Württembergs Wengerter hoffen auf gute Qualitäten bei der anstehenden Weinlese. Foto: Gottfried Stoppel

Das Weinjahr hat frostig und nass begonnen – trotzdem hat der Weinbaupräsident Hermann Hohl bei der Herbstpressekonferenz unter dem Kappelberg mit dem Landwirtschaftsminister auf „beste Voraussetzungen für einen hervorragenden Jahrgang 2016“ angestoßen.

Fellbach - Die Sonne brennt richtig heiß auf diejenigen herab, die sich mit Blick auf Württemberg, Fernsehturm und Stadion zur Herbstpressekonferenz des Württembergischen Weinbauverbandes in den Fellbacher Weinbergen versammelt haben. Entspannter könnte die Stimmung quasi kaum sein, denn – so leitet wenig später der Verbandspräsident Hermann Hohl seinen Bericht zum Stand der Dinge in den württembergischen Weinbergen ein: „Es sind beste Voraussetzungen für einen hervorragenden Weinjahrgang 2016 gegeben“.

Dabei habe dieses Weinjahr ziemlich holprig angefangen: Mit teils recht heftigen Frostschäden, die allerdings durch einen ergiebigen zweiten Austrieb weitgehend ausgeglichen worden seien. Nach der Blüte folgten im Frühjahr heftige Unwetter, die mit Starkregen, Hagel und abrutschenden Weinbergterrassen „vor allem die Weinbaukollegen im Kochertal ans Ende ihrer Kräfte brachten“. Später, bei hochsommerlichen Temperaturen, sei es dann im Unterland um Heilbronn teils zu kräftigen Trockenschäden an den Rebanlagen gekommen – „aber qualitativ ohne größere Auswirkungen“, betont Hohl.

Der Weinbaupräsident lobt die Arbeit der Wengerter

Zum jetzigen Zeitpunkt sei der Zustand der Weinberge im Weinbauverband top, lobt der Präsident die Arbeit seiner Wengerter. Und das in einem Jahr, in dem zum einen angesichts der Niederschläge im Frühjahr massiver Pilzbefall gedroht hat und in dem nach wie vor die aus Fernost eingewanderte Kirschessigfliege in der letzten Reifephase vor allem bei den roten Sorten für Probleme sorgen könnte.

„Am Montag geht die Lese richtig los“, sagt Hohl, und zum jetzigen Zeitpunkt liege die Reifeentwicklung zufriedenstellend im langjährigen Mittel. Eine Einschätzung, die auf der Pressekonferenz übrigens auch eine vor Ort mit Hilfe des Landwirtschaftsministers Peter Hauk und der Weinkönigin Mara Walz durchgeführte Messung des Mostgewichts bestätigt. Der noch nicht zur Lese anstehende Spätburgunder unterm Kapellberg bringt es schon jetzt auf ordentliche 79 Grad Öchsle.

Nicht nur, was die Qualität der Trauben angeht, sondern auch bezüglich der zu erwartenden Erntemenge ist der Weinbaupräsident zuversichtlich: „Wir gehen derzeit von einem bestens in den Markt passenden Durchschnittsertrag in Höhe von ungefähr 100 Hektoliter Weinmost je Hektar aus“, sagt Hohl. Damit, so seine Einschätzung, dürfte in Württemberg mit seinen 11 118 Hektar Weinbaufläche wie im Vorjahr die Marke von 100 Millionen Liter Rebensaft überschritten werden. „Kommen, wie erhofft, noch ein paar schöne Frühherbsttage, dürfen sich die Verbraucher bei vorliegender guter Wasserversorgung der Rebanlagen auf einen wunderbaren Jahrgang 2016 freuen.“

Sehr optimistisch gibt sich bei der Herbstpressekonferenz des Weinbauverbandes auch der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU). „Unsere Weinbaubetriebe und mit ihnen die Weinliebhaber können sich auf beste Weinqualitäten freuen“, sagt er. Angesichts der Klimaextreme der jüngsten Zeit müsse für einen zukunftsfähigen Weinbau „die Risikovorsorge unbedingt verbessert werden“. Wichtig sei überdies die Erhaltung der landschaftsprägenden Steillagen. „Sie sind ein Markenzeichen Baden-Württembergs, das wir erhalten müssen.“

Thomas Seibold, dem Gastgeber der Pressekonferenz und Vorstandsvorsitzenden der Fellbacher Weingärtner, ist beim Informationstreffen zwischen den Rebreihen anzusehen, dass man sich unterm Kappelberg praktisch schon mitten in der Lese befindet. In wengerttauglicher Arbeitskleidung gibt er den Überblick zur lokalen Situation. Trotz der Hagelflieger, so berichtet er, habe es vor drei Wochen sonntagmorgens um halb Sieben bei einem überraschenden Gewitter leichte Hagelschäden gegeben. Die Hagelflieger nützten den Wengertern sehr viel, „aber absoluten Schutz gibt es eben nicht“, sagt er. Die Folge in Fellbach in diesen Fall: Eine halbe Woche vor Beginn der Hauptlese steht unter anderem die Vorlese in den beschädigten Portugieseranlagen an – zu denen Seibold flugs entschwindet.