Beim Rundgang durch die Weinberge unter der Limburg hat eine illustre Politiker- und Schultesrunde sowohl die Fraktions-, als auch die Gemeindegrenzen überwunden.
Weilheim - Bertold II., Jahrgang 1050, liegt schon seit gut 900 Jahren unter der Erde in der Klosterkirche St. Peter im Schwarzwald. Bertold II., Jahrgang 2016, hängt noch. Doch auch die Tage des aktuellen Jahrgangs des Spätburgunders von der Limburg, benannt nach dem Zähringergeschlecht, das seinen Stammsitz auf dem Weilheimer Hausberg hatte, sind gezählt. Im höchsten württembergischen Wengert, 531,98 Meter über dem Meer, ist die Weinlese in vollem Gange.
Die önologische Latte liegt ziemlich hoch: Der Vorgänger, Bertold II. von Zähringen, Jahrgang 2015, ist bei der aktuellen Prämierung des Weinbauverbands Baden-Württemberg mit der begehrten goldenen Preismünze ausgezeichnet worden. Das Probeschlückchen der fein-herben Weilheimer Spätlese hat die Weinverkostung beschlossen, zu der der Weilheimer Bürgermeister Johannes Züfle und die Wengerter am Ort seit Jahren einladen. Genussvoll hatten sich die Teilnehmer beim traditionellen Politiker- und Schultes-Rundgang zuvor durch den vergorenen Weilheimer Hochadel getrunken.
Ein guter Trunk ist nie verpönt, der Wein macht fröhlich und versöhnt
Zu den Rathausspitzen Susanne Jakob (Holzmaden), Marcel Musolf (Bissingen) und Martin Funk (Ohmden) hatte sich das Kirchheimer Landtagsabgeordneten-Trio Andreas Schwarz (Bündnis 90/Die Grünen), Karl Zimmermann (CDU) und Andreas Kenner (SPD) gesellt. Der Gastgeber Züfle hatte nicht nur Werner Kauderer, den Vorsitzenden des Vereins der Weilheimer Weinbergbesitzer, als fachkundigen Beistand verpflichtet, sondern auch dessen Wengerter-Kollegen, Rainer Bauer.
„Ein guter Trunk ist nie verpönt, der Wein macht fröhlich und versöhnt.“ Das ist nicht neu, das haben schon die Altvorderen gewusst. Aber der Trinkspruch, den der Wengerter-Chef Kauderer inmitten der Limburg-Rebstöcke zitiert hat, ist immer noch aktuell. Und er war kennzeichnend für die Stimmungslage der Rundgang-Teilnehmer, die sich über Fraktions- und Gemeindegrenzen hinweg die verbalen Bälle zugespielt haben. „12,5 Prozent, das ist bald so viel wie die SPD bei der letzten Landtagswahl“, übte sich Kenner angesichts der Bertold-Prozente im Kopfrechnen.
Wein erhebt die Seele aus der Sklaverei und macht sie frei von der Knechtschaft der Sorgen
Je tiefer sich die Nebel an diesem Nachmittag über die von der Limburg aus zum Greifen nahen Albberge senkte, desto heiterer die Gemüter der illustren Weinwanderer-Runde. Denn auch mit dem zweiten Kauderer-Spruch, „Wein erhebt die Seele aus der Sklaverei und macht sie frei von der Knechtschaft der Sorgen“, hat es in diesem Jahr seine Richtigkeit. Die Sklaverei im Wengert tun sich die gut zwei Dutzend aktiven Weilheimer Hobbywengerter ja ohnehin freiwillig an, und die „Knechtschaft der Sorgen“ haben sie mit dem Beginn der Lese 2016 zumindest für diesen Jahrgang endgültig abgeschüttelt. Weder der Mehltau im regennassen Frühsommer noch die Kirschessigfliege im sonnigen Herbst haben den Reben am Fuße der Limburg über die Maßen zugesetzt. „2016 wird mengenmäßig ein Spitzenjahrgang“, bilanzierte der Wengerter-Chef Kauderer.