Junges Schwaben (von links) : Hans Hengerer Foto: StN

Es ist nicht immer einfach, den Überblick zu behalten bei all den Auszeichnungen, die es in der Weinbranche gibt, findet unser Kolumnist Michael Weier. Eine kleine Hilfe bieten die Preise aber schon.

Stuttgart - Der Job des Weinkolumnisten bringt viele Vorteile, zuweilen ist er aber auch sehr verwirrend. Allein die Auszeichnungen alle einzuordnen, die laufend vergeben werden, ist nicht ganz leicht. Nur ein Beispiel: Die Winzer-Vereinigung Junges Schwaben ist nun von der Fachzeitschrift „Feinschmecker“ in der Kategorie Freunde ausgezeichnet worden. Das freut mich natürlich für die fünf Württemberger (Beurer, Kistenmacher-Hengerer, Zipf, Wachtstetter und Ellwanger), aber ich frage mich schon: Was fange ich nun mit dieser Information an? Wenn ich mit meinen Kumpels in Sachen Handball unterwegs bin, trinken wir meistens sehr guten Wein, dürfen wir uns nun für diese Kategorie bewerben? Dummer Witz, ich weiß. Denn die Auszeichnung der Schwaben ist natürlich eine feine Sache, das erschließt sich allein an den hübschen Anzügen, die die Jungs zur Ehrung getragen haben. Sehr chic!

Die Inflation der Weinpreise, und das nicht nur an der Ladenkasse, belegt derweil ein anderer Preis, für den wieder ein Junger Schwabe den schwarzen Anzug aus dem Schrank holen durfte: Erstmals wurde am Wochenende der Sieger der Syrah-Trophy bekanntgegeben. Diese Rebsorte wird noch nicht so lange in unseren Breitengraden angebaut, bundesweit bisher nur auf rund 54 Hektar. Aber die Ergebnisse machen Lust. Das allerbeste Resultat lieferte nun Sven Ellwanger aus Großheppach ab, er siegte mit seinem Spitzentropfen (für immerhin 23,90 Euro) vor dem Weingut Hanspeter Ziereisen aus Baden (50 Euro) und dem Weingut Graf Neipperg aus Schwaigern (47 Euro). Was man sieht: Die Sorte schaffte es in Deutschland recht schnell ins Hochpreissegment, aber wenn ein Herr Ziereisen für den Wein 50 Euro verlangt, dann kann er nicht schlecht sein.

Wenn Sven Ellwanger vor ihm liegt, dann lohnt sich auch diese Investition. Und für Liebhaber ginge es auch günstiger: Der Sonnenhof aus Vaihingen/Enz belegte mit einem Wein für 14 Euro den neunten Rang. Weitere empfehlenswerte Tropfen kommen noch von: Weingut Doreas aus Remshalden (19 Euro), die Fellbacher Weingärtner (19 Euro), das Collegium Wirtemberg (13 Euro), das Weingut Currle aus Uhlbach (10,50 Euro), das Weingut Heid aus Fellbach (13,50 Euro) und das Weingut Kuhnle aus Strümpfelbach (10 Euro) und Fritz Funk aus Löchgau (22 Euro).

Wem das nun alles zu französisch ist, für den geht es auch traditionell: Der Lembergerpreis wurde ebenso vergeben. Wobei ich natürlich beleidigt bin, ich bin dieses Jahr nicht in die Jury eingeladen worden. Der Kollege der „Stuttgarter Zeitung“ auch nicht. Vielleicht war den Leuten aus dem Lembergerland ja der Einfluss aus der Landeshauptstadt zu groß? Das Ergebnis haben sie damit nicht beeinflussen können: In der Kategorie trocken belegte die Weinmanufaktur Untertürkheim den ersten Platz vor dem Sonnenhof und erneut den Fellbacher Weingärtnern. Bei der höheren Restsüße siegte das Weingut Laicher, vor den Fellbacher Lemberger-Spezialisten – fast in jedem Jahr landen diese mit zwei Weinen unter den Siegern! Was mir als gebürtigem Fellbacher ganz besonders schmeckt. Bei den Lembergern aus dem Barrique lagen die Neuen Bottwartäler Winzer vorne, vor dem Sonnenhof und dem Staatsweingut Weinsberg. Das sind wenigstens Namen, die mich so gar nicht verwirren. Da blickt der Schwabe durch! Sogar der alte Schwabe!