Weinprinzessin Henrike Heinicke, Wehrle, Hörger, Thabilé, Hörner, Anand, Felicitas, Russ (v.li.) Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Mit Adorno ging es über krumme Lebenswege, und am Ende tauchen nackige Intendanten auf. Der Weindorf-Treff bot wieder allerhand Überraschendes.

Der kleine Drache Grisu, kennt den noch jemanden? Den tollpatschigen Feuerspucker, der Feuerwehrmann werden wollte. Nun ist Daniel Anand kein Drache, doch war er auch eher auf der anderen Seite zuhause, wie Moderator Tom Hörner beim Weindorf-Treff von SWR 4, den Stuttgarter Nachrichten und der Stuttgarter Zeitung in der Laube Schmücker’s Ox am Montagabend vermutet: „Sie haben in einer Bank gearbeitet, waren also fürs Geldverbrennen zuständig.“ In Berlin war das, mittlerweile ist Anand Pressesprecher und Einsatzleiter der Feuerwehr Stuttgart. Ein ungewöhnlicher Lebensweg, wie ihn viele in der Runde teilen. Dazu später mehr. Mit 14 ging Anand in die Jugendfeuerwehr in Esslingen. Und als die Feuerwehr in Berlin einen Fachmann für Digitalisierung brauchte, verließ Anand die Bank. Nun ist er zurück in der Heimat. Dort schiebt er auch 24-Stunden-Schichten als Einsatzleiter. Dabei legt er sich zwar mal hin, aber Obacht, „ein Feuerwehrmann schäft nicht, er ruht!“

Wieso schwebt der Stuhl?

Damit ist alles über seinen Beruf gesagt. Gegen diese schlichte Wahrheit kann sogar Adorno schwer ankommen. „Kunst ist Magie, befreit von der Lüge, Wahrheit zu sein“, hat Zauberkünstlerin Jaana Felicitas auf ihrer Webseite stehen. Sie hat gar nicht den Anspruch, so zu tun, als könne sie zaubern. Aber sie verzaubert. „Illusionen sind sehr wichtig“, sagt sie, „wir brauchen alle Illusionen.“ Ihre Illusion hat vier Beine. Sie tanzt mit einem schwebenden Stuhl. Und wurde für diese Nummer jüngst zur Deutschen Meisterin gekürt. Sie begann ihre Karriere als Tänzerin, erst Ballett, dann zeitgenössisch, und entdeckte dann die Magie in sich.

Von Zauberfüßen

Doch warum ein Stuhl? Nun, anders als ein Mann tritt er einem nicht auf die Füße. Apropos Füße. Von den Zauberfüßen seiner Mitarbeiter hängt ab, wie die Arbeit des VfB-Vorstandsvorsitzender Alexander Wehrle bewertet wird. Erfüllen sie seine Vorgabe „und schießen immer ein Tor mehr als der Gegner“, wird auch der Chef gelobt. Wenn nicht, wird gebruddelt. Aber auf seine Schwaben will Wehrle nichts kommen lassen. Die Szenen, die sich nach dem 2:1 gegen Köln am letzten Spieltag der vorigen Saison abspielten, zeigen, zu „welchen Emotionen die Schwaben in der Lage sind“. Dieses Auf und Ab wisse er aber einzuordnen, „ich bin immer tiefenentspannt.“ Außer, wenn der WG-Mitbewohner in Konstanz das Essen auf dem Herd vergisst, einschläft und die Bude völlig verqualmt. „Da habe ich mit einer Mitbewohnerin gelöscht“, sagt Wehrle, der Brandstifter hingegen schlief weiter, tiefenentspannt. Die Mama übrigens war alles andere als entspannt, als ihr Alex 2003 zum VfB ging. „Da schickt man den Kerle auf die Uni und dann geht der zu einem Fußballklub“, habe er zu hören bekommen, sagt Wehrle. Mittlerweile habe sie ihren Frieden damit gemacht.

Ein Lebenstraum

Wie auch die Verwandtschaft der Sängerin Thabilé ihre Berufswahl akzeptiert hat. Aber zuhause in Südafrika war man der Meinung, mit der Musik sein Geld zu verdienen, sei nun wirklich keine gute Idee. Also studierte sie Wirtschaft, kam über Österreich nach Stuttgart. Dort traute sie sich zu tun, was sie schon immer wollte, seit sie ein Kind war: als Musikern zu leben und zu arbeiten. Dass dies doch eine gute Idee ist, führte sie dem Publikum vor: Mit „In repair“ einem Song über das erste Treffen mit ihrem Vater nach zwölf Jahren.

Wo bekommt man Pfingstrosen her?

Bei Michaela Russ war der Vater immer da. Wie überhaupt die ganze Familie. Und das wurde ihr zu viel, sodass sie als junge Frau dem Familienbetrieb den Rücken kehrte und lieber Hotelfachfrau lernte, statt in den Veranstaltungsbetrieb einzusteigen. Später kehrte sie dann doch zurück, übernahm den Staffelstab der Konzertdirektion SKS vom Vater. Und hat nun dafür zu sorgen, dass Elton John im November Pfingstrosen geliefert bekommt. Allerdings sagt sie, seien die Diven selten geworden, viele Stars sind so abgeschirmt, die bekommt selbst sie nicht mehr zu Gesicht. Wie leider auch viele Besucher, Russ befürchtet noch zwei harte pandemiebedingte Jahre für die Branche.

Ein Intendant auf dem Grill

Große Sorgen hat auch die ARD. Deshalb wurde SWR-Intendant Kai Gniffke von seinem Aufsichtsrat „gegrillt“. In Folge des Skandals um die ARD-Vorsitzende Patricia Schlesinger. Eigentlich hatte er deshalb abgesagt, tauchte aber dann doch noch für fünf Minuten auf. Und musste sich gleich weiter von Kollegin und Moderatorin Diana Hörger grillen lassen. „Ich musste mich nackig machen“, erzählt er. Minutiös aufführen, wenn er wann und warum eingeladen hatte. Und nein, Massagesitze habe er nicht im Auto, sagt er sarkastisch. Es ist spürbar, ihn treibt die Furcht um, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk, „diese wichtige Institution“, beschädigt wird. Bei der ARD hat man den Eindruck, da ist Grisu wieder aufgetaucht, da fackeln sie alles ab und versuchen gleichzeitig zu löschen.