Zeugen in Fellbach von der Partnerschaft mit Tain l’Hermitage: Syrah-Reben Foto: StN

Trollinger und Lemberger ja! Aber braucht Württemberg auch Syrah, Zweigelt und Sangiovese? Ebenfalls ja! Zumindest sollte die Weinbauschule wissen, ob die Reben gedeihen.

Stuttgart - Für einen alteingesessenen Schwaben wie meinen Vater ist die Frage recht leicht zu beantworten: Was für Weinsorten braucht’s eigentlich in Württemberg? Eine! Trollinger – und sonst nichts. Nun, vielleicht wäre noch Riesling geduldet, für die Freunde von Weißwein. Mein Vater ist da liberal, wenn es im Sommer heiß ist, trinkt er allerdings Trollinger Weißherbst. Aber das ist eine andere Geschichte, heute geht es um die Sortenvielfalt im Land. Immerhin gelten die Kollektionen unserer Wengerter bundesweit als einzigartig, was es hier an Preislisten gibt, das ginge andernorts als Taschenbuch durch! In Württemberg wurden schon immer ein paar Sorten mehr angebaut als woanders.

Wir sind eben nicht nur im Exportieren gut, sondern auch im Importieren. Der Trollinger ist schließlich auch nicht hier geboren, sondern jenseits der Alpen. Und den Lemberger haben die Württemberger erst im 19. Jahrhundert adoptiert. Ich war die Tage im Hotel am Schlossgarten bei der Feier der Sieger des Deutschen Rotweinpreises – aus Gründen der Recherche ein recht wichtiger Termin. Auf der einen Seite war es wieder sehr spannend, wie ein Sternekoch wie Sebastian Prüßmann es schafft, ein Menü der Extraklasse zu den vorgegebenen Weinen zu zaubern. Zum Beispiel Fisch mit Spätburgunder! Der Wein des Herzogs von Württemberg überraschte nicht nur mit dem ersten Platz beim bundesweiten Wettbewerb, er überzeugte auch zum Loup de Mer, dem Wolfsbarsch. Der Lemberger von Hans Haidle gefiel mir dazu weniger, was aber, bitte schön, nicht am Wein lag. Grandios!

Allerdings schweife ich nun ab, es soll ja um neue Sorten gehen. Die gab’s nämlich auch. Zum Beispiel Zweigelt, mit dem das Weingut Dautel und wieder Hans Haidle vorne lagen. Zweigelt aus Österreich – brauchen wir das? Nun, der Zweigelt ist immerhin ein Verwandter des Lembergers, des Blaufränkischen. Insofern gewähren wir ihm einen Sonderstatus. Bei den Preisträgern ebenfalls dabei: ein Syrah vom Staatsweingut Weinsberg. Ich kenne diese Sorte von meinen Fahrten durch Frankreich, wer an der Rhone in der Partnerstadt von Fellbach anhält, in Tain, der lernt diese Sorte schnell kennen. Ein Weingut, zwanzig Weine auf der Liste, aber alles Syrah. Mehr gibt’s dort nicht. In Weinsberg dürfte der Tropfen auf Seite 27 der Preisliste zu finden sein. Muss die Sorte also sein? Ja. Die Weinbauschule hat sogar die Pflicht auszuprobieren, was hier wächst. Ich habe mit Martin Schwegler, dem Verkaufsleiter in Weinsberg, darüber geredet, er hat mir von noch ganz anderen Versuchen erzählt. Das Klima ändert sich, darauf müssen die Wengerter in jedem Fall vorbereitet sein. Und zweitens hat der Syrah großartig geschmeckt!

Der Trost für meinen Vater: Er hätte an diesem Abend nur bei der Weinauswahl zur Vorspeise bleiben müssen. Zur Terrine vom Schwarzfederhuhn gab’s einen Trollinger vom Collegium Wirtemberg, ebenfalls ausgezeichnet. Beim deutschen Rotweinpreis. Und im Geschmack.