Im Stadtgarten stapelt sich meist im Sommer der Müll. Foto: Lichtgut/Verena Ecker

Die Prorektorin der Uni Stuttgart packt mit ihrer Initiative ein wichtiges Thema an. Aber die Ursachen für die Vermüllung der Innenstadt müssten viel umfassender behandelt werden, meint Redakteurin Inge Jacobs.

Stuttgart - Ja, es ist eine Provokation. Jeder Pappbecher, jede Kippenschachtel, jede Flasche, jedes Bonbonpapierle, das achtlos weggeworfen wird, hinterlässt eine klare Botschaft: nämlich die, dass es dem Verursacher gleichgültig ist, wie der öffentliche Raum aussieht. Der Kleinmüllwerfer scheint noch nicht begriffen zu haben, dass es auch sein öffentlicher Raum ist.

Es liegt auf der Hand, dass ein Campus in Innenstadtlage, zum Beispiel der Stadtgarten, der von vielen Menschen genutzt wird, stärker mit solchen zunehmenden Vermüllungstendenzen zu kämpfen hat als ein Campus am Stadtrand. Das Thema betrifft auch keineswegs nur Studierende und auch keineswegs nur Stuttgart.

Es kann nicht nur an der „Fastfood-Kultur“ liegen

Aber es betrifft durchaus auch Studierende. Und es betrifft auch die Uni Stuttgart. Deshalb ist es eine gute Idee, wenn die Uni jetzt selbst die Initiative ergreift und mit einem Bündel an Maßnahmen nicht nur praktisch Müll beseitigt, sondern auch die Sensibilität für dieses Thema schärft. Denn wie jeder Einzelne mit seinem Müll umgeht, ist auch eine Frage der Haltung, der Sorgsamkeit und des Respekts – kurzum: der Erziehung.

Eigentlich stellt sich die Frage, wie es passieren konnte, dass sich in nur wenigen Jahren der Umgang mit Kleinmüll so gravierend und im Stadtbild sichtbar geändert hat. Das kann nicht nur an der Fast-Food-„Kultur“ liegen, sondern das liegt eben auch am Kundenverhalten. Das Fatale ist: Wo bereits ein bisschen Müll rumliegt, gesellt sich gern noch mehr dazu.

Die Let’s-putz-Aktionen des früheren OB Wolfgang Schuster werden von vielen als uncool belächelt. Vielleicht gelingt es ja Eltern, Kitas, Schulen, einen cooleren Dreh zu finden, um den Nachwuchs für eine korrektere Haltung zu den eigenen Hinterlassenschaften zu gewinnen.

inge.jacobs@stzn.de