Auf dem alten Foto sieht man Karl Weber an seinem Weihnachtsmarktstand im Jahr 1948. Foto: factum/Weise

Sein Opa legte den Grundstein, heute leitet Nico Lustnauer einen der ältesten Stände am Ludwigsburger Weihnachtsmarkt. Er weiß, wie sich der Markt gewandelt hat.

Ludwigsburg - Am Stand von Nico Lustnauer hängt ein alter Zeitungsartikel, er ist einlaminiert, damit Spritzer von Öl, Ketchup oder Cola ihn nicht beschmutzen. Auf dem Foto des Artikels zu sehen ist Lustnauer als Kind, wie er mit einem Lachen im Gesicht in einer Schupfnudelpfanne rührt, die so groß ist, dass er selbst darin Platz hätte. „Das war 1989, da war ich elf Jahre alt“, erinnert Lustnauer sich. Schon damals hat er auf dem Ludwigsburger Weihnachtsmarkt mitgemischt und seinem Onkel und seiner Mutter geholfen.

Heute ist Lustnauer 39 Jahre, gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann und Inhaber eines der ältesten Stände auf dem Ludwigsburger Weihnachtsmarkt. Als Schausteller-Spross aus Ludwigsburg kann er einige Anekdoten zum Weihnachtsmarkt erzählen: „Wir haben hier schon sämtliche Wetterkapriolen mitgemacht“, sagt er. Einmal habe der Weihnachtsmarkt wegen eines Sturms schließen müssen. Ein anderes Mal habe er an einem Wochenende bei Minus 15 Grad Essen und Trinken verkauft. „Es war so kalt, dass die Cola beim Eingießen gefroren ist.“

Belegte Brote für 20 Pfennig

Und mit Eis fing die Geschichte der Reisegastronomie Weber auch an: Lustnauers Großvater Karl Weber gründete im Jahr 1948 das Geschäft. Auf einem Foto sieht man ihn, wie er an einem mit Nadelzweigen und Watte dekorierten Tisch in der alten Stadthalle in Ludwigsburg belegte Brote für 20 Pfennig das Stück feilbietet. Und Eis. „Damals bekam man noch Rationen von den Amerikanern zugeteilt und mein Opa hat eben Eis bekommen“, sagt Lustnauer. „Ich gehe mal nicht davon aus, dass das im Dezember der große Renner war.“ Dennoch lief die Reisegastronomie Weber so gut, dass Karl Webers Sohn das Imbiss-Geschäft weiterführen konnte. Lustnauers Mutter wiederum führte, bevor sie in Rente ging, einen Stand, an dem es Mandeln und Schokofrüchte zu kaufen gab.

Lustnauer erinnert sich an die Zeit, als der Weihnachtsmarkt noch in der Seestraße war: „Das war ein loser Verbund von vielleicht 20 Ständen“ – nicht zu vergleichen mit dem heutigen Barock-Weihnachtsmarkt. Der Marktplatz war damals noch ein opulenter Parkplatz. Erst 1993 zog der Weihnachtsmarkt dorthin. Am Anfang waren es so wenige Stände, dass nur eine Hälfte des Marktplatzes belegt war. Bedenken, dass die Verlegung dem Geschäft schaden könnte, habe es keine gegeben: „Die Händler haben den Umzug als Chance gesehen“, sagt Lustnauer.

Mit der neuen Location kamen auch die Touristen

Zu Recht: Mit der neuen Location und dem neuen Barock-Konzept kamen bald auch nicht mehr nur Ludwigsburger zum Markt, sondern auch Touristen. „Auf einmal lief es nicht nur an den Wochenenden gut, sondern auch unter der Woche“, sagt Lustnauer. Die zusätzlichen Besucher kamen erst aus der Region, schließlich auch aus anderen Ländern: Schweizer, Italiener und Franzosen aus der Nähe, Chinesen und Japaner von weit her. Das liegt auch an den Weihnachtsmarkttouren: Touristen klappern binnen zwei Tagen die Weihnachtsmärkte in Esslingen, Ludwigsburg und Stuttgart ab. „Englischkenntnisse sind für den Betreiber eines Standes mittlerweile wichtig“, sagt Lustnauer.

Was sich auch geändert hat: die Öffnungszeiten. Mittlerweile geht der Weihnachtsmarkt vier Wochen, früher waren es drei. Und während die Händler früher bereits um 20 Uhr die Buden schließen mussten, dürfen sie nun bis 21 Uhr verkaufen. Länger muss es für Lustnauer aber auch nicht sein: „Das ist immer noch ein Weihnachtsmarkt hier und keine Partymeile.“