„Wilder Müll kann nix“ – lautete das Motto. Foto: /Geronimo Schmidt

Dem wilden Müll auf der Spur: Rund 400 Menschen sammeln ein, was andere achtlos wegwerfen. Entlang von Straßen liegt der meiste Abfall.

Müll aufsammeln an einem grauen, nasskalten Morgen, wenn andere noch schlafen oder gemütlich frühstücken – am Samstag war es in Weil der Stadt wieder so weit. Bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt trafen sich viele Freiwillige, um ehrenamtlich das zu beseitigen, was achtlos in die Landschaft geworfen wurde, also den Müll der anderen wegzuräumen. Die jährliche Wald- und Flurputzete ist wieder angesagt und wie schon in den Jahren davor werden bis zur Mittagszeit ganze Wagenladungen mit Müllsäcken gefüllt.

 

Auch der Landkreis Böblingen hatte seine 26 Kommunen zum Mitmachen an der kreisweiten Frühjahrsputzete im März unter dem Motto „Wilder Müll kann nix“ aufgerufen. Der Abfallwirtschaftsbetrieb nimmt den eingesammelten acht- und auch rücksichtslos in die Landschaft geworfenem Müll kostenlos ab.

An die Zangen, fertig, los!

Noch aber gilt es an diesem Morgen, die Sammelbeutel zu füllen. An der Festhalle in Merklingen, einem von sieben Treffpunkten in den fünf Weiler Stadtteilen, trudeln schon vor halb neun die ersten Bürgerinnen und Bürger ein, um sich Greifzangen und Müllbeutel sowie je nach Sammelort Warnwesten abzuholen, die Timo Siedentopf dort verteilt. Zehn Vereine haben sich wieder zu der Aktion angemeldet, unter ihnen auch der örtliche VfB Fanclub Rot-Weiß 77. „Die sind immer im Merklinger Wald unterwegs“, erzählt Timo Siedentopf. Für die Gruppe sei das stets ein besonders Event, weiß der Forstwirt.

Auch von der Kolpingfamilie Merklingen kommen einige Mitglieder zum Treffpunkt. Während sich Stefan Hohl und Albert Heimpel ausgestattet mit ihren „Arbeitsmaterialien“ gleich in Richtung Merklinger Ried aufmachen, knöpfen sich Peter Gehring und seine Tochter Tamara erst einmal die nähere Umgebung an der Festhalle vor. Was die beiden in relativ kurzer Zeit „eintüten“, ist schon beachtlich: Papiertücher, Zigarettenkippen in großer Zahl, an einer Stelle ein Dutzend Schrauben und Montierbleche mitten auf der Wiese, kleine Plastikteile, Bierdosen in einem Gebüsch entlang von Parkplätzen, Dämmmaterial, achtlos liegengelassen. Schließlich findet Tamara ein Fahrradpedal. „Wieso wird so etwas überhaupt weggeworfen“, fragt die Zwölfjährige kopfschüttelnd. Ihr Vater erzählt, was er bei früheren Putzeten schon gefunden hat: Autoreifen, Rasierer, Rasenmäher, alte Gerätschaften, Ölkartuschen vom Ölwechsel mitten im Ried, viele Pfandflaschen.

200 Müllsäcke

Rasch haben die Gehrings den ersten Abfallsack gefüllt und sichtbar am Straßenrand abgestellt. Timo Siedentopf ist schon mit einem Fahrzeug vom Baubetriebshof unterwegs, um die Beutel der verschiedenen Gruppen in Merklingen einzusammeln. So wie hier läuft es auch in den anderen Ortsteilen. Neben den Vereinen sind auch die Jugendfeuerwehr und die Weiler Wichtel vom Waldkindergarten beim Müll einsammeln dabei. Schon in den Tagen davor rückten die Kinder der Grundschulen in Merklingen und Münklingen sowie der Peter-Härtling-Schule eifrig in den Stadtteilen dem wilden Müll zu Leibe. Insgesamt 400 kleine und große Menschen – so schätzt die Stadtverwaltung – haben sich an den Saubermach-Tagen beteiligt. Er habe etwa 200 Müllsäcke ausgegeben, sagt Mirko Assmann vom Baubetriebshof, der zusammen mit Verena Kranzler vom Ordnungsamt die Aktion koordinierte.

Reifen im Wald, Kippen überall

„Der meiste Müll findet sich entlang der Straßen in den Gräben, wenn die Leute ihr Zeug einfach aus dem Auto rauswerfen“, erklärt Mirko Assman. Im Merklinger Ried, ein besonders schützenswertes Gebiet, sei der wilde Müll etwas weniger geworden. „Aber es wird auch zwischendurch regelmäßig von uns gereinigt“, betont sein Kollege beim anschließenden Mittagessen für alle Helfer in der DRK-Halle. Während Monique Fritzsche, die noch gegen Mittag einen gefüllten Abfallsack am Ortsausgang von Merklingen abstellt und auch auf ihren Spaziergängen immer wieder Müll einsammelt, meint, dass das Bewusstsein der Leute in Sachen wildem Müll immer mehr schwinde, sagen Mirko Assmann und Verena Kranzler, dass die Müllmenge kontinuierlich sinke. Allerdings seien auch diesmal oberhalb von Münklingen im Wald wieder Reifen gefunden worden, so Assmann.

Der Erste Beigeordnete der Stadt, Jürgen Katz, ergänzt, dass in letzter Zeit zumindest keine Großfunde wie Kühlschränke oder Waschmaschinen mitten in der Natur mehr gemacht wurden. Die Zigarettenkippen seien weiter auf hohem Niveau. Tamara und ihr Vater würden das nach unzähligen aufgeklaubten Stummeln sicher bestätigen.