Beim Treff: Carolin Klöckner, Tom Hörner, Christian Hermes, Søren Schwesig, Diana Hörger, Kim Renkema, Wolfgang Dietrich, Anahita Rehbein (v.l.) Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die aktuelle Miss Germany und weitere Gäste haben sich beim Weindorf-Treff von SWR 4 und den Stuttgarter Nachrichten wichtigen Fragen gewidmet: Bahnt sich da etwa was an zwischen evangelischer und katholischer Kirche? Ist der VfB was für Masochisten? Und kommt wahre Schönheit von innen?

Stuttgart - Die reinste Titelsammlung hat da beim Weindorf-Treff in der VfB-Laube Platz genommen. Eng wird’s am Tisch bei so viel Prominenz. Eine Miss Germany, eine Weinkönigin, die Miss Volleyball Stuttgarts, ein Zweitliga-Meister, ein waschechter Monsignore und ein Oberhirte sitzen da.Was fürs Auge und was fürs Herz. Was man schon daran erkennt, dass sich vor der Laube die Zuschauer drängen.

Dabei bahnt sich drinnen geradezu Revolutionäres an. Der evangelische Stadtdekan Søren Schwesig und sein katholischer Kollege Christian Hermes sitzen nicht nur nebeneinander. Nein, da ist noch mehr. „Wir verstehen uns gut, arbeiten zusammen und gehen regelmäßig miteinander essen“, sagt Hermes. Schwesig glaubt, man könne Gott, „wenn man neugierig ist, auch in anderen Religionen erkennen“. Sogar im Katholizismus? Bei so viel Einigkeit wittert Moderator Tom Hörner von den Stuttgarter Nachrichten große Kirchenpolitik. „Schmeißt Ihr Eure Läden bald zusammen?“, will er wissen. „Nicht dieses Jahr“, erwidert Schwesig.

Konkurrenz muss sein. Das lässt sich auch schmecken. Schenken die Protestanten beim Abendmahl Rotwein aus, gibt es bei Hermes in der Domkirche St. Eberhard Weißen – aus Baden. Wo liegen noch Unterschiede? Sind Katholiken lustiger? Schwesig, der in seiner Freizeit als Kabarettist unterwegs ist, muss es wissen. „Die lachen schon, wenn ich vor dem Auftritt noch beim Einparken bin“, sagt er. „Man könnte meinen, weil sie sonst nichts zu lachen haben.“ Hermes kontert: „Als evangelischer Geistlicher erlebt man ja eigentlich in seiner Kirche Kabarett genug.“

Trauerarbeit für den VfB

Doch es ist nicht alles lustig im Leben. „Vielleicht können die Kirchenmänner ein wenig Trauerarbeit leisten“, sagt SWR-4-Moderatorin Diana Hörger. Wolfgang Dietrich winkt ab. Der Präsident des VfB Stuttgart steht zwar in der Bundesliga noch ohne Punkte und Tore da, doch die masochistische Ader, die Hörner beim früheren Stuttgart-21-Sprecher ausgemacht haben will, weist der weit von sich. „Wir müssen die Kirche im Dorf lassen“, sagt er. Und muss einräumen, nach Pleiten wie zuletzt gegen die Bayern sonntagmorgens lieber nicht zum Bäcker zu gehen. Fußball sei überhöht – im Sieg wie in der Niederlage, findet er. Doch ein bisschen Hilfe von oben kann nie schaden. Hermes, der sich schick Monsignore nennen darf, ist schließlich noch nicht VfB-Mitglied. Bahnt sich da der nächste Neuzugang an? „Vielleicht können wir ins Geschäft kommen. Aber ich fürchte, dass noch mehr Pfarrer Mitglied bei Bayern sind“, sagt Hermes.

Zumindest mit einer personellen Ausstattung wie beim VfB wäre Kim Renkema hoch zufrieden. Die frühere Top-Volleyballspielerin und heutige Sportchefin bei Bundesligist Allianz MTV Stuttgart kümmert sich um alles vom Marketing bis zur Kaderplanung. Der VfB habe dafür sicher 25 Leute, „aber ich kann dafür sehr viele Dinge selbst tun“, sagt sie. Die Karriere musste sie wegen der lieben Gesundheit recht früh beenden. Das hat Vor- und Nachteile: „Bei einem Topspiel würde ich gerne mal wieder antreten. Aber nicht beim Training am Sonntagmorgen.“

Der große Glanz und das normale Leben

Sportlich ist auch Anahita Rehbein. Die aktuelle Miss Germany hat früher Triathlon betrieben. „Wahrscheinlich habe ich daher den eisernen Willen, Dinge durchzuziehen“, glaubt sie. Die Wahl-Stuttgarterin genießt ihren Titel. Sie sagt aber auch: „Wenn man von jetzt auf gleich in der Öffentlichkeit steht, schätzt man sein ganz normales Leben.“ Deshalb hegt sie keine Ambitionen auf Titel mehr, wenn sie im Februar ihre Krone abgibt. Und an einem derart geistlichen Tag darf eine Frage nicht fehlen: Hat die Schönheit, die auf einer katholischen Schule war, viel mit der Kirche zu tun? Nein, da sei keine enge Bindung, sagt die Studentin.

Hermes schluckt. Und sagt: „Da wird es wohl Zeit, das Wasser auf dem Tisch durch etwas anderes zu ersetzen.“ Wie durch ein Wunder geht der Wunsch in Erfüllung. Allerdings gibt’s zu den Gläsern auch Augenbinden. Dietrich und Hermes glänzen mit Volltreffern beim Tropfen-Raten. „Wir haben es mit Profis zu tun“, folgert die Württemberger Weinkönigin Carolin Klöckner. Der Wein verbindet. Auge und Herz. Und sogar Katholiken und Protestanten.