Bereits 2011 hat der Gemeinderat beschlossen, das Alte Schulhaus (l.) und das Alte Rathaus zu sanieren, und dafür zunächst 789 000 Euro bewilligt. Foto: Archiv Leonie Schüler

Rund drei Millionen Euro kostet es, das Alte Schulhaus und das denkmalgeschützte Alte Rathaus wieder in Schuss zu bringen.

Weilimdorf - Für das Alte Rathaus und das Alte Schulhaus liegt ein überarbeitetes Sanierungs- und Nutzungskonzept vor. Demnach wird die Sanierung des historischen Ensembles deutlich teurer, als bislang angenommen. „Es gibt eine Kostenerhöhung von rund 1,5 Millionen Euro“, sagt Erster Bürgermeister Michael Föll. Damit verdoppeln sich die Kosten gegenüber einer ersten Schätzung aus dem Jahr 2008 auf etwa drei Millionen Euro. Nachdem der Gemeinderat für die Sanierung des Gebäudeensembles vor vier Jahren bereits 789 000 Euro genehmigt hat, von denen Stand heute lediglich Planungskosten in Höhe von rund 80 000 Euro abgerufen wurden, fehlen zur Finanzierung noch rund 2,2 Millionen Euro.

Der ersten, mittlerweile sieben Jahre alten Kostenschätzung habe noch kein ausgereiftes Nutzungskonzept zugrunde gelegen, erklärt Thomas Zügel, Leiter des Amts für Liegenschaften und Wohnen, die Kostenerhöhung: „Der Fokus des Sanierungskonzeptes lag damals auf der Beseitigung der Bauschäden und Erhaltung der Bausubstanz. Das Gebäude sollte mit möglichst geringem Aufwand wieder nutzbar gemacht werden.“ Der neue Planungsansatz sehe hingegen eine vollständige Sanierung der beiden Gebäude vor. Zusätzliche Kosten seien auch den gestiegenen Anforderungen des Brandschutzes geschuldet, so Zügel. Der Amtsleiter verweist zudem darauf, dass sich seit 2008 die Baukosten im Allgemeinen erhöht haben.

Die bisherige Planung war nicht optimal

Zwar liege für die bislang angedachten Sanierungsmaßnahmen seit August des vergangenen Jahres eine Baugenehmigung vor. „Was geplant und genehmigt wurde, ist aber nicht optimal“, sagt Thomas Zügel. Die Baugenehmigung sei mit erheblichen Auflagen verbunden, weswegen die vorliegende Planung noch einmal kritisch überprüft worden sei. „In diesem Prozess haben sich weitere Verbesserungsvorschläge ergeben, die Grundriss- und Nutzungsänderungen erfordern und daher genehmigungspflichtig sind“, erklärt der Leiter des Liegenschaftsamts. Dadurch, dass das Jugendamt entgegen der ursprünglichen Planung im Alten Pfarrhaus keine Räume mehr für einen Hort benötigt, haben sich die Anforderungen an die Nutzung des Gebäudes geändert. Wesentliche Elemente der überarbeiteten Planung sind gemäß der Mitteilungsvorlage zum Haushaltsplan, die dem Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen am Freitag, 24. Juli, präsentiert wurde, das verbesserte Brandschutzkonzept, der Verzicht auf ein zusätzliches Treppenhaus im Alten Schulhaus sowie die Instandsetzung der kompletten Haustechnik samt Heizungs-, Wasser- und Elektroinstallation. Zudem „wurden auch weitere Bauschäden erkannt, die als substanzerhaltende Maßnahmen vorrangig in der Kostenaufstellung berücksichtigt werden mussten“, heißt es in der Vorlage.

Edeltraud John, die sich mit ihrem Verein Pro Alt-Weil seit Jahren für eine Sanierung des Alten Schulhauses und des Alten Rathauses stark macht, hofft, dass die benötigten Gelder im Doppelhaushalt 2016/2017 eingestellt werden: „Der Zustand der Gebäude erfordert dringend, dass etwas getan wird.“ Auch für die im Alten Schulhaus beheimatete Kindergruppe Regenbogen sei es wichtig, frühzeitig zu wissen, bis wann sie das Gebäude räumen muss: „Da hängt logistisch einiges dran“, so John. Zudem bezahle die Stadt jeden Monat 800 Euro Miete für ein Gerüst am Alten Schulhaus, um dem Brandschutz gerecht zu werden, bislang seien allein dafür schon knapp 50 000 Euro aufgelaufen.

Die Gebäude sollen in einem Zug saniert werden

Entgegen der ursprünglichen Planung, die eine Sanierung in drei Stufen vorsah, empfiehlt die Verwaltung, beide Gebäude in einem Zug zu sanieren. Der Bezirksbeirat hatte vorgeschlagen, zunächst nur das Alte Schulhaus instandzusetzen, was die Verwaltung aber ebenfalls ablehnt – beide Varianten wären nicht wirtschaftlich.

Das neue Konzept sieht vor, die beiden Gebäude miteinander zu verbinden. Damit können sich die beiden Häuser gegenseitig als zweiter Fluchtweg dienen. Das Alte Schulhaus soll künftig ausschließlich von der Kindergruppe genutzt werden, die damit künftig über rund 225 Quadratmeter Nutzfläche verfügen könnte. Im unter Denkmalschutz stehenden Alten Rathaus an der Ditzinger Straße 5 sollen künftig auf etwa 227 Quadratmetern Gemeinwesenräume entstehen, „für Vereine, Sitzungen und Ausstellungen beispielsweise“, sagt Thomas Zügel. Nach wie vor ist auch vorgesehen, die, wie es in der Mitteilungsvorlage heißt, „aus historischer Sicht und aus Sicht des Denkmalschutzes bedeutungsvollen Gebäudeteile“ wie die Arrestzellen im Dach- und der Luftschutzraum im Untergeschoss des Alten Rathauses als Schauräume für das Heimatmuseum zu erhalten.

Den historischen Wert des Gebäudeensembles betont auch Edeltraud John: „Das ist das Herzstück Weilimdorfs und für die Identifikation mit dem Ort von enormer Bedeutung.“ Und dieser besondere Wert lasse sich eben nicht in einer Kosten-Nutzen-Rechnung erfassen, hofft sie auf die Zustimmung der Stadträte. Eine Entscheidung darüber wird letztlich aber erst im Rahmen der Haushaltsberatungen des Gremiums gegen Ende des Jahres fallen.