Der alte Wengertweg wird von Gestrüpp befreit. Foto: Gottfried Stoppel

Zwischen Oppelsbohm und Necklinsberg befreien Freiwillige einen historischen Hohlweg von Gestrüpp. Mit dem Weg hat es Besonderes auf sich. Er erinnert an die Zeit als in den Berglen noch Reben standen und er soll samt Wengertauern als Biotop wieder gepflegt werden.

Berglen - Knapp 100 Hektar Weinbauflächen und zehn Keltern: einst sind die Berglen, der westliche Ausläufer des Welzheimer Waldes, nicht nur Obst-, sondern beginnend um das Jahr 1440 bei Oppelsbohm, auch Weinbaugebiet gewesen – bis dann gegen Ende des 19. Jahrhunderts die aufkommende Konkurrenz der per Eisenbahn angekarrten ausländischen Weine, Missernten und neue Rebschädlinge den Weinbau auf dem Gebiet der heutigen Flächengemeinde Berglen zum Erliegen brachten. Im Jahr 1935, so heißt es in den Ortsannalen, seien die letzten, schon zuvor nur noch der Selbstversorgung dienenden Rebstöcke ausgehauen worden.

Flurnamen und Wengertmauern erinnern an die Weinbauzeit

Heute erinnern diverse Flurnamen an die knapp 500 Jahre Weinbau in den Berglen. Außerdem sind nach wie vor hier und dort noch die typischen Wengertmäuerle zu sehen und die Überreste der teils zu Hohlwegen gewordenen alten Weinbergwege. Und einen 300 Meter langen Abschnitt eines solchen zugewucherten Hohlwegs samt historischen Wengertmauern hat jetzt am Pflegetag des Landschaftserhaltungsverbandes (LEV) ein ehrenamtliches Arbeitsteam vom Gestrüpp befreit. Der historische Weinbergweg zwischen Oppelsbohm und Rudersberg soll wieder zugänglich gemacht werden. Das Projektziel, so die Beschreibung des LEV Rems-Murr: „Das besondere Biotopzusammenspiel eines Hohlweges mit angrenzender Trockenmauer mit dem vielseitigen Angeboten an Lebensräumen für Pflanzen und Tiere wird wieder hergestellt.“

Insgesamt 15 Helfer von Landschaftserhaltungsverband, BUND Ortsgruppe Berglen, Schwäbischem Albverein, Heimatmuseumsverein und Bund Naturschutz Neckar-Alb sind am Pflegetag angerückt, um mit Freischneider, Motorsägen und Astscheren dem wild wuchernden Gebüsch, Brombeergestrüpp und sonstigen Kleinholz zu Leibe zu rücken. In den vergangenen Jahrzehnten war der einstige Transportweg komplett überwuchert. Dadurch, dass die Hohlwege und Steinmauern nicht mehr fachgerecht gepflegt, die Bäume nicht mehr auf Stock gesetzt würden und die Trockenmauerstandorte verbuschten oder gar als Müllkippe dienten, so heißt es in der Begründung für das Berglener Weinbergwegprojekt nahe der einstigen Kelter zwischen Oppelsbohm und Necklinsberg, „gehen nicht nur wertvolle Lebensräume für zahlreiche Arten verloren, sondern auch das charakteristische Landschaftsbild unseres Landkreises“.

Zwei Tage Arresst für Traubenklau

Durch den Hohlweg an der Ziemerhalde holperten einst unter anderem die Karren, mit denen die Berglen-Wengerter Kerf – verwitterten Tonstein – aus den Mergelgruben bei Oppelsbohm hertransportierten, um die Böden zu düngen und zu verbessern. Denn einfache Produktionsbedingungen hatten die Wengerter in den Berglen nun wirklich nicht. „Die Qualität war von Jahr zu Jahr schwankend“, heißt es dazu im Informationstext zum Weinbau im Berglener Heimatmuseum, „gleichwohl war das Produkt von hohem Wert: Wegen der Entwendung einer einzigen Traube gab’s zwei Tage Ortsarrest“.