Weindorf-Treff mit Diana Hörger, Michael Föll, Uwe Hück, Viola Albrecht, Claus-Peter Hutter, Tom Hörner. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Wie Schmetterlinge beim Sparen helfen können, was Reinhold Messner in Weinbergen zu suchen hat und wo der Porsche-Betriebsratschef sein Selbstbewusstsein herholt, konnte man beim Weindorf-Treff von SWR 4 und den Stuttgarter Nachrichten erfahren.

Stuttgart - Angela Merkel kann sich auf was gefasst machen. Heute geht sie mit Uwe Hück in den Sparring. Die Kanzlerin hat die Vertreter der Arbeitnehmer der Autofirmen nach Berlin geladen, natürlich fliegt auch Hück, Betriebsratschef von Porsche, hin. Ob beim Thaiboxen oder beim Verhandeln, Hück ist ausgestattet mit „schlagkräftigen Argumenten“, betonte er am Dienstagabend beim Weindorf-Treff in der Laube der Alten Kanzlei. So will er Merkel sagen, dass man „die Verbrecher einsperren soll und nicht den Diesel“.

Ob der ehemalige VW-Boss Martin Winterkorn das gerne hört? Hück wird’s egal sein, kann er mit 55 Jahren doch nicht nur seinen Körper immer noch in den Spagat zwingen, sondern auch den Spagat zwischen großer Klappe und konstruktiver Mitarbeit meistern. Aber klar, um Sprüche ist er nie verlegen. Beispiel gefällig? „Wie die Politiker über den Verbrenner reden, das ist wie wenn sich zwei Vegetarier über den Geschmack von Schinken unterhalten.“ Denn es gebe den sauberen Diesel: „Man muss ihn nur bauen.“

Quittenschnaps für die Moderatoren

Daran hat’s gehapert. Viele sprechen von Nachhaltigkeit, meistens sind es nur Lippenbekenntnisse. Deshalb hat Claus-Peter Hutter den Umweltschutz lieber selbst in die Hand genommen. 1969 organisierte er mit 14 Jahren seine erste Demo. Drei Jahre später kämpfte er an der Spitze einer Bürgerinitiative für den Erhalt „des letzten echten Altflussarms des Neckars“. Heute ist er Leiter der Umweltakademie Württemberg und weiß, die Natur zu schützen kann auch Spaß machen – und schmecken. Den Moderatoren Diana Hörger und Tom Hörner brachte er einen Schnaps von einer 140 Jahre alten Weinbergquitte mit, selbst gebrannt. Und ein Weinbergpfirsichgsälz, da hatte seine Frau die Finger im Spiel. Zudem verteilte er unter den Zuhörern Päckchen mit Wildblumensamen. Die solle man aussäen, auf Wiesen mit diesen Blumen fühlen sich Schmetterlinge besonders wohl.

Stadtkämmerer Föll hat manchmal was übrig

Die Beschenkten taten gut daran, auf ihre Päckchen gut aufzupassen. Denn Stuttgarts Finanzbürgermeister Michael Föll war hellhörig geworden. Hat er doch entdeckt, dass im Haushalt des vergangenen Jahres „ein bissle mehr übrig war, als man geglaubt hat“. 231 Millionen Euro, um genau zu sein. Und weil das halt „nur a bissle“ ist, glaubte die Stadt, man könne in den Beeten nicht mehr ständig die Blumen neu pflanzen, Dauergrün sei günstiger. Davon ist man nach Protesten wieder abgerückt. Föll: „Den Stuttgartern ist ihre Wechselbepflanzung lieb und auch teuer.“ Aber Wildblumensamen auszustreuen sei eine gute Idee, zudem überaus ökologisch. Pfiffig und günstig, so was gefällt dem Kämmerer. Da kann er einen größeren Batzen in seinen Ranzen packen.

Treffen der Württemberger Ranzenträger

Auch wenn man es nicht glaubt, wenn man den gertenschlanken Föll anschaut, aber er hat tatsächlich einen Ranzen. So nannte man früher einen Gürtel. Hutter: „Wenn früher der Ranzen spannte, spannte nicht der Bauch, sondern der Gürtel.“ Der diente zudem als Geldbeutel. Die Kohle immer am Mann, das ist überaus praktisch, da greift nicht gleich ein Stadtrat rein. Wie so was aussieht, zeigte Hutter. Er ist wie Föll und Hück ein stolzer „Württemberger Ranzenträger“. Überaus breit ist der Ranzen, aus Leder, mit dem Württemberger Wappen bestickt. Einmal im Jahr trifft sich diese 140 Mann starke Bruderschaft beim Volksfest, schmettert die Hymne der Württemberger und trinkt ein oder zwei Bier, so viel halt, bis der Ranzen spannt – oder das Geld alle ist. Aber das passiert einem Kämmerer ja nie. Der hat immer 231 Millionen Euro im Gürtel stecken. Da gibt’s auch nicht weniger Zinsen als auf der Bank.

Hück hilft beim Reparieren von Trockenmauern

Geld braucht es für den Umweltschutz. Aber auch Tatkraft, weiß Hutter. Das gilt besonders für das Bewirtschaften der Steillagen. Ein Wengerter dort erklimme in einem Arbeitsjahr drei Achttausender, „das sind die Reinhold Messner der Weinberge“. Gut möglich, dass ihnen demnächst ein Yeti erscheint. Weil viele der 2000 Kilometer Trockenmauern entlang des Neckars bröckeln, hat Hutter gleich einmal Hück verpflichtet, zum Reparieren vorbeizuschauen. Er darf bloß nicht „so arg drücken“. Kraft hat Hück ohne Ende, wer ihm mal die Hand geschüttelt hat, weiß das. An Selbstbewusstsein mangelt es ihm auch nicht. Hätte die SPD ihn gerufen statt Martin Schulz, müsste die CDU zittern. Den passenden Spruch hat er schon parat: „Merkel braucht Glück, Deutschland braucht Hück!“