Eine Mahlzeit im Glas. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Aktion Suppoptimal der Bürgerstiftung Stuttgart hat am zweiten Weihnachtsfeiertag warmes Essen und etwas Weihnachtsstimmung unter die Paulinenbrücke gebracht.

Stuttgart - Wahnsinn, was hier los ist!“, stellt Lukas (28) erstaunt fest und betrachtet das Treiben unter der Paulinenbrücke. Den Ort kennt der substituierte Suchtkranke aus schlechteren Tagen bestens. Am 2. Weihnachtsfeiertag hat die Bürgerstiftungs-Initiative Suppoptimal hier eine Essensausgabe organisiert. Ebenso wichtig wie das Glas mit Sauerbraten, Knödeln und Soße oder ein vegetarisches Pendant ist für die vielen Besucher die Begegnung. Untereinander aber auch mit Menschen, die sich als Außenstehende einbringen. „Als der Kaffee knapp wurde, haben sich Anwohner von gegenüber bereit erklärt, neuen zu kochen“, so Projektleiterin Andrea Laux. „Ich habe den Eindruck, dass das Mitgefühl für jene, denen es weniger gut geht, durch die Pandemie insgesamt größer geworden ist“. Dafür spricht, dass mehrere Gastronomen vom Marienplatz unangemeldet mit Gaben zur Weihnachtsfeier unter der „Paule“ beigetragen haben. Unweit der Stände, an denen Bedürftige Handschuhe, Socken und Mützen mitnehmen können, verteilt eine Frau mit ihren Kindern Päckchen. „Sie sollen sehen, dass es nicht allen so gut geht, wie uns“, erklärt die Mutter.

Der Mensch steht im Mittelpunkt

Woher die Gestalt im Hühnerkostüm kommt, die mit ihrer spielerischen Suche nach passenden Socken für die riesigen Füße Heiterkeit hervorruft, weiß Laux nicht genau. „Vom Theater“, vermutet sie. Nachdenklich stimmen die von den Anwesenden formulierten Fragen an das Leben, die an einer Leine hängen. „Was ist aus dem Kind geworden, das ich geboren, geliebt und großgezogen habe?“ steht da. Oder: „Warum immer die anderen?“ Zumindest für einige Stunden stehen an diesem Mittag Menschen mit prekären Lebensverhältnissen im Mittelpunkt. Seit der Gründung anno 2020 konnte Suppoptimal in Stuttgart 24 530 Essen ausgeben und ein bisschen Wärme spenden. „Es ist schön hier heute. So friedlich“, sagt ein Mann und nippt an seinem Becher. „Und wir haben sogar zwei Weihnachtsbäume“.