Fertige Module, jedoch kein Plattenbaucharme: Die 32 Wohnungen am Hausenring sind zwar seriell hergestellt, jedoch sollen sie architektonisch attraktiv sein. Foto: Marta Popowska

Die SWSG sieht im Seriellen Bauen die Antwort auf gestiegene Baukosten und hohe Mietpreise. In Weilimdorf entstehen derzeit Wohnungen, die aus fertigen Modulen errichtet wurden.

Hausen - Wie schafft man es in Zeiten von überproportional steigenden Baukosten, die Preise für Mieter verträglich zu gestalten, sozialen Wohnungsbau und sogar architektonische Attraktivität zu ermöglichen? Das ist eine Frage, mit der sich die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) seit längerem beschäftigt. Eine mögliche Lösung, die im Pilotprojekt Hausenring derzeit auf die Probe gestellt wird, ist das Serielle und Modulare Bauen.

Die Herausforderungen, vor denen die Baubranche steht, sind sehr vielfältig, erklärt Helmuth Caesar, technischer Geschäftsführer der SWSG. So seien zwischen dem Jahr 2000 und 2016 allein die Baukosten um 49 Prozent gestiegen. Damit einher gehen hohe Mietpreise. Gleichzeitig gebe es das Bedürfnis nach schnell verfügbaren Wohnungen, einen Anspruch an neue Bauprozesse sowie den Versuch, dem Mangel an Handwerkern Herr zu werden. Die Antwort auf all das, so hofft man bei der SWSG, könnte das Serielle und Modulare Bauen sein.

Von der Baustelle ins Werk

Die moderne Modulbauweise unterscheidet sich im Gegensatz zu den ersten Versuchen aus den 1970er und 80er Jahren kaum mehr von herkömmlichen Wohngebäuden, doch sind die Konstruktionsarten von Häusern in Modulbauweise andere. Beim Modularen Bauen verlagert sich der Ort des Bauens von der Baustelle ins Werk. Die Gebäude oder Gebäudeteile, also die Module, werden zunächst als Prototypen entworfen. Auf der Baustelle müssen sie dann nur noch zusammengefügt werden. Dies können komplette Gebäudewände, ganze Badzellen oder Balkone sein. Dies kann schließlich in Serie umgesetzt werden. Die serielle Bauweise orientiert sich eher an industriellen Herstellungsprozessen und jeder einzelne Wohnneubau wird nicht mehr als Unikat geplant. Im Umkehrschluss wird auf den Baustellen selbst weniger und kürzer gearbeitet. Ein leiser und komprimierter Bauprozess freut vor allem unmittelbare Anwohner.

Als Baustoff kommen beim seriellen Bauen von heute nicht nur Betonplatten infrage. Wände und Raummodule lassen sich auch aus Holz, großformatigen Kalksandstein-, Ziegel– oder Porenbeton-Plansteinen im Werk vorfertigen. Dass es sich dabei um kein massives Mauerwerk und folglich um dünne oder Doppelwände handelt, gilt jedoch als Nachteil. Damit verbunden sind ein hoher Schall- und Wärmedämmungsaufwand sowie gestalterische Einschränkungen.

SWSG investiert sieben Millionen Euro

Langfristig soll diese Art zu Bauen billiger werden. Beim Pilotprojekt stand die Kostenersparnis laut dem SWSG-Pressesprecher Peter Schwab jedoch noch nicht im Vordergrund. „Es ging um das Ausloten der Praktikabilität und der Chancen, die das serielle Bauen in Stuttgart eröffnen kann“, sagt er. Mit den gut sieben Millionen Euro, die man inklusive Keller und Tiefgarage investiert habe, lägen die Kosten nicht über denen vergleichbarer Neubauten in konventioneller Bauweise, erläutert Schwab.

Was auf den Plänen ein wenig so aussieht, als würden Architekten Tetris spielen, kann man am Hausenring schon sehen. Die 32 Neubauwohnungen auf einem Wiesengrundstück sind ein Beispiel für die Möglichkeiten dieser Bauart. Die Hälfte der Wohnungen werden gefördert sein. Mit ihren Ein- bis Vier-Zimmer-Grundrissen zwischen 37 und 94 Quadratmetern richtet sich das Projekt laut der SWSG an Interessenten aus breiten Schichten der Bevölkerung.

Fehler des Plattenbaus will man nicht mehr machen

Die SWSG plant, das Serielle Bauen weiterzuverfolgen. „Aktuell steht der Neubau der Klinikumswohnungen beim Krankenhaus Bad Cannstatt als Anwendungsfall in der Diskussion“, sagt Schwab. Im Prießnitzweg möchte die SWSG rund 330 Wohnungen für etwa 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klinikums neu errichten.

Am Hausenring ist man da schon weiter. Es fehlen noch die Balkone und Außenanlagen. Ende August sollen die Arbeiten beendet sein, die Wohnungen könnten dann im Oktober von den Mietern bezogen werden. Helmuth Caesar ist zufrieden. Serielles Bauen und eine moderne, attraktive Architektur schließen sich für ihn nicht aus. „Wir stehen zwar unter Kostendruck. Den Fehler des Plattenbaus werden wir aber nicht mehr machen“, sagt er.