Die Kirchengemeinde St. Franziskus blickt jetzt wieder nach vorne. Foto: Thiel

Der umstrittene und zuletzt suspendierte Weilheimer Pfarrer Hermann Ehrensperger ist mit einer Eucharistie-Feier offiziell von der Gemeinde St. Franziskus verabschiedet worden.

Weilheim - Sorgen Sie dafür, dass die Pfarrei einen Pfarrer bekommt, und der Pfarrer eine Pfarrei. Das muss ja nicht deckungsgleich sein.“ Auch am Tag seines offiziellen Abschieds hat Hermann Ehrensperger seinen eigenen Humor nicht verloren. Am Sonntag ist der umstrittene und zuletzt von der katholischen Kirche beurlaubte Pfarrer mit einer großen Eucharistie-Feier in der St. Franziskus-Kirche nach fast 25 Jahren aus Weilheim verabschiedet worden.

Ursprünglich war die Neigung der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Hermann Ehrensperger einen solch offiziellen Abschied zu ermöglichen, gering gewesen. Zu sehr sah sich die Kirche durch verschiedene dienstrechtliche Vergehen und persönliches Fehlverhalten des eigenwilligen Pfarrers in der Öffentlichkeit beschädigt. Doch der Druck von katholischen Gläubigen aus Weilheim, die in der Vergangenheit bedingungslos hinter Ehrensperger gestanden haben, war offenbar zu groß geworden. Jetzt war sogar der Domkapitular Paul Hildebrand zu der dreistündigen Feier angereist, bei der rund ein Zehntel der 3600 Gemeindemitglieder in der überfüllten St. Franziskus-Kirche mit stehenden Ovationen „ihren Pfarrer“ verabschiedet haben.

Einmal mehr wurde deutlich, dass Ehrensperger vor allem an sich selbst gescheitert ist. Offensichtlich hat er mit seinem lockeren, weltoffenen Wesen, wie es der Weilheimer Bürgermeister Johannes Züfle ausdrückte, „Spuren in den Herzen vieler Menschen“ hinterlassen. Er, Züfle, habe Ehrensberger als einen Mann kennengelernt, mit dem man nicht nur über kirchliche Angelegenheiten, sondern auch über schnelle Autos gut habe sprechen können.

Möglicherweise ist Ehrensperger vor allem daran gescheitert, dass er ein bisschen zu sehr Mensch und ein bisschen zu wenig Geistlicher ist. Dennoch dankte Paul Hildebrand dem Pfarrer für seine Arbeit in Weilheim. Im Nachhinein frage man sich, ob der Konflikt nicht hätte anders gelöst werden können und ob man genug miteinander geredet habe. Hildebrand wörtlich: „Ich bin überzeugt, dass wir in einem überschaubaren Zeitrahmen zu einer neuen Kooperation mit Ihnen kommen werden.“

Auch den Mitgliedern der St.-Franziskus-Gemeinde riet Hildebrand, mit der Vergangenheit jetzt abzuschließen und in die Zukunft zu blicken. Mitte Mai werde die Pfarrei im Amtsblatt der Diözese Rottenburg-Stuttgart ausgeschrieben. Man werde mit Pfarrern, die sich für die Stelle interessierten, dann auch mit Hilfe des vom Kirchengemeinderats noch zu erstellenden Pfarreiberichts deutlich machen, welche Chancen und Potenziale die Pfarrei besitze.

Erfreulich sei aus Rottenburger Sicht auch, dass sich die große Mehrheit des Weilheimer Kirchengemeinderats trotz heftiger Rücktrittsforderungen bereit erklärt habe, weiter zu machen. Allerdings haben sich mittlerweile jene zwei Kirchengemeinderäte, die auf die Missstände in Weilheim aufmerksam gemacht hatten, aus dem Gremium zurückgezogen.

Ehrensperger kündigte in seiner Predigt an, dass er zunächst einige Wochen in ein Kloster gehen werde, um ein wenig Abstand zu den vergangenen Monaten zu gewinnen. Ihn habe die Zeit des Konflikt aber nicht gebrochen. Vielmehr besitze er als „Sohn von Bauersleuten einen breiten Buckel“ und stehe auf stabilen Beinen. Beruhigend sei für ihn gewesen, dass der Psychiater, den er auf Rat der Kirche hin aufgesucht habe, ihn nach fünf Minuten mit den Worten: „Sie sind ganz normal“, wieder nach Hause geschickt habe.