Die Weihnachtsmärkte laufen endlich wieder. Doch Besucher fragen sich, warum die Märkte kleiner sind. Und die Beschicker erklären, warum die Wurst nun mehr kostet.
Es leuchtet, es funkelt: Die Menschen freuen sich, wieder über die Weihnachtsmärkte zu bummeln. „Ich treffe mich heute hier mit meiner Mutter und dann mit ein paar Freunden“, sagt eine junge Frau am Montagabend am Süßwarenstand im Fellbacher Rathausinnenhof. Der Sternenhimmel funkelt, Grüppchen stehen zusammen, trinken, essen, genießen den trockenen Winterabend. Doch manche Besucher sind verwundert. „Was ist denn los, der Weihnachtsmarkt ist ja fast halbiert?“, fragt eine Besucherin.
Auch Elke Sachsenmaier, die die Fellbacher Budenstadt seit mehr als zehn Jahren besucht, ist überrascht: „Der Markt ist extrem geschrumpft“, sagt sie. Die Buden hätten früher ein viel größeres Areal eingenommen. Die Feuerzangenbowle, die der „Hexenkessel“ angeboten hätte, vermisse sie beispielsweise. Manche erinnern sich noch an den Korbmacher oder den Bürstenbinder – alle weg. „Der Lichterhimmel ist klasse“, sagt ihre Bekannte, die das erste Mal hier ist. Doch auch ihr fällt auf, dass der Markt recht überschaubar sei.
Andrang hängt stark vom Wetter ab
Wer auf der Suche nach Kunsthandwerk ist, der landet am Stand von der Familie Zeyfang. Wie sie berichten, macht der Umsatz mit der Kunst aus dem Erzgebirge etwa ein Drittel aus, der Großteil kommt vom Honig, dem Met und den Bienenprodukten. Essen und Trinken, das sind die Stände, die am meisten ziehen. Am Wochenende laufe es teils sehr gut, unter der Woche bei Nieselwetter herrsche dagegen Flaute, berichten Beschicker.
Denis Krecksch legt die Würste auf seinen Holzkohle-Schwenkgrill. An diesem Montag sind es immer wieder lange Pausen, bis ein Kunde vorbeischaut. Er erklärt, was alles an versteckten Kosten in der Bratwurst steckt. Beispiel: Der Holzkohlesack habe sich von 19,90 auf derzeit 34,50 Euro verteuert, der Brikettsack von vier auf über 12 Euro. Eine Gasflasche habe er im Frühjahr noch für 19 Euro bekommen, nun koste diese aktuell 26 Euro. Der Strom sei teurer geworden, der Diesel für den Transport der Fahrgeschäfte. Daher habe er manche Preise angepasst. Um 50 Cent erhöht habe er den Fahrpreis für das kleine Karussell von 2 auf 2,50 Euro. Die Fahrt mit dem Twister von 2,50 auf 3 Euro. Seine Rote Wurst kostet 4 Euro, die Bratwurst 4,50 und die Feuerwurst 5 Euro. Denis Krecksch, Juniorchef des Schaustellerbetriebes aus Rommelshausen, hat schon viele Märkte besucht. „Wie geht es denn weiter?“, fragt er sich. Aus seiner Sicht wäre es ein Vorteil, wenn auch montags, dienstags und mittwochs der Weihnachtsmarkt bereits um 12 Uhr öffnet – wie an den anderen Tagen. Immer wieder kämen Gäste vorbei und seien etwas verwirrt, wann offen oder zu sei. Die uneinheitlichen Öffnungszeiten sind ein Thema, das immer wieder aufbrandet. Auch die Schaustellerfamilie Waschek mit ihrem Süßwarenstand bekomme rückgemeldet, dass Kunden einheitliche Öffnungszeiten vorziehen. Und mancher vermisse Musik im Rathausinnenhof und etwas mehr weihnachtliche Deko neben den Weinfässern, erzählt ein anderer Beschicker von den Anliegen einiger Gäste. „Es sieht ein bisschen aus wie beim Fellbacher Herbst“, meint ein Besucher im Vorbeigehen.
Schausteller haben viele Herausforderungen nach der Coronapause
Bernd und Sabine Dürr sind mit ihrer „Freihändig-Werkstatt für Besonderes“ das erste Mal mit ihren Unikaten auf dem Waiblinger Weihnachtsmarkt. Filzprodukte, Textil und Lampen gestaltet mit Musikinstrumenten – alles selbst gemacht. Sie hätten sich gegen einen anderen Markt aufgrund der hohen Gebühren und für den Waiblinger entschieden. Sie seien bisher zufrieden mit der Resonanz. Hochpreisiges sei aber schwer an den Mann oder die Frau zu bringen.
Dass die Weihnachtsmärkte beim Re-Start nicht automatisch so funktionieren wie in früheren Zeiten, darauf verweist auch der Präsident des Landesverbandes der Schausteller, Werner Burgmeier. Schausteller hätten mit vielen Herausforderungen zu kämpfen nach zwei Jahren Corona-Zwangspause und der damit verbundenen Absage vieler Veranstaltungen und Märkte. Manche Städte haben ihre Gebühren für die Marktbeschicker bewusst nicht erhöht, zum Beispiel in Schorndorf. „Die Gebühren wurden nicht erhöht und bewegen sich auf dem Niveau von 2019“, teilt Julia Geiger vom Eigenbetrieb Tourismus und Citymanagement mit. Bei den Gebühren werde auch ein Unterschied gemacht zwischen Essen/Trinken und Kunsthandwerk. „Kunsthandwerk und Non- Food sind beispielsweise deutlich günstiger als Verzehrstände“, sagt Geiger. Es habe weniger Bewerbungen gegeben, jedoch nicht wesentlich, aber dafür seien auch andere hinzugekommen. Die Mietlounges seien insgesamt sehr gut gebucht.
Die letzte Gebührenanpassung fand 2016 statt. Daher gab es auch 2022 keine Preiserhöhung im Vergleich zu 2019, teilt Fellbachs Tourismuschef Jens Mohrmann mit. Imbissstände zahlen 15,27 Euro pro Markttag und laufender Meter Frontlänge, Süßwaren-Stände 10,25 Euro pro Markttag und laufender Meter Frontlänge, sonstige Stände 7,42 Euro pro Markttag und laufender Meter Frontlänge. Anbieter von Kunsthandwerk gehören zu den „sonstigen Ständen“, genauso wie die Aktions- und Wechselstände.
Im Rudersberger Adventswald drängen sich die Besucher nicht nur an den Wurst- und Glühweinständen, auch die anderen Stände sind gut besucht. Selbst dann, wenn es regnet wie am Wochenende. Bürgermeister Raimon Ahrens zieht eine positive Zwischenbilanz: „Ich bekomme gute Rückmeldungen von den Beschickern, am Sonntagabend waren einzelne sogar ausverkauft.“