Der griechische Extremfall: Herr Weier probiert Retsina Foto: miw

Griechischer Wein? Hat unseren Kolumnisten Michael Weier vor allem wegen seiner unerwarteten Säure überrascht. Und ihm Magenschmerzen bereitet.

Stuttgart - Bin zurück aus Krisenland, pardon, ich meine natürlich Griechenland. Mein Chef sagt immer, es gibt keine Doppelleser, also Zeitung und Internet. Deshalb schreibe ich meine Erfahrungen mit dem griechischen Wein noch einmal auf Papier. Wer auf Facebook Weiers Weinlese verfolgt hat, darf an dieser Stelle aussteigen, der weiß längst Bescheid.

Obwohl? Die Zeitungsleser erfahren natürlich ein bisschen mehr, das ist klar. Vor allem muss ich von meinen Erfahrungen mit dem Wein erzählen. Wenngleich mein Vater mir geraten hat, nun endlich wieder zu den wichtigen Dingen zu kommen. Aber für Trollinger ist noch keine Zeit.

Zwei Weingüter habe ich im Norden von Griechenland besucht. Alpha Estate heißt das eine, Diofili, das andere. Mit Adressen oder Wegbeschreibungen brauche ich wohl nicht zu kommen, in diesen Winkel des Landes verirren sich nur wenige deutsche Touristen. Obwohl die hochgebirgige Ecke in der Nähe von Albanien durchaus ein bisschen mehr Beachtung erfahren könnte. Aber das ist ein Aspekt für den Reiseteil der Zeitung und nicht für die Flaschenpost.

Natürlich habe ich ganz viel Wein von einheimischen Produzenten probiert, aber erst durch einen Kellereibesuch bekommt man einen richtigen Einblick. Faszinierend war dabei für mich: Topmodern waren diese Weingüter! Voll klimatisiert , mit ganz vielen Edelstahltanks ausgestattet, die sich computergesteuert kühlen (oder heizen) lassen, damit eine gleichmäßige Gährung gewährleistet ist. Die Keller dagegen quellen vor Barriquefässern über, und wenn es um die Arbeit im Weinberg geht, hört man (auf englisch) ziemlich ähnliche Dinge wie in Deutschland. Da wird reduziert, da wird schonend geerntet, da sind die Menschen stolz auf ihre kalten Nächte, die dem Wein das besondere Aroma verleihen.

Warum ist der Weier so überrascht, könnte man jetzt fragen. Griechenland ist schließlich kein Entwicklungsland! Stimmt. Aber in den hiesigen Gefilden sind solche top ausgestatteten Weingüter sicher nicht die Regel. Und ich habe festgestellt: Technik allein, macht den Wein nicht fein. Der Grieche hat einen Hang zur kernigen Säure. Spannend waren die Weine, weil die autochthonen Sorten exotische Geschmacksnuancen liefern. Aber was hilft es, wenn ich hinterher Sodbrennen bekomme? Die Griechen dürfen angesichts der Hitze im Land mit Zitronensäurezugaben der Spritzigkeit nachhelfen. Ich vermute schwer, sie übertreiben es. Zitronen gibt’s viele in Griechenland, Fisch, Lamm, Salat – an alles kommt Zitrone. Vielleicht stehen die Einheimischen da drauf? Oder ich habe meinen Job zu ernst genommen und zu viel probiert?

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