Hitze und Klimaextreme machen den Winzern zu schaffen. Foto: dpa

Hitze und Trockenheit sowie extreme Klimaschwankungen: Die Weinbauern im Land fordern Hilfe, damit sie weiter wirtschaften können. Das wird bei einer Versammlung in Besigheim bei Ludwigsburg deutlich.

Besigheim - Die Frostnächte vom April 2017 stecken den Wengertern der Region immer noch in den Knochen. Einen so großen Schaden in den Weinbergen möchten sie nicht noch einmal erleben, wenn er auch später durch finanzielle Zuschüsse des Landes gemildert wurde. Doch sie müssen sich darauf einstellen. Denn aller Voraussicht nach werden sich die letzten Frosttage des Frühlings in den nächsten Jahren und Jahrzehnten immer weiter in den Mai hinein schieben. Das ist eine Konsequenz aus dem Klimawandel, mit dem sich die Mitglieder des württembergischen Weinbauverbandes bei ihrer Versammlung an diesem Dienstag in der Besigheimer Kelter beschäftigten. Auch in diesem Jahr dürfte die Frostgefahr erst Mitte Mai vorüber sein, fürchtet Weinbaupräsident Hermann Hohl. Bisher aber sind die Schäden gering.

Der Frost bedroht die Reben

Das Gefährliche am Frühjahrsfrost: Der Austrieb der Knospen setzt immer früher ein. Seit Ende der 40er-Jahre hat er sich um etwa 14 Tage verschoben. Das zeigen langjährige Beobachtungen, wie Dietmar Rupp von der Weinbauschule in Weinsberg darlegte. Der Frost vernichtet die Knospen und bedroht damit einen großen Teil der Ernte. Die Beobachtungen zeigen auch, dass die Blüte etwa eine Woche früher einsetzt und die Trauben ein bis zwei Wochen früher reif sind.

Klimaexperten rechnen damit, dass sich der allgemeine Temperaturanstieg fortsetzt, machte Meteorologe Malte Neuper deutlich. Schon seit etwa 1990 häufen sich die Hitzewellen, ein heißer und trockener Sommer wie im Jahr 2018 dürfte bald nicht mehr außergewöhnlich sein. Das bedeutet allerdings nicht, dass es weniger Niederschläge gibt. Vielmehr ist mit einer Häufung von Starkregen zu rechnen, mit mehr Gewittern und auch mit häufigem und stärkerem Hagel, neben dem Frost eine der ärgsten Bedrohungen im Weinberg.

Kann eine Versicherung den Winzern helfen?

Frost, Dürreperioden, Starkregen, Hagel: Für den Weinbauverband ist dies Anlass genug, gemeinsam mit der Landespolitik nach Möglichkeiten eines Risikomanagements zu suchen. Präsident Hermann Hohl schwebt eine Versicherungslösung für die Wengerter vor, um die Folgen der Wetterkapriolen zu meistern. Zuversicht schöpfe er aus verschiedenen Aussagen von Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU), dieses Vorhaben unterstützen zu wollen.

Der Klimawandel birgt auch Chancen – mittlerweile gedeihen in Württemberg auch hochwertige internationale Sorten wie Cabernet Sauvignon oder Syrah. Die Risiken sieht Weinbau-Experte Rupp im Verlust des typischen Geschmacksbildes, vor allem der Weißweine. Jahrgänge wie sie im Supersommer des Jahres 2003 entstanden sind, zeichnen sich durch einen zu hohen Alkoholgehalt und einen Mangel an Säure aus. Das andere Extrem war im Jahr 2006 zu beobachten: Ist es im Spätsommer warm und feucht, droht häufiger Fäulnis, wenn die Trauben dann schon reif sind.

Eine weitere Folge des Klimawandels ist möglicherweise die Verschiebung der Anbauzonen. Ist es in tiefen Lagen zu warm, könnte man in die Höhe gehen. Vielleicht gibt es ja bald schon Wein von der Schwäbischen Alb, mutmaßte Rupp.