„Nicht der Prinz hat sich das Aschenbrödel genommen, sondern das Aschenbrödel den Prinzen.“ Foto: dpa

Alle Jahre wieder: Der Kultfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ gehört zur Weihnachtszeit wie Lebkuchen und Lametta. Nun wurden die Sendetermine für 2019 bekannt gegeben.

Stuttgart - Die Ausstrahlung des Weihnachtsmärchens „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ ist in Deutschland einer der wichtigsten Termine im Weihnachts-TV-Programm. Das Grimmsche Märchen vom armen Aschenputtel, das in dieser Version ganz unkonventionell selbstbewusst und verwegen durch verschneite Winterlandschaften reitet, um ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, ist seit mehr als 40 Jahren ein TV-Klassiker für die Weihnachtszeit.

„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ feierte in Prag Premiere, wurde 1974 erstmals in Ost-Berlin ausgestrahlt und wird seit 1975 im WDR gezeigt. Heute läuft der tschechische Strumpfhosen-Film ab Anfang Dezember weltweit in Dauerrotation.

Fakten zur Filmgeschichte

Doch wie kam es eigentlich dazu, dass die Co-Produktion der Tschechoslowakei und der DDR ein Weihnachtsklassiker wurde? Eigentlich hätte das beliebte Märchen gar nicht im Winter gedreht werden sollen – da die Arbeiter der DDR-Produktionsfirma Defa aber in den Frühlings- und Sommermonaten ausgebucht waren, entschied man sich, die Handlung in den Winter zu verlegen.

Das Kult-Märchen wurde an verschiedenen Orten bei Dresden, in Prag und in der Tschechoslowakei gedreht. Die Moritzburg bei Dresden, wo Aschenbrödel ihren Schuh verlor, ist nach wie vor ein beliebter Ort für Heiratsanträge.

Auch mit dem Schnee gab es Probleme: Im Winter 1972 war die weiße Pracht leider Mangelware und die Crew musste sich mit künstlichem Schnee zufriedengeben, der leider nicht so angenehm roch. Statt zarter Schneeflocken türmte sich stinkendes Fischmehl in den Winterlandschaften.

Stunt-Pferde und Prinzessinnen

Der Film ist im Original übrigens ein wahrer Zungenbrecher: „Tri oríšky pro Popelku“ – Popelka ist der tschechische Name Aschenbrödels. Deren damals 19-jährige Darstellerin Libuše Šafránková machte bis auf eine Szene alle Stunts selbst. Lediglich der Sprung über einen Baumstamm wurde mit einer Stuntfrau gedreht – das Verletzungsrisiko für die Hauptdarstellerin war zu hoch.

Auch ihr Pferd hatte für einige Szenen einen „Stunt-Schimmel“: Nikolaus hieß im Originalen Ibrahim und wurde in Tschechien geritten. Sein Pferde-Pendant mit dem Namen Kalif übernahm die Dreharbeiten in Deutschland, weil Tiertransporte während des Drehs wegen der Maul- und Klauenseuche untersagt waren.

Feministische Anti-Prinzessin

Während zur gleichen Zeit in Westdeutschland Märchen als kitschige Operetten verfilmt wurden, war das tschechische Aschenbrödel so etwas wie die feministisch-sozialistische Anti-Prinzessin. Sie interessiert sich nicht groß für Kleider, Schmuck und Prinzen – ihr Schimmel Nikolaus, Abenteuer und Armbrustschießen sind eher ihr Ding.

Das führte dazu, dass der Film in einigen Ländern nicht gut ankam, da die moderne Frauenrolle nicht dem Zeitgeist entsprach. Das könnte auch ein Grund sein, warum der Film nach wie vor modern wirkt – eben ein „Prager Frühlingsmärchen“ im Winter.

Hier sind die TV-Sendetermine:

24. Dezember, 17:10 Uhr - ARD

24. Dezember, 18:50 Uhr - ONE

24. Dezember, 20:15 Uhr - RBB und WDR

24. Dezember, 22:00 Uhr - SWR

25. Dezember, 10:25 Uhr - ARD

25. Dezember, 14:50 Uhr - NDR

25. Dezember, 16:05 Uhr - WDR

25. Dezember, 17:05 Uhr - ONE

26. Dezember, 14:30 Uhr - RBB

26. Dezember, 16:00 Uhr - MDR

29. Dezember, 12:00 Uhr - KIKA

6. Januar 2020, 8:00 Uhr - BR

Wer dann noch immer nicht genug hat, kann Aschenbrödel auch auf Netflix ansehen.