Anita Dettinger verkauft Reiner Loidold Müsli. Brötchen hat er schon geholt. Foto: factum/Bach

Die Breitensteiner Ladengesellschaft, in der sich Bürger zusammengefunden haben, verpachten ihr „Lädle“ an eine Bäckerei. Und sie planen ein Zusatzangebot, um den Umsatz zu sichern

Weil im Schönbuch - Es ist schon zu einem Ritual geworden. Samstags geht Reiner Loidold immer ins „Lädle“ und holt Brötchen. Der Breitensteiner geht auch unter der Woche dorthin zum Einkaufen, „weil es hier eigentlich alles gibt“, sagt der 57 Jahre alte Maschinenbaumechaniker. Das „Lädle“ sei eine echte Alternative zum Supermarkt: „Das Preisniveau stimmt.“ Die Verkäuferin Anita Dettinger hat allerdings zuletzt bemerkt, dass der Kundenstrom etwas abgenommen hat. Die Kasse der Ladengesellschaft stimmt dennoch. Weil ihr das Geschäft gehört und sie Pacht von einer Weilemer Bäckerei kassiert, die den Laden betreibt. Der Umsatz wird künftig noch wachsen, wenn in Neuweiler zwei Automaten mit einem umfangreichen Sortiment aufgestellt werden.

Gemeinde steht zur Nahversorgung

In dem Nachbarteilort von Weil im Schönbuch herrscht ebenfalls Bedarf an Lebensmitteln für den Alltag. „Die Gemeinde ist in der Pflicht, eine ausreichende Nahversorgung zu gewährleisten“, sagt Reiner Müller, der Geschäftsführer der Ladengesellschaft. Die beiden Automaten sollen Ende des Jahres aufgestellt werden. Alles in allem kosten sie inklusive des Bezahlsystems rund 45 000 Euro. Die Gemeinde Weil im Schönbuch wird die Sache finanzieren. Unter dem Strich soll sich damit das Geschäftsmodell mit dem Bäcker auch weiterhin lohnen, der die Einnahmen aus dem Verkauf der Waren für sich verbucht. „Wenn es gut läuft, werden wir auch vor dem Laden in Breitenstein noch zwei solcher Automaten aufstellen. Damit die Leute nicht an eine Tankstelle gehen müssen, wenn ihnen außerhalb unserer Ladenöffnungszeiten etwas fehlt, erklärt Müller.

Das „Lädle“ wurde vor 20 Jahren aus der Taufe gehoben, nachdem der einzige Bäcker in Breitenstein geschlossen hatte. Der damalige Ortsvorsteher Helmut Stäbler hatte die Initiative ergriffen und Einwohner zusammengetrommelt, die eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts gründeten und Anteilsscheine für damals tausend Mark verkauften. „Nach zwei Wochen waren umgerechnet rund 195 000 Euro auf dem Konto“, sagt Müller. Von dem Geld habe die Gesellschaft das Erdgeschoss des Gebäudes in der Schillerstraße 27 gekauft und dort den Laden mit einer Verkaufsfläche von 80 Quadratmetern eingerichtet, der alles für den täglichen Bedarf bereithält. Außerdem gibt es eine Sitzecke, wo sich die Besucher stärken können.

Garantierte Gewinnbeteiligung

Die frischen Backwaren kommen von dem Bäcker aus dem Hauptort Weil im Schönbuch, bei dem Anita Dettinger angestellt ist. Unter der Woche bedient sie meistens alleine. An Samstagen erhält sie Unterstützung vor allem von drei älteren Damen, die stundenweise aushelfen. Das reiche aus, bei rund 50 Kunden an Werktage. Samstags seien auch schon mal 80 bis 90 Kunden da, die einen besonderen Wert auf regionale Produkte legen.

Das Breitensteiner „Lädle“ hat sich längst etabliert: Von den 1240 Einwohnern halten die Eigner derzeit 381 Anteile zu jeweils 511 Euro. „Durch die Pacht können wir eine Gewinnbeteiligung garantieren“, sagt Müller, die jährliche Rendite belaufe sich auf zwei Prozent, im Grundbuch gesichert: „Wo bekommt man das heutzutage noch?“

Reiner Loidold ist zwar kein Anteilseigner, dafür gehört er zur Stammklientel. Gefrühstückt hat er an diesem Samstag schon. Nun ist er noch einmal vorbeigekommen, um sich eine Packung Müsli zu holen.