Vor dem Fest möchten viele Beschäftigte erst noch Geschenke kaufen. Wenn sie Weihnachtsgeld bekommen, fällt das leichter. Foto: imago //Christoph Hardt

In Unternehmen mit Tarifvertrag wird eher Weihnachtsgeld bezahlt als in anderen. Doch nur knapp die Hälfte der Beschäftigten bekommt die Zulage.

Stuttgart - Nur etwa die Hälfte aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland bekommt ein Weihnachtsgeld. Gerade einmal 52 Prozent aller Beschäftigten können sich darauf freuen. Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste Untersuchung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Von der Zulage profitieren dabei vor allem Beschäftigte von Unternehmen, die an Tarifverträge gebunden sind. Mehr als drei Viertel aller Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in diesen Firmen bekommen ein Weihnachtsgeld. In Unternehmen ohne Tarifbindung können sich dagegen nur 41 Prozent der Beschäftigten über eine solche Zulage freuen.

Steigende Preise machen Weihnachtsgeld wichtiger

„Die Chance, am Jahresende eine Sonderzahlung zu erhalten, ist für Beschäftigte in tarifgebundenen Unternehmen damit fast doppelt so hoch wie in Unternehmen ohne Tarifvertrag“, erklärt Professor Thorsten Schulten. „Angesichts der aktuell hohen Preissteigerungsraten ist das Weihnachtsgeld für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in diesem Jahr besonders wichtig“, meint der Leiter des zur Böckler-Stiftung gehörenden Tarifarchivs des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI). „Die Tarifverträge leisten einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Einkommen“, sagt Schulten.

Frauen profitieren weniger

Unterschiede gibt es aber nicht nur zwischen tarifgebundenen Unternehmen und solchen, für die kein Tarifvertrag gilt. So erhalten in Westdeutschland 55 Prozent der Beschäftigten ein Weihnachtsgeld, im Osten dagegen nur 40 Prozent. Dies ist allerdings auch eine Folge der in Ostdeutschland geringeren Tarifbindung.

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Frauen, so ein weiteres Ergebnis der Untersuchung, bekommen weniger oft ein Weihnachtsgeld als Männer. Bei Männern liegt der Anteil bei 54 Prozent, bei Frauen lediglich bei 50 Prozent. Beschäftigte in Vollzeit bekommen zudem mehr als solche, die nur in Teilzeit arbeiten. Auch wer nur einen befristeten Arbeitsvertrag hat, steht schlechter da: Bei den unbefristet Beschäftigten wird an 53 Prozent ein Weihnachtsgeld ausgezahlt, bei befristeten nur an 45 Prozent.

In der Landwirtschaft gibt es wenig, bei der Chemie viel

Die Spanne beim Weihnachtsgeld und ähnlichen Sonderzahlungen, die zum Jahresende fällig werden, ist recht groß: Diese reicht von 250 Euro in der Landwirtschaft bis zu 3715 Euro in der chemischen Industrie. Beim Blick auf die Branchen wird erkennbar, dass etwa Beschäftigte im Bankgewerbe, der chemischen Industrie, der Druckindustrie und bei der Deutschen Bahn ein vergleichsweise hohes Weihnachtsgeld erhalten. Dieses kann zwischen 95 und 100 Prozent eines Monatsgehalts liegen. Gemessen am Monatseinkommen fällt das Weihnachtsgeld dagegen im Versicherungsgewerbe (80 Prozent) beim Einzelhandel (62,5 Prozent) oder in der Metallverarbeitung (55 Prozent) eher gering aus.