Kinder, die durch Aggression, Alkoholmissbrauch und andere jugendliche Verhaltensweisen auffallen, gehören zur Zielgruppe der Mobilen Kindersozialarbeit. Foto: dpa

Die Sozialarbeiterin Cathrin Maier kümmert sich im Gebiet Pfaffenäcker um Acht- bis Dreizehnjährige, die von Ausgrenzung bedroht sind. Die Kinder fallen meist durch jugendtypische Verhaltensweisen wie Cliquenbildung, Alkoholmissbrauch und Aggressivität auf.

Weilimdorf - Von Kindern, die rauchen, laut sind und Passanten anpöbeln, berichtet Dorothea Kik. Sie ist die Pfarrerin der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde und hat in der Gegend rund um das Gemeindezentrum an der Wormser Straße immer wieder beobachtet, dass Kindergruppen auf öffentlichen Plätzen abhängen, mitunter bis spät in die Nacht hinein. „Es sind Cliquen mit Kindern, die Verhaltensweisen zeigen, die man früher eher bei Jugendlichen beobachtet hat“, sagt die Pfarrerin. Sie erzählt davon aber nicht, weil sie sich darüber ärgert – sie beschreibt, warum im Gebiet Pfaffenäcker ein Bedarf an Mobiler Kindersozialarbeit erkannt wurde.

Die Mobile Kindersozialarbeit ist ein Modellprojekt, das vom baden-württembergischen Sozialministerium gefördert wird. Seit 2012 werden landesweit vier 50-Prozent-Stellen finanziert, davon eine in Freiberg und eine im Fasanenhof. Zum 1. April dieses Jahres wurden, zunächst befristet bis Ende 2016, drei neue Halbtagsstellen geschaffen. Davon ist eine bei der Mobilen Jugendarbeit Weilimdorf angesiedelt und mit Cathrin Maier besetzt. Sie arbeitet schon seit einigen Jahren im Bezirk in der Mobilen Jugendarbeit und als Schulsozialarbeiterin. Nun hat sie diese Tätigkeiten reduziert, um sich vermehrt der Mobilen Kindersozialarbeit zu widmen. „Ich kenne die Kinder und ihre Päckchen, die sie mit sich rumschleppen“, sagt Cathrin Maier. Es sei wichtig, dass ihnen nun auch ein pädagogisches Angebot gemacht werden könne, das nicht an das schulische Umfeld gekoppelt sei und bei dem sich die Sozialarbeiter auch mehr Zeit für die Kinder nehmen könnten.

Die Kinder sind oft bis in die Nacht hinein alleine draußen

Sie berichtet, dass den Streetworkern der Mobilen Jugendarbeit Weilimdorf auf den Straßen zunehmend nicht nur Jugendliche begegnet seien: „Bei der Streetwork treffen wir an einem Nachmittag im Normalfall so 20 bis 25 Kinder an.“ Die Kinder blieben oft bis in die Nacht alleine draußen, bestätigt sie die Beobachtung von Dorothea Kik. Die etwa Acht- bis Dreizehnjährigen hielten sich meist in Cliquen auf und zeigten auch sonst ein eher jugendliches Verhalten wie Aggressivität, Alkoholmissbrauch oder Straffälligkeit, erzählt die Sozialarbeiterin. Die Kinder seien von Ausgrenzung bedroht und meist schon durch alle sozialen Netze gefallen. „Wir würden gerne mit ihnen arbeiten, aber sie passen nicht so recht zur Zielgruppe der Mobilen Jugendarbeit“, sagt Maier.

Deren Säulen der pädagogischen Arbeit bilden zwar auch das Gerüst der Mobilen Kindersozialarbeit, Unterschiede gibt es aber beim Zugang zu den Kindern und bei den Themen, die sie beschäftigen, erklärt Cathrin Maier. „Außerdem sucht man einen engeren Kontakt zu den Eltern, versucht auch zu ihnen eine Beziehung aufzubauen und ihnen Beratung anzubieten.“ Die Arbeit mit den Kindern umfasse vor allem Einzelfallhilfe, Gruppenarbeit und Streetwork. Zudem gehöre noch die Gemeinwesenarbeit zu ihren Aufgaben, erzählt die Sozialarbeiterin. Dabei gehe es darum, dass zusammen mit anderen Weilimdorfer Institutionen und Organisationen geschaut werde, was getan werden kann, damit sich Kinder im Bezirk wohl fühlen.

Bislang wurden gute Erfahrungen mit dem Projekt gemacht

In Freiberg und im Fasanenhof, wo schon länger Mobile Kindersozialarbeit angeboten wird, sind die Erfahrungen bislang durchaus positiv, berichtet Manuel Huber. Er ist bei der Caritas, Träger der dortigen Kindersozialarbeit, für das Projekt zuständig. Einige Erfolge seien bei der Arbeit mit den Kindercliquen durchaus zu beobachten, sagt er: „Beispielsweise schlagen die Gruppen nicht mehr so häufig bei der Polizei auf“, es gebe weniger Vermüllung und weniger Diebstähle in den Stadtteilen. So hält auch der Jugendsachbearbeiter des Weilimdorfer Polizeipostens die Mobile Kindersozialarbeit für eine sehr wichtige und notwendige Aufgabe. Auch Pfarrerin Dorothea Kik baut auf die prophylaktische Wirkung des Angebots. Pfaffenäcker sei einst, bevor sie in der Bonhoeffer-Gemeinde angefangen habe, schon einmal ein sozialer Brennpunkt gewesen. „Mit dem Angebot der Mobilen Kindersozialarbeit will man verhindern, dass sich das wieder dahin entwickelt.“