In vielen Stadtteilen finden dieses Jahr wieder Weihnachtsmärkte statt. Steigende Coronazahlen und die Energiekrise werfen die Frage auf: Passt der Budenzauber in die Zeit?
In den vergangenen beiden Jahren sind Weihnachtsmärkte vielerorts wegen der Pandemie ausgefallen. Nun soll es in den Ortsmitten wieder heimelig werden. Doch ungetrübt ist die Vorfreude nicht. „Wir fragen uns schon lang, wie wir mit dem Thema umgehen sollen“, sagt Ralf Futterknecht. Er ist der stellvertretende Vorsitzende von Weil aktiv, einem Zusammenschluss von Geschäftsleuten in Weilimdorf. Doch Fakt sei: „Wir haben viele positive Rückmeldungen von den Beschickern und Vereinen bekommen. Die sind alle ganz gierig auf den Weihnachtsmarkt.“ Verwunderlich sei das nicht, schließlich seien die Kassen nach der pandemiebedingten Festlepause bei vielen leer. „Darum wollen wir es wieder machen: Um den Schulen, Kindergärten und Vereinen die Möglichkeit zu geben, wieder ein bisschen Geld zu verdienen“, sagt Ralf Futterknecht.
Wie sich die Coronazahlen bis Ende November entwickeln, könne niemand vorhersagen. Stand jetzt gebe es keine Auflagen für den Weihnachtsmarkt, der am ersten Adventswochenende stattfinden soll. „Wenn sich an den gesetzlichen Vorgaben etwas ändert, müssen wir es gegebenenfalls ausfallen lassen“, sagt Futterknecht. Was die Energiekrise betrifft, verweist er darauf, dass sämtliche Weihnachtsbeleuchtung in Weilimdorf bereits auf energiesparende LEDs umgestellt worden sei.
Alles, was leuchtet, auf LED umgestellt
Das betont auch Jürgen Reichert, der Vorsitzende des Gewerbe- und Handelsvereins in Feuerbach, der den dortigen Weihnachtsmarkt veranstaltet: „Wir haben alles, was leuchtet, auf LED umgestellt“, sagt er. Die Zeiten seien auf die Abendstunden begrenzt. Gegebenenfalls werde man die Beleuchtung angesichts der Energiekrise weiter reduzieren – auch in Abstimmung mit dem Bezirksbeirat, der bei der Finanzierung der Stromkosten unterstützt. Ansonsten geht Jürgen Reichert von einem „ganz normalen Weihnachtsmarkt“ aus – ohne Coronamaßnahmen. Der Termin ist das zweite Adventswochenende.
Der Verbund Vaihinger Fachgeschäfte (VVF) organisiert für den 26. und 27. November einen der größten Weihnachtsmärkte in den Stuttgarter Stadtteilen. Der VVF-Sprecher Ingo Vögele sieht aktuell keine Hindernisse wegen Corona. Und er freut sich über das rege Interesse potenzieller Standbetreiber. „Wir sind praktisch ausgebucht“, sagt er. Die gestiegenen Energiekosten trägt der VVF selbst, er gibt die Preiserhöhungen also nicht an die Standbetreiber weiter. „Das ist okay für uns. Wir wollen mit dem Weihnachtsmarkt ja kein Geld verdienen. Es geht um den karitativen Zweck für die beteiligten Kindergärten, Schulen und Vereine“, sagt Vögele. Eine Adventsbeleuchtung in den Straßen gebe es in Vaihingen nicht, sondern lediglich den Weihnachtsbaum – und der werde natürlich mit energiesparenden LEDs beleuchtet.
Auch der Christkindlesmarkt in Möhringen findet statt. Von „ausgebucht“ kann aber keine Rede sein, er ist deutlich kleiner als vor Corona. Statt wie bisher mehr als 50 Stände werden es nur noch 35 sein. Manche Verein hätten nicht mehr genügend Helfer gefunden und würden daher nicht teilnehmen, erklärt Volker Grosser. Er ist der Vorsitzende des Bürgervereins in Möhringen, der den Markt organisiert. In Untertürkheim steht der Weihnachtsmarkt gar auf der Kippe, weil die Anmeldezahlen zu gering sind.
Ein Testlauf in Plieningen
In Plieningen soll es in diesem Jahr wieder einen Markttag zum Advent geben, und zwar am 26. November. Allerdings wird es anders sein als vor der Pandemie. Veranstaltungsort ist zum ersten Mal der Mönchhof. Die evangelische Kirchengemeinde organisiert den kleinen Weihnachtsmarkt zusammen mit dem Bezirksamt und der Plieninger Leistungsgemeinschaft (PLG). Viele Vereine, Kindergärten und Schulen bringen sich ein. Am neuen Veranstaltungsort soll es heimeliger sein als früher entlang der Hauptstraße. „Es geht darum, gemeinsam Dorf zu sein“, sagt Jürgen Schumacher, der stellvertretende Vorsitzende der PLG.
Es ist ein Testlauf, darum dauert der Markttag auch nur von 12 bis 17 Uhr. Auf die Weise komme man auch nicht in die Abendstunden, sodass man kaum Beleuchtung brauche und schon so automatisch Strom spare. „Da muss man in diesem Jahr angesichts der Energiekrise schon ein Augenmerk drauf haben“, sagt die Plieninger Bezirksvorsteherin Andrea Lindel. Auch die steigenden Coronazahlen hat sie im Blick. „Sollten sich die gesetzlichen Vorgaben für solche Veranstaltungen bis Ende November ändern, können wir reagieren. Wir sind mittlerweile geübt im Aufstellen von Hygienekonzepten“, sagt die Bezirksvorsteherin und ergänzt: „Die Freude darauf, wieder zusammen was machen zu können, überwiegt.“