Die Kirchengemeinde St. Franziskus in Weilheim kommt einfach nicht zur Ruhe. Der Streit um Pfarrer Hermann Ehrensperger geht weiter. Foto: Horst Rudel

Die katholische Kirche hat die Missbrauchskommission im Fall des beurlaubten Weilheimer Pfarrers Hermann Ehrenspergers eingeschaltet. Er soll mit Jugendlichen Filme mit pornografischem Inhalt angesehen haben.

Weilheim - Die vorläufige Beurlaubung des Pfarrers der katholischen St. Franziskus-Gemeinde durch den Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart hat in Weilheim große Aufregung ausgelöst. Jetzt ist bekannt geworden, warum Gebhard Fürst diesen Schritt gewählt hat. Ein Sprecher der Diözese bestätigte am Mittwoch, dass es zahlreiche Vorwürfe gebe, Hermann Ehrensperger vernachlässige seine Gemeinde seelsorgerisch. Zudem soll es auch im privaten Bereich ein grobes Fehlverhalten des Priesters gegeben haben. Ein heute volljähriger Mann habe ausgesagt, dass er als 16-jähriger Jugendlicher im Weilheimer Pfarrhaus mit pornografischen Filmen in Kontakt gekommen sei.

Anwalt kündigt Stellungnahme an

Der Pfarrer Hermann Ehrensberger habe diese laufen lassen, obwohl ihm klar gewesen sei, dass sich Minderjährige im Haus aufgehalten hätten. Der Pfarrer selber, so der Sprecher der Diözese, habe die Vorwürfe bei der Anhörung zwar energisch zurückgewiesen. Er soll aber an anderer Stelle bestätigt haben, dass er im Besitz von Material sei, das nur Erwachsenen zugänglich sein dürfe. Hermann Ehrensperger hat jetzt in Thorsten Zebisch vom Stuttgarter Büro Quedenfeld einen Rechtsanwalt eingeschaltet. Dieser kündigte an, dass er noch in dieser Woche Kontakt zur Diözese aufnehmen und den Sachverhalt aus der Sicht seines Mandanten darlegen werde.

Nachdem die Vorwürfe bekannt geworden waren, hat Bischof Gebhard Fürst sofort die Missbrauchskommission der katholischen Kirche eingeschaltet. Und er hat, wie bereits berichtet, auch zusätzlich eine vierköpfige Kommission mit der Prüfung betraut, ob Ehrensperger seine seelsorgerische Arbeit vernachlässigt und mit seinem Auftreten in der Öffentlichkeit die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche auf Spiel gesetzt hat. Bis zur Klärung der Vorwürfe ist Ehrensperger beurlaubt. Bereits in dieser Woche hat diese Kommission ihre Arbeit aufgenommen. Ihr gehören ein Vertreter der Personalabteilung des Bistums, einer des bischöflichen Offizialats, also der kirchlichen Gerichtsbarkeit, als Mitarbeitervertreter der Sprecher des Priesterrats und der Esslinger Dekan Paul Magino an. An diesem Mittwoch und Donnerstag hört die Kommission die ersten Zeugen an. Diese Befragungen sollen in den kommenden Wochen fortgesetzt werden.

Entscheidung könnte in Rom fallen

Die Missbrauchskommission werde parallel dazu ihre Nachforschungen anstellen, erklärt der Sprecher der Diözese. Die Ergebnisse der Voruntersuchung werde man gegebenenfalls zur Glaubenskommission nach Rom weiterleiten. Dort müsse die Entscheidung fallen, wie es mit dem Pfarrer weitergehe.

Die Beurlaubung hat die ohnehin zerstrittene Kirchengemeinde St. Franziskus in Weilheim in zwei Lager geteilt. Während eine Gruppe weiterhin bedingungslos hinter dem Pfarrer steht und dies unter anderem mit einem Ministrantenstreik bei einem von Dekan Magino geleiteten Gottesdienst deutlich gemacht hat, fordern andere die Entlassung von Ehrensperger.

Homepage nicht mehr erreichbar

Der Pfarrer darf sich während der Zeit der Untersuchung nicht in der Gemeinde aufhalten, und er darf keinen Kontakt zu Gemeindemitgliedern haben. Ein bisschen mischt er aber nach wie vor mit: Seit Beginn des Streits ist die Homepage von St. Franziskus nicht mehr zu erreichen. Zunächst wurden Menschen, die sich für die Gemeindeaktivitäten interessierten, auf einen Wikipedia-Artikel über den ägyptischen Bischof Athanasius umgeleitet, der im 4. Jahrhundert sieben Mal aus Alexandria verbannt und wieder eingesetzt wurde. Seit einigen Tagen landet man auf der Wikipedia-Seite über Franz von Assisi. Als administrativer Ansprechpartner der Homepage ist bei der Registrierungsstelle denic.de Hermann Ehrensperger aufgeführt. Die katholische Kirche überlegt nun, ob sie die Homepage von St. Franziskus zunächst ganz vom Netz nimmt.