Dieter Zetsche hat sich ein kleines Geschenk ausgedacht. Foto: Screenshot/Youtube/Daimler AG

Daimlerchef Dieter Zetsche macht der Öffentlichkeit in der vorweihnachtlichen Zeit ein kleines Geschenk. Eine Wiedergutmachung für Dieselskandal, Rückrufaktionen und Co.?

Stuttgart - Trotz Dieselskandal und Razzien auf dem Firmengelände, trotz Kartellvorwürfen und unfreiwilligen Rückrufaktionen: Dieter Zetsche, der Daimler-Vorstandschef, hat sich seine weihnachtliche Besinnlichkeit bewahrt. Da passt es, dass der „Doktor Z.“ genannte Vorstand in seiner Weihnachtsbotschaft an die Daimler-Mitarbeiter wieder einmal vom erfolgreichsten Jahr in der Geschichte des Autobauers berichtet. Die Botschaft, in der Zetsche sich bei seiner Belegschaft für ihre Arbeit bedankt, hat Daimler kürzlich auch auf der Videoplattform Youtube veröffentlicht.

Die Tatsache, dass Daimler wohl auch die turbulenteste und unsicherste Zeit in seiner Geschichte durchlebt, passt dagegen nicht wirklich zur vorweihnachtlich-knisternden Lagerfeueratmosphäre in diesen letzten Tagen vor dem Weihnachtsfest – und spielte entsprechend in Zetsches Weihnachtsansprache auch keine Rolle. Es ist ja das Fest der Liebe, würde Zetsche vielleicht erwidern.

Möglicherweise verspürte Zetsche dennoch ein gewisses Gefühl der Läuterung, der Notwendigkeit einer Wiedergutmachung für all die Aufregung und die Skandale, die Daimler wie die meisten anderen Autohersteller getroffen hat. Das würde jedenfalls die kleine Showeinlage erklären, die „Doktor Z.“ in seine Ansprache eingebaute – und mit der er seinen Beschäftigten, der gesamten Branche und auch der Öffentlichkeit ein kleines Geschenk machte: Kurzerhand ließ der 64-Jährige den berühmten Zetscheschen Schnurrbart verschwinden.

Tausende Mitarbeiter zwischen den Standorten Sindelfingen, Hamburg, Leipzig und Saarbrücken hatten immer schon gerätselt, wie ihr Chef ohne den über Jahrzehnte gehegten und gepflegten Bart aussieht – und plötzlich guckt sie ein jungenhaft lächelnder „Doktor Z.“ an.

Dass sich Zetsche für immer von seinem Markenkern trennen würde, ist hingegen so wahrscheinlich wie ein schnelles Ende des Dieselmotors. „Eines ist klar: Es wird sich nicht alles ändern“, sagte Zetsche dann auch in seiner Botschaft – und zauberte sich den Bart mit denselben technischen Spielerei wieder her, mit der er sich kurz zuvor davon verabschiedet hatte.

Bleibt nur zu hoffen, dass sich Zetsches Aussage nicht auch auf den großen Trubel und die Betrugsvorwürfe im Dieselskandal bezieht. Da würden sich Autokäufer wie Mitarbeiter vermutlich eine Änderung wünschen – etwas mehr Läuterung zum Beispiel. Es ist ja schließlich bald Weihnachten.