Der Strukturwandel in der Landwirtschaft könnte für die Kulturlandschaft im Remstal zur existenziellen Bedrohung werden. Foto: /Gottfried Stoppel

Viele Weinberge werden nicht mehr richtig gepflegt. In einem Weinbaugespräch wurde in Beutelsbach erörtert, welche Chancen des Förderprogramms „Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept“ zur Rettung der Kulturlandschaft genutzt werden können.

Der Weinbau im Remstal stehe vor tiefgreifenden Herausforderungen, die durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft und den Verlust bewirtschafteter Flächen verursacht werden. So lautete im Trollingersaal der Remstalkellerei die Problemstellung eines Gesprächs über die Zukunft des Weinbaus im Remstal, zu dem die CDU-Landtagsabgeordneten Siegfried Lorek und Christian Gehring eingeladen hatten.

 

Sie wollten diese Entwicklung zum Anlass nehmen, um mit Vertretern der Weinbaugemeinden und der Weinwirtschaft über Lösungsansätze zu diskutieren und die Möglichkeiten eines „Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzeptes“ für das Remstal zu beleuchten. Schließlich bedrohten diese Entwicklungen die Existenz vieler Weinbaubetriebe und auch die Kulturlandschaft.

Förderung für Entwicklungskonzepte

Als eine Möglichkeit, die nachhaltige Entwicklung in ländlichen Regionen zu fördern, die auch im Remstal anwendbar wäre, stellte Gerd Holzwarth, Dezernent für Forst, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Vermessung des Landratsamtes Rems-Murr-Kreis, das Programm „Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept“ (ILEK) vor. Dieses sei ein strategisches Planungsinstrument auf lokaler Ebene mit dem Ziel, die Nachhaltigkeit zu fördern und auch positive wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung zu gewährleisten. In einem ganzheitlichen Ansatz werden – etwa im Weinbau – die Betroffenen als Akteure miteingebunden und unterschiedliche Nutzer- und Interessengruppen an einen Tisch gebracht. Die Analyse der Stärken und Schwächen des Gebiets ist dabei genauso Teil des Prozesses wie die Ausarbeitung von Entwicklungsstrategien, Handlungsfeldern und Leitprojekten.

Themen für ein ILEK-Projekt im Remstal könnten, so Holzwarth, etwa die Einhaltung der Mindestpflege, die Unterstützung bei Rodungen oder Aufforstung brachliegender Flächen oder Photovoltaik im Weinberg sein. Für die einzelnen ILEK-Projekte winken dabei zusätzlich zur Förderung des gemeinschaftlichen Entwicklungsprozesses später im sogenannten Regionalmanagement Fördermittel in Höhe von 75 Prozent bei maximal 90 000 Euro pro Jahr – und das sieben Jahre lang.

Im Nachbarkreis Ludwigsburg gibt es bereits Erfahrungen mit solchen Entwicklungsprojekten. Die Steillagenbeauftragte des Kreises, Steffi Kahleiß, stellte im Trollingersaal in Beutelsbach die beiden erfolgreichsten Leitprojekte vor – die teils kreisübergreifend initiierten ILEK-Projekte Enzschleife und Neckarschleife. Entstanden sind bei der „Neuerfindung des Steillagenweinbaus“ unter anderem Trockenmauersanierungen samt Trockenmauerkursen, kleine Flurbereinigungen sowie Rundwege und Genussplätze samt zugehörigen Gesamtkonzepten. Rundum ein Erfolg, der sich noch weiter fortsetze, sagte Kahleiß. Nebenbei seien binnen vier Jahren fast 700 000 Euro an Fördermitteln für 64 Projekte geflossen.

Viele Weinberge werden nicht mehr ausreichend gepflegt

Was den Wengerten im Remstal am meisten unter den Nägeln brennt, so stellte sich in der anschließenden Gesprächsrunde heraus, ist das Problem verwildernder Weinberge. Verstärkt käme hier hinzu, dass vermehrt Fälle zu verzeichnen seien, in denen Betriebe gezielt Flächen übernähmen, nicht um sie tatsächlich zu bewirtschaften und zu pflegen, sondern um bei minimalem Eigenengagement an Fördermittel zu kommen. Durch nicht ausreichend gepflegte Flächen, so konstatierte der Korber Weinmacher Aaron Schwegler, zeigte sich „wegen dieser Art der Nachbarschaftshilfe“ ein Minus von 50 000 Euro jährlich.

„Da braucht es Kontrollen“, sagte sein Kollege Jens Zimmerle aus Waiblingen – auch bei der Vergabe von Förderung, vor allem im ökologischen Bereich. Insgesamt sei dies bislang sehr problematisch, betonten sowohl Holzwarth als auch der mit beim Gespräch beteiligte Abteilungsleiter Landwirtschaft im zuständigen Landesministerium, Konrad Rühl. Da seien die gesetzlichen Regelungen zur Mindestpflege zu unbestimmt für ein konsequentes Vorgehen. Allerdings, so Rühl, bestehe hier Hoffnung auf Neuregelung zum Frühjahr 2026.