Das ist er: Der Lemberger des Kolumnisten Foto: Herrweier

Zuweilen erscheint einem die Häufung eines bestimmten Themas wie eine Fügung: Unser Weinkolumnist Michael Weier hat dies in einer Woche erlebt, ständig kam er mit Lemberger in allen Facetten in Kontakt. Und er stellte fest: Es gibt durchaus Schlimmeres.

Stuttgart - Meine derzeitige Mission lautet: Ganz viel Lemberger! Manchmal sind es ja Zufälle, ich sehe es als Wink des Schicksals, dass wir uns verstärkt der Rebsorte Lemberger zuwenden müssen. Angefangen hat es mit einer Verkostung bei Feinkost Böhm, dort hat die Österreicherin Silvia Heinrich mit ihren Weinen ein bisschen Werbung fürs Burgenland gemacht, was ihr aus meiner Sicht allerbestens gelungen ist. Schade nur, dass ich bei so einer Nebensitzerin aufs Essen verzichten musste, der Babysitter verlangte nach Ablösung. Aber die Weine habe ich natürlich stellvertretend für alle Flaschenpost-Leser probiert – und war begeistert. Was mir darüber hinaus gefallen hat: diese Konsequenz. Auf dem Weingut mit 40 Hektar stehen mittlerweile nur noch rote Reben und in erster Linie eben Blaufränkisch. Also Lemberger. Im Vergleich mit den württembergischen Gemischtwarenläden ist das ein anderer Ansatz. Vor allem für den Export, der eine immer größere Rolle spielt. Allein zehn Prozent der Produktion gehen inzwischen nach China. Macht mir das nun die Chinesen suspekt? Oder lobe ich ihren guten Geschmack? Ich denke drüber nach.

Zunächst ist wichtig, dass sie uns nicht den Lemberger wegtrinken. Von meinem kriegen sie auf jeden Fall nichts. Fast hundert Flaschen habe ich mittlerweile für den guten Zweck verkauft! Nun kommen noch zwei dazu, Leser Hofmann hat die Bestellung per Brief verschickt. Er möchte den Lemberger zwar nicht nach China schicken, dafür zu einem Freund in den Odenwald. Nach Ostern mache ich eine Lieferfahrt nach Fellbach und bringe den Wein, dort ich bin noch ein paar andere Flaschen schuldig.

Eine davon ist übrigens weg: Die haben wir zum Geburtstag meiner Frau getrunken. Nicht weil ich der Meinung bin, das sei ein guter Zweck, sondern weil ich ja immer wieder probieren muss, ob der Wein immer noch so gut schmeckt! Und ja, lieber Herr Off, der Wein ist top. Der Kellermeister der Weinmanufaktur Untertürkheim hat gute Arbeit geleistet.

Wie gut, zeigt sich dieser Tage. Am Sonntag wird der Lemberger-Preis, der Vaihinger Löwe, vergeben. Am Montag saß ich in der Jury dabei und habe mir alle Mühe gegeben – und meinen Wein nicht gefunden. Denn der kam erst am Dienstag, außer Konkurrenz natürlich, mit den Barrique-Weinen dran, ich durfte dagegen trockene und halbtrockene Lemberger bewerten. Ergebnisse gibt’s erst am Sonntag, verraten darf ich aber, dass ein wirklich gutes Spektrum eingereicht worden ist. Wirklich schöne Weine, dichte und fruchtige Vertreter. Grundsätzlich ist das Anbaugebiet auf einem guten Weg.

Bei den halbtrockenen und lieblichen Lembergern habe ich mich allerdings schwergetan, weil die Bandbreite so groß ist – vom süßen Begleiter zur Nachspeise bis zum schweren Wein mit Restsüße war alles dabei. Obwohl in Württemberg noch immer zwei Drittel der Weine halbtrocken ausgebaut werden, ist dies nicht mein Ding. Und um einen Vergleich mit den Tropfen aus Österreich zu haben, hätte ich sowieso in der Kategorie der Barriques mitmachen müssen. Und dann wäre natürlich klar gewesen, wohin der Lemberger-Preis geht – wenn schon nicht ins Burgenland, dann wenigstens an mich. Nächstes Jahr eben, dann schmuggle ich meinen Wein noch einmal mit rein.

Tipp der Woche

Wer noch nicht genug hat von Lemberger: Auf Ungarisch heißt der Kekfrankos. Am 16. April kann man ihn im ungarischen Kulturinstitut, Haußmannstraße 22, 19 Uhr, in Stuttgart probieren.

Weingut Hummel, Villany-Reutlingen, Kekfrankos Nagytótfalu 2011, 11,90 Euro.