Ein mächtiger Baum mit Dutzenden Lichtern: wie Hemmingen legen alle Kommunen Wert auf schöne Weihnachtsstimmung – und die ist dank Bürgerhilfe sehr günstig. Foto: factum/Bach

In jedem Ort schmückt ein Weihnachtsbaum den zentralen Platz – schön und groß. Dieser stammt traditionell aber nicht aus einer Kultur, sondern wird gestiftet. Die Spender sparen Fäll- und die Kommunen Einkaufskosten.

Strohgäu - Er steht mitten auf dem Laien in Ditzingen, sehr schlank, fast so hoch wie die Häuser ringsum, von Lichterketten bis zum Boden umringt. Weiße und rote Glühbirnen wechseln sich ab, was abends schöne Lichtpunkte ergibt. Auch an böse Buben haben die Stadtgärtner gedacht: Gegen Diebstahl hilft, zumindest in Griffhöhe, ein spezieller Klebstoff. Doch auch der verhindert nicht, dass einzelne der bunten Lampen fehlen. Ganz oben thront auch eine Glühbirne. Ditzingen ist rot, zumindest an der Spitze.

Das hat der Baum am Laien mit dem im Stadtteil Schöckingen gemeinsam. Doch dieser, gegenüber dem Alten Rathaus aufgestellt, ist einfacher gehalten. Etwas schlichter und kleiner – aber auch ein roter Lichttupfer an der Spitze. In Hemmingen hingegen beleuchtet man einfarbig, das grüne Symbol der Vorweihnachtszeit beherrscht den Alten Schulplatz. Zumindest optisch, vor allem in der Dämmerung.

Höchstes Lob von Passanten

Auf dem Gerlinger Rathausplatz steht in diesem Jahr eine Fichte – man erkennt’s an den Zapfen. Eines darf vermutet werden: Gäbe es einen Strohgäu-Weihnachtsbaum-Schönheitswettbewerb, dann würden den heuer die Gerlinger für sich entscheiden. „So en scheena Baum hemmer no selta ghet“, dieses Lob ist dieser Tage oft zu hören, wenn man den Baum betrachtet oder gar fotografiert und dabei einem Passanten begegnet. Kein Wunder: der Baum ist zehn Meter hoch, große Päckchen in Goldfolie hängen ganz oben, die Äste laden am Boden fünf Meter aus, der Baum ist bolzgerade und dicht, und er hat sogar eine doppelte Spitze. Scherzende Kenner wissen den Grund: Der Baum wird vom Bauhof betreut, und diesem dräut ein Führungsduo.

Wie alle anderen Weihnachtsbäume in den Strohgäu-Kommunen ist auch der Gerlinger die Spende eines Bürgers. Die Fichte stand bis Mitte November im Garten eines Hauses in der Waldsiedlung und musste weg. Der Bauhof kam und sägte den Baum um. Er dient nun am Ende seines Lebens noch vier oder fünf Wochen lang als Repräsentierstück. „So läuft das schon immer“, erklärt der Ditzinger Rathaussprecher Guido Braun stellvertretend für alle Verwaltungen. Die Leute, die einen Baum günstig loshaben wollten, würden sich manchmal schon im Sommer melden. „Das ist eine Win-win-Situation für beide“, sagt Braun. Fällt ein Fachbetrieb eine mächtige Tanne, kostet das 1000 Euro und mehr. Und will eine Kommune einen Weihnachtsbaum für ihren Marktplatz kaufen, sind 2000 bis 5000 Euro fällig.

Der Stadtgärtner Axel Carstens aus Korntal-Münchingen ist dieses Jahr nach einem Aufruf im Amtsblatt weit herumgekommen. „Ich habe mir 20 Bäume angeschaut“, berichtet er, „die meisten schieden aber nach dem ersten Blick aus.“ Die Stadt will jedes Jahr immerhin vier Christbäume aufstellen. Ein zu fällender Baum direkt im Vorgarten an der Straße – das sei ideal.

Schon für nächstes Jahr die Bäume ausgesucht

In Ditzingen ist Erhard Schmidt einer der Spender. Die Schöckinger Tanne stand bis November auf seinem Grundstück, wo er vor Jahrzehnten einige Nadelbäume gepflanzt hat, als Sicht- und Staubschutz zu einer Straße hin. „Die sind jetzt zu dicht und zu groß“, erzählt Schmidt, „für nächstes Jahr sind zwei andere ausgesucht. Die Stadt spart Geld und ich mir G’schäft und Kosten.“ Auch Brigitte Huber aus Hemmingen profitiert vom Deal auf Gegenseitigkeit. Auf ihrem Firmengelände war eine Nordmanntanne zu groß geworden. Sie erfreut jetzt die Besucher mancher Adventsfeier in der Gemeinschaftshalle.

In Hemmingen hat das eingespielte Bäumchen-wechsle-dich auch 2015 wieder geklappt. Auf den zentralen Platz gehöre ein Christbaum, meint der Ortsbaumeister Josef Lang, „da gibt’s nichts drüber zu diskutieren“. Er wolle sich aber nicht mehr darauf verlassen, dass die Gemeinde jedes Jahr Glück habe. Deshalb möchte er im neuen Jahr mit dem Förster reden, ob man nicht eine spezielle Kultur anlegen könne, etwa am Waldrand. Als langfristige Christbaum-Vorsorge für magere Zeiten.