Weltklasse im einen Führer, ein halbes F im anderen: Christian Dautel in seinem Weinberg Foto:  Andreas Durst

Weinführer, Noten, Bewertungen – sie bieten eine Menge Diskussionsstoff. Wenn es denn gute Noten gibt, freuen sich die Winzer. Zuweilen erscheinen allerdings auch seltsame Ergebnisse, findet unser Weinkolumnist Michael Weier.

Michael Weier

Stuttgart - Die Trauben sind im Keller, nun geht’s in der Branche wieder um Bewertungen und Preise. Der November ist beim Wein die Jahreszeit der Beurteilungen. Ranglisten in Büchern und Heften mögen nicht jedermanns Sache sein, ich halte mich oft an solche Hilfen. Vor allem im Urlaub, damit man nicht völlig ohne Orientierung durch Spanien (Penin), Italien (Gambero Rosso) oder Südafrika (Platter) fährt.

In diesem Zusammenhang ist mir diese Woche das kleine Heft der Zeitschrift „Feinschmecker“ in die Hände gefallen. Wer Zweifel an solchen Produkten hat, für den ist so etwas natürlich ein gefundenes Fressen. Nun gut, Feinschmecker müssen ja keine Feintrinker sein. Aber was sich die Redaktion bei dieser Rangliste gedacht hat, ist mir zumindest ein Rätsel. Aldinger und Schnaitmann stehen mit vier von fünf F (das Pendant zu den Sternen oder Punkten anderswo) an der Spitze, das ist bei allen anderen Führern ebenso. Dahinter Ellwanger, Adelmann, Neipperg, Wöhrwag, Schwegler und Wachtstetter – in Ordnung, darf man so sehen. Unter weiteren empfehlenswerten Betrieben allerdings wird’s lustig, das Weingut Dautel kriegt ein halbes F, beim Weinführer Eichelmann steht der Betrieb mit fünf Sternen als Weltklasse drin! Die Genossenschaft aus Heilbronn erhält die gleiche Note, während das Collegium Wirtemberg nicht einmal aufgeführt ist, ebenso wenig das Weingut Zimmerle (im Eichelmann mit vier Sternen). Und damit hat sich das Heft, so leid es mir für die gut bewerteten Betriebe tut, disqualifiziert.

Robert Parker schaut auf Württemberg

Das Weingut Knauß ist übrigens auch nicht drin. Dafür hat es der junge Mann aus Strümpfelbach geschafft, bei Robert Parker, dem Weinpapst aus den Staaten, auf dem Schirm zu sein. Wie auch manch anderer Betrieb aus Württemberg. Etwa Jochen Beurer, der es mit einem Riesling auf 93+ Punkte bringt (hier geht’s in der Skala auf 100 Punkte hoch) – der aber im Heft ebenfalls fehlt. Ansonsten hat der Ami natürlich den Vorteil, dass er seine Weingüter nur als aufstrebende Betriebe eines total unbekannten Anbaugebiets vorstellen kann, auf Vollständigkeit achtet da natürlich niemand. Dennoch kennt er sich nicht schlecht aus: Neben Beurer erhalten noch Andy Knauß, Dautel, Haidle, Wachtstetter und Wöhrwag für ihre Rieslinge 93 Punkte (aus Ami-Sicht IST Deutschland nur Riesling). Rainer Schnaitmann kriegt immerhin 92 Punkte für einen Lemberger, was fast als Revolution zu sehen ist.

Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich für Württemberg keine Hilfe brauche, da weiß ich, was mir schmeckt. Auch wenn es in keinem Heft auftaucht.