Vor Weihnachten muss eine riesige Paketflut bewältigt werden. Foto: dpa

Päckchenflut in der Adventszeit – bei den Zustelldiensten müssen zusätzliche Arbeitskräfte helfen.

Stuttgart - Roter Mantel, weißer Rauschebart und dazu ein Schlitten voller Geschenke, der von Rentieren durch die Lande gezogen wird: So stellen sich die meisten Kinder den Weihnachtsmann vor. Doch ohne die Kleinen ihrer Illusionen berauben zu wollen: Die meisten Pakete werden von fleißigen Helfern in rot-gelber, rot-weißer oder blau-weißer Dienstkleidung mit dem Auto ausgeliefert.

Die Paketdienste DHL, Hermes, GLS und DPD haben in der Vorweihnachtszeit Hochkonjunktur. Hermes etwa erwartet das mengenstärkste Weihnachtsgeschäft seiner Unternehmensgeschichte: Prognostiziert sind 15 Prozent mehr Sendungen als im Vorjahr. „Wir erwarten ein Weihnachtsgeschäft, das die gesamte deutsche Logistikbranche vor eine Kraftprobe stellen wird“, sagt Dirk Rahn, Geschäftsführer Operations von Hermes. Tagesmengen von teils deutlich über zwei Millionen Sendungen müssen der Prognose zufolge die Hermes-Zusteller bewältigen.

Boomender Online-Handel

Ein wichtiger Grund dafür ist der boomende Online-Handel. Denn zu den privaten Versendern, die Freunde und Verwandte mit Weihnachtsgeschenken beglücken wollen, kommen die Online-Shopper hinzu, deren Einkäufe ebenfalls zugestellt werden müssen. Vor allem in Familien wird dabei bevorzugt im Internet eingekauft. Playmobil, Lego, Barbie und Co. werden dann rechtzeitig mit der Post geliefert, ohne dass eine aufwendige Einkaufstour mit Kind und Kegel nötig ist. 76 Prozent der Deutschen mit wenigstens einem Kind im Haushalt kaufen zumindest gelegentlich im Internet ein, zeigt eine aktuelle Forsa-Studie, die die Finanzdienstleister Easycredit und Teambank in Auftrag gegeben haben.

Die Vorzüge des Internets beim Weihnachtseinkauf liegen auf der Hand: Lange Wartezeiten an der Kasse entfallen. 54 Prozent der Deutschen geben dies der Forsa-Studie zufolge als größtes Ärgernis beim Offline-Einkauf an. 49 Prozent ärgerten sich zudem darüber, dass das gesuchte Geschenk beim stationären Einzelhändler nicht verfügbar war. „Händler im Netz punkten mit Vielfalt“, betont Teambank-Vorstand Alexander Boldyreff. Und diese Vielfalt muss zu den Kunden transportiert werden.

Fuhrpark erweitert

Um der Paketflut Herr zu werden, hat Hermes seinen Fuhrpark zum Weihnachtsgeschäft um 3500 Fahrzeuge erweitert. Und auch personell wird aufgestockt: Bis zu 6000 zusätzliche Voll- und Teilzeitkräfte kommen laut Unternehmensangaben vorübergehend in der Zustellung sowie in den Logistik-Centern und Depots zum Einsatz. Ähnlich ist die Lage bei der Konkurrenz: Branchenprimus DHL wird womöglich sogar auf 10 000 zusätzliche Kräfte zurückgreifen, bei GLS sind es 2500 weitere Mitarbeiter für die Sortierung und Abwicklung.

Doch trotz der zusätzlichen Kapazitäten der Paketdienste müssen auch die privaten Versender ein wenig mithelfen, damit ihre Weihnachtspakete rechtzeitig ankommen. Insbesondere gilt es, sich an die von den Paketdiensten vorgegebenen Einlieferfristen zu halten. Wer Empfängern in fernen Winkeln der Welt mit einer Weihnachtsüberraschung eine Freude machen will, muss sich beeilen: DHL gibt den 1. Dezember als letztmöglichen Versandtermin für Überseepakete an. Wer den Premium-Service wählt, kann sich bis zum 8. Dezember Zeit lassen, muss dafür aber tiefer in die Tasche greifen: Satte 16 Euro Aufpreis verlangt DHL dafür – beim Versand eines Fünf-Kilo-Pakets beispielsweise in die USA werden so 53,99 Euro statt normalerweise 37,99 Euro fällig. Eine günstigere Alternative gibt es nicht: Die kleineren Anbieter Hermes, DPD und GLS bieten keinen Überseepaketversand an.

Noch Zeit für Deutschland-Pakete

Wer Weihnachtspakete innerhalb von Europa versenden möchte, kann sich ein bisschen länger Zeit lassen: Sie müssen bis zum 11. Dezember in einer Post-Filiale aufgegeben werden (13.12. bei Premium-Versand). Beim Versand in die EU-Nachbarländer und in die Schweiz ist der 15. Dezember der letztmögliche Tag (18.12. bei Premium-Versand). Der gleiche Stichtag gilt bei DPD und GLS für alle innereuropäischen Sendungen, bei Hermes muss man die Pakete bereits bis zum 14. Dezember abgeben.

Für Pakete, die innerhalb Deutschlands ausgeliefert werden sollen, ist bei DHL erst der 22. Dezember um 12 Uhr der letzte Abgabetermin. Denn Heiligabend fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag, daher ist der 23. Dezember der letzte Zustelltag. Der Stichtag 22. Dezember gilt aber nur bei Abgabe in den großen Postfilialen. Im DHL-Paketshop läuft die Abgabefrist am 21. Dezember um 18 Uhr ab. Hermes, GLS und DPD raten dazu, Weihnachtspakete bereits am 20. Dezember in den Paketshops abzugeben. Zwar würden die Pakete im Regelfall innerhalb von 24 Stunden zugestellt, aber aufgrund des hohen Aufkommens und möglichen Winterwetters könne es kurz vor Weihnachten zu Verzögerungen kommen.

Ohnehin sollte man den Versandtermin nicht zu lange hinauszuzögern – schließlich werden die Schlangen in den Paketshops umso länger, je näher die Festtage rücken. Die Preise gehen übrigens bei allen Anbietern bei rund vier Euro los.

Post rechtzeitig verschicken

Einwurf Auch Weihnachtskarten sollen pünktlich unterm Weihnachtsbaum landen. Zwar verspricht die Deutsche Post auch zu Weihnachten, dass bei rechtzeitigem Einwurf vor der letzten Leerung des jeweiligen Briefkastens 95 von 100 Sendungen innerhalb eines Werktages ihren Empfänger erreichen. Doch erst am 23. Dezember die Weihnachtspost einzuwerfen reicht nicht aus: Denn zum einen fällt der 24. Dezember in diesem Jahr auf einen Sonntag, weshalb keine Heiligabendzustellung erfolgt.

Zweifel Und zum anderen wird das Post-Serviceversprechen von Verbraucherschützern regelmäßig in Zweifel gezogen. Weihnachtsgrüße gehören daher spätestens am 22. Dezember in die Post, wer auf Nummer sicher gehen will, wirft sie lieber ein paar Tage eher in den Briefkasten.