Die Firma Bauder verarbeitet in Weilimdorf Bitumen. Das kann man mitunter weithin riechen. Foto: Martin Braun

Anwohner des Weilimdorfer Industriegebiets rümpfen die Nase: Sie klagten in den vergangenen Wochen über eine vermehrte Geruchsbelästigung durch die Firma Bauder. Nach Angaben des Unternehmens ist die Ursache dafür gefunden und beseitigt, eine Gefahr für die Gesundheit habe nicht bestanden.

Weilimdorf - Mitte Mai erwähnte Eberhard Keller (SPD) gegen Ende der Bezirksbeiratssitzung, dass es im Umfeld der Firma Bauder in der jüngeren Vergangenheit auch nachts und an Wochenenden zu Geruchsbelästigungen gekommen sei. Er bat das Amt für Umweltschutz um eine Prüfung. Auf Nachfrage der Nord-Rundschau erklärte Keller, dass er das Thema „nicht so hoch hängen“ wolle. Er bestätigte aber, dass er den Geruch selbst mitbekommen habe und auch darauf angesprochen worden sei. Seit etwa einem halben Jahr rieche es immer wieder, manchmal auch für längere Zeit, nach Asphalt oder Bitumen, sagte Keller. Ein Nachbar habe sich auch schon beim Umweltamt beschwert.

Dessen Leiter Hans-Wolf Zirkwitz erklärte gegenüber unserer Zeitung, dass für die „immissionsschutzrechtlich genehmigungsbedürftige Anlage“ das Regierungspräsidium Stuttgart zuständig sei. Dessen Pressereferentin Nadine Hilber bestätigt, dass eine Nachbarschaftsbeschwerde wegen des Geruchs eingegangen ist; das Unternehmen sei darüber auch informiert worden.

Eine gewisse Geruchsentwicklung ist normal

Bauder produziere in Weilimdorf Dachbahnen, so Hilber: „Die Produktion als solche kann Gerüche emittieren.“ Zuletzt sei 2013 eine immissionsschutzrechtliche Genehmigung erteilt worden, ein damals vorgelegtes Geruchsgutachten habe ergeben, dass die nach der Geruchsimmissions-Richtlinie zulässigen Werte nicht überschritten werden. Demnach dürften in Wohngebieten an maximal zehn Prozent der Jahresstunden Gerüche auftreten. Aufgrund der Beschwerde habe es zwei Vor-Ort-Termine gegeben. Dabei sei einmal „ein kurz andauernder bitumenartiger Geruch festgestellt“ worden , erklärte Hilber.

Gerhard Bauder, einer der beiden Geschäftsführer des Unternehmens, sagt, dass sich immer mal wieder Anwohner wegen des Geruchs bei der Firma melden. Eine gewisse Geruchsentwicklung lasse sich bei der Verarbeitung von Bitumen nicht ausschließen, so Bauder. „Wir versuchen das natürlich zu vermeiden.“ Von der Geruchsentwicklung im Frühjahr sei man selber überrascht gewesen. Daraufhin sei alles überprüft worden und als einzige Erklärung komme der Bitumenrohstoff in Betracht: Weil die Karlsruher Raffinerie, von der man den Rohstoff normalerweise beziehe, wegen einer Revision knapp zwei Monate geschlossen hatte, sei man im April und Mai von einem anderen Produzenten mit Bitumen beliefert worden – und das habe intensiver gerochen. „Für uns war das eine Ausnahmesituation“, so Bauder. Seit Anfang Juni werde das Unternehmen wieder von der Karlsruher Raffinerie versorgt, die Geruchsentwicklung habe nun wieder abgenommen: „Das ist noch nicht statistisch abgesichert, aber es ist wohl besser geworden“, sagt der Geschäftsführer.

Geruchsbelästigungen sollten dokumentiert werden

Diese Einschätzung teilt Eberhard Keller nicht. „Erst vor wenigen Tagen war der Geruch wieder deutlich wahrnehmbar“, sagt der Weilimdorfer. Gerhard Bauder kann sich das nicht so recht erklären. Außerdem habe das Unternehmen in den vergangenen Jahren viel Geld investiert, „um die Wirksamkeit der Abluftreinigungsanlagen zu verbessern.“ Möglicherweise gebe es in der Nachbarschaft seither eine sensiblere Wahrnehmung. Schließlich, so Bauder, sei die menschliche Nase „ein extremer Detektor, der auch nicht messbare Gerüche wahrnehmen kann“.

Dennoch sei es auf jeden Fall sinnvoll und wichtig, dass sich die Anwohner beim Unternehmen melden, wenn die Geruchsentwicklung über das übliche Maß hinausgehe, sagt Gerhard Bauder. Nadine Hilber erklärt, dass sowohl die Firma als auch das Regierungspräsidium Beschwerden der Anwohner ernst nähmen und darum bemüht seien, Abhilfe zu schaffen. „Dafür sind wir auf gut dokumentierte Rückmeldungen angewiesen.“ Hilfreich sei, das Auftreten und die Dauer des Geruchs schriftlich festzuhalten. Einig sind sich das Regierungspräsidium und das Unternehmen auch darin, dass durch die Geruchsentwicklung keine Gefahr für die Gesundheit der Anwohner ausgeht.