu berichten wussten: Weinprinzessin Jasmin Knörzer und Stephanie Haiber, Fernsehmoderatorin des SWR. Wobei Mädchen falsch ist, wie die Moderatoren Axel Graser und Tom Hörner lernten. In Hohenlohe sagt man Madle, die Mehrzahl lautet Madlich. Und keinesfalls Madlichs. Dafür heißt der Weingarten im Hohenlohischen auch Wengert. Einen solchen kennt Stephanie Haiber aus eigener Erfahrung: Die Familie hatte Kühe, Schweine, Obstgärten und auch einige Wengert. Die bewirtschaftet mittlerweile der Vetter. Wenn nicht der SWR noch kurzfristig ruft, will sie am 3. Oktober bei der Lese helfen.Was dann dabei rauskommt, kann Jasmin Knörzer bewerten. Sie ist Sommelière. Ihre Ausbilderin sagte stets: Weinkenntnis könne man sich ertrinken, ihr Befehl lautete, „Jasmin trink!“ Ein Traumberuf, so scheint es.

Ähnlich verlockend erschienen Herbert Joos die Erzählungen eines Kumpels. Als er 15 war, verfiel er dem Jazz und wollte auch so spielen lernen wie die Jungs im Radio. Also zog er mit der Trompete los. Da sagte man ihm: „Du kannst einfach drauf los spielen, was du willst.“ Da habe er sich gedacht: „Das ist genau mein Ding!“ Bei den ersten Konzerten sei er völlig ahnunglos gewesen. „Wenn die mich angestupst haben, habe ich gespielt wie der Teufel. Wenn die gesagt haben Schluss, habe ich aufgehört.“ Mittlerweile braucht er keinen Anstupser mehr. Der 77-Jährige ist nicht nur ein begnadeter Grafiker, sondern auch einer der bekanntesten Jazzer Deutschlands. Auf 120 Platten hat er mitgespielt, dieses Jahr bekam er den Landesjazzpreis. „Was kann da noch kommen“, fragte Hörner. „Der Überlebensjazzpreis.“

Die Anchor-Frau, die auch Comedy kann

Wohlweislich hatte er seine Trompete nicht mitgebracht. Dafür musste Anchor-Frau Stephanie Haiber in die Bütt. Zunächst sorgte sie mit einem „Guten Abend“ wie aus der Landesschau bei den Moderatoren für Gänsehaut, dann zeigte sie, dass sie nicht nur Nachrichten kann, sondern einst beim SWR 3 im unterhaltenden Fach tätig war, auch als Comedian auftritt und mit einer Band. Hörner und Graser nötigten sie so lange, mit Kluge zu singen, bis sie nachgab. Zwar zierte sie sich, „wenn ich als Hobbysängerin mit einem Opernsänger singen muss, das ist wie neben Heidi Klum im Bikini fotografiert werden.“ Aber dann sang sie doch. Und zwar nach der Melodie von „Auld Lang Syne“ das Aufstiegslied des VfB: „Wenn Du mich fragst, wer Meister wird.“ Alleine. Denn Kluge kannte den Text nicht. Aber gut, er muss sich gerade auf seine Rolle als Tamino in der „Zauberflöte“ vorbereiten.

Zwei Brüder singen auf hohem Niveau

Er ist übrigens der zweite Kluge beim Weindorf-Treff. Voriges Jahr war sein Bruder Daniel da, ebenfalls Sänger an der Staatsoper Stuttgart. Die Mama ist Klavierlehrerin, das war offenbar prägend. Vier Geschwister sind sie, drei davon verdienen ihr Geld mit Musik. Und das Nesthäkchen eifert nach bestandenem Abitur den anderen Kluges nach. Alleine das wäre schon bemerkenswert, aber außergewöhnlich ist, dass ein Brüderpaar an der Staatsoper singt. Einmalig sei das, glaubt Kai Kluge, „von zwei Brüdern, die auf diesem Niveau singen, habe ich noch nicht gehört“.

Keine Trompete dabei, dafür gibt’s ’nen Witz

Herbert Joos hatte ja seine Trompete nicht dabei, zum Ausgleich erzählte er dafür einen Witz. Über zwei Wengerter. Die treffen sich am Weinberg. Sagt der eine zum anderen: „Gestern habe ich deinen Wein probiert, der hat mir ja Löcher in den Ranzen gebrannt.“ Sagt der andere: „Jetzt trinkst du noch deinen eigenen hinterher, dann zieht sich wieder alles zusammen.“ Unbedingt muss man dazu sagen: Dabei kann es sich nicht um Württemberger Wein gehandelt haben. Wir vermuten, es war – ein Chianti-Wein.