Vor allem bei den kleinen Besuchern strahlen die Augen. Foto: Werner Kuhnle

Das Weihnachtshaus im Lembergerweg in Erdmannhausen ist seit Jahren ein Publikumsmagnet – aber wegen der Energiekrise nicht mehr unumstritten.

Eine Handvoll Steppkes steht an diesem Abend zusammen mit Sybille Niehues-Zimmermann vor dem imposant geschmückten Einfamilienhaus am Lembergerweg in Erdmannhausen. Jedes Kinder hat einen Zauberstock in der Hand. Auf Kommando erheben die fünf Buben und Mädchen ihre Stöcke – und um Punkt 17 Uhr erstrahlten zigtausend LED-Leuchten auf dem Dach des Gebäudes, an den Wänden, im Garten, überall. Wie von Wunderhand geschieht das. Den Strom eingeschaltet hat freilich Andreas Niehues an einem Tablet-Computer, still und heimlich.

Um eine Spende für den Strom wird gebeten

Seit dem dritten Wochenende im November pilgern jeden Abend gegen 17 Uhr viele Menschen zum Weihnachtshaus des Paares Niehues in Erdmannhausen. Mütter und Väter mit ihren Kindern, Ehepaare, Rentner. Samstags und sonntags kämen 400 bis 500 Schaulustige, erzählt Sybille Niehues-Zimmermann nach einem Rundgang einmal um das Haus. Unter der Woche seien es meist knapp 100.

Das Erdmannhausener Weihnachtshaus erleuchtet bereits zum zehnten Mal in der Adventszeit. Gut möglich, dass auch in früheren Jahren – vor dem Krieg in der Ukraine und der Energiekrise – schon manche Leute den Kopf geschüttelt haben wegen des Stromverbrauchs der vielen Lichter. In diesem Winter indes wird die Kritik ein bisschen lauter. Auf Facebook schreibt ein Kritiker zum Beispiel: „War da nicht was von unserer Politik, dass wir Strom sparen sollen?“

Andreas Niehues nimmt solche Aussagen gelassen zur Kenntnis und sagt: „Wir verbrauchen 1,78 Kilowatt in der Stunde. Wenn nur zehn Familien pro Abend unser Haus besuchen, dann ist unser Strom schon eingespart.“ Weil diese Menschen bei sich daheim die Lichter dann nämlich nicht einschalteten. Und augenzwinkernd fügt er noch an: „So gerechnet sparen wir sogar Strom.“ Im Grunde, so Andreas Niehues, müssten er und seine Frau den Strom sogar geschenkt bekommen.

Abend für Abend mehr als 38 000 LEDs in Betrieb

Die Männer, Frauen und Kinder, die an diesem Abend um das Haus spazieren, jedenfalls sind begeistert von den etwa 180 beleuchteten Figuren, von den Eisbären, den Rentieren, den Schneemännern. Insgesamt seien Abend für Abend genau 38 114 LEDs in Betrieb. Besonders stolz ist Sybille Niehues-Zimmermann auf ihre Disney-Figuren, die eine Bekannte vor fast 40 Jahren aus den USA mit nach Deutschland gebracht und ihr später überlassen habe.

Gut eine Stunde nach dem Start des Lichterzaubers pilgern immer noch neue Gäste zum Weihnachtshaus. Viele Kinder mit glänzenden Augen bestaunen die Figuren. Aus den Lautsprecherboxen ertönen Songs wie „Last Christmas“ der Popgruppe Wahm! und „All I want for Christmas is you“ von Mariah Carey. Die gebackenen Waffeln, der Glühwein und der Punsch gehen weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln.

Den Anfang macht ein einzelnes Rentier

Aber: Warum nur tun sich Andreas Niehues und seine Frau das überhaupt an? All die Arbeit. Und wie hat die Geschichte mit dem Weihnachtshaus eigentlich angefangen? Solche und ganz ähnliche Fragen müssen die beiden immer wieder beantworten. Den Anfang habe ein einziges, beleuchtetes Rentier im Garten gemacht, vor zehn Jahren. Diese Figur habe sofort ein paar Kinder angelockt. Seither haben die beiden Weihnachtsenthusiasten aus Erdmannhausen Jahr für Jahr weitere Figuren gekauft und in der Adventszeit aufgestellt. Das Weihnachtshaus wurde immer imposanter. In diesem Winter ist die Arche Noah zum Beispiel ganz neu dazugekommen.

Mit den vielen Lichtern während der dunklen Jahreszeit wollten sie und ihr Mann „die Menschen glücklich machen“, erklärt Sybille Niehues-Zimmermann. Sie strahlt und erklärt dann ein wenig pathetisch: Die Welt wäre womöglich ein klein bisschen besser, „wenn es mehr Leute wie uns gäbe“.

Die siebenjährige Mara, ihr vierjähriger Bruder Jonah und deren Mutter würden da sicherlich zustimmen. Die beiden Kinder mampfen Waffeln. Mara sagt, ihr gefalle der leuchtende Nordpol besonders gut. Jonah findet das Einhorn toll. Und die Mama berichtet, dass sie im Advent immer wieder einen Nachtspaziergang machten von Marbach bis zum Weihnachtshaus im Nachbarort. Ein älteres Ehepaar schlendert derweil um das Gebäude. Sie sagt, ihr gefalle die Krippe sehr gut. Und der Gatte erklärt, das gesamte Haus sei „beeindruckend“. Aber der Ministerpräsident „darf das nicht sehen“ – weil Winfried Kretschmann doch alle Bürger aufgerufen habe, Energie einzusparen.

Gesegnete Krippe

Öffnungszeiten
 Das Weihnachtshaus im Lembergerweg 6 in Erdmannhausen ist von Montag bis Freitag von 17 bis 21 Uhr beleuchtet, samstags und sonntags von 17 bis 21.30 Uhr – noch bis zum 6. Januar.

Segnung
 Die leuchtende Krippe hinter dem Haus soll am kommenden Sonntag von einem Pfarrer gesegnet werden.