Der Ausblick vom künftigen Weinberg: Gigantisch! Foto: Hans Berner

Nach zwei Experimenten geht unser Kolumnist Michael Weier nun mit Perspektive unter die Wengerter: Vom kommenden Jahr an pachtet er einen Weinberg mit Aussicht.

Stuttgart - Das neue Jahr ist nun schon ein paar Tage alt, hat’s bei Ihnen hingehauen mit den guten Vorsätzen? Ich bin inzwischen in einem Alter, in dem man vorsichtig mit solchen Sachen umgeht. Aber einen guten Vorsatz habe natürlich auch ich: Dieses Jahr wird aus dem Lehrling vollends ein Wengerter! Ich habe ja mittlerweile bei zwei Stationen gelernt, wie das Handwerk funktioniert, in homöopathischen Dosen. Bei Christel Currle in Uhlbach hat mir die Chefin noch jeden Schritt genau erklärt, mich aber selbst entscheiden lassen: Das Resultat war ein Chardonnay von außergewöhnlicher Qualität, dies zumindest darf ich behaupten. Zwei Jahre später dann der Lemberger bei der Weinmanufaktur in Untertürkheim: ein Glücksjahr, absolut perfekte Bedingungen, mit der Hilfe von Kellermeister Jürgen Off natürlich ein herrliches Resultat.

Zufrieden? Na ja, der Herr Weier hat bei seinen Übungen definitiv Blut geleckt. Wein machen ist eine ziemlich schöne Sache, also wollte ich das nun als echtes Hobby. Ich habe mich erkundigt, die Inserate studiert, Weinberge angeschaut – und dann kam das perfekte Angebot! Jetzt bitte nicht neidisch werden, aber der Herr Weier pachtet im nächsten Jahr (also 2015) den schönsten Weinberg in der ganzen Stadt! Fündig geworden bin ich dieses Mal beim Collegium Wirtemberg, also auf dem Rotenberg.

Eigentlich kann ich die Geschichte immer noch nicht so recht glauben, derart viel Glück habe ich. Der Weinberg liegt ganz oben in Rotenberg, so weit oben, dass genau an dieser Stelle noch Mauern sind. Und Weinberge mit Mauern sind eben inzwischen zu Liebhaberprojekten geworden. Für Profis ist die Arbeit dort meist nicht wirklich wirtschaftlich, also kümmern sich Enthusiasten um diese Stücke. Rainer Kill ist so einer, also hat er mit Freunden dieses Stück Weinberg in guten Zeiten erworben. Nunmehr wurde ihm der Aufwand zu groß, einen Teil des Geländes übergibt er in jüngere Hände.

Ich find’s ja schön, dass meine runzligen als solche durchgehen, aber egal. Ich werde in diesem Jahr (also 2014) noch einmal in die Lehre gehen und meine künftigen Verpächter kennenlernen, im Jahr darauf startet dann das geniale Projekt: Bester Rotwein des Landes!

Das wird misslingen, aber das spielt keine Rolle. Selbst wenn ich Genosse werde und der Rotenberger Chef Martin Kurrle mir zur Seite steht, wird’s schwer. Aber: Die Ziele sind es, die den Menschen motivieren. Und als Hobby-Wengerter muss ich bei meinem Projekt mal wieder auf keinerlei Zusammenhang von Aufwand und Ertrag achten. Das ist eine sehr gute Voraussetzung. Und ich finde, als Vorsatz für den Rest des Lebens ist das prima. Ich mache Wein, bis ich den besten des Landes mache – oder glaube, dass es so ist. Das ist doch ein guter Vorsatz fürs neue Jahr – und die kommenden auch gleich!