Die Stadt möchte die Wegweiser am Vaihinger Markt austauschen und den aktuellen Richtlinien in Sachen Beschilderung anpassen. Foto: Sandra Hintermayr

Die Stadt tauscht die Wegweiser am Vaihinger Markt aus. Die Schilder weisen nicht länger nach Rohr und Dürrlewang, sondern stattdessen nach Vaihingen-Süd. Für die Bewohner ist das ein Schildbürgerstreich.

Dürrlewang/Rohr - Die Dürrlewanger werden ihrer Identität beraubt, die Rohrer verlieren ihr Zuhause. Zumindest, wenn es nach den Wegweisern an der Hauptstraße am Vaihinger Markt geht. Zwischen Schillerplatz und Schwabengalerie weißt ein Schild bislang unter anderem in Richtung Autobahn, zu den Waldplätzen, zum Bahnhof, der Universität und eben den Stadtteilen Rohr und Dürrlewang. Nach einem Verkehrsunfall sind die Schilder beschädigt und sollen demnächst ausgetauscht werden. Im Zuge dessen werden die Ortsangaben gleich aktualisiert und „nach neuen Richtlinien ausgeschildert“, heißt es dazu von der für die Beschilderung zuständigen Stelle im städtischen Tiefbauamt.

Noch finden die Rohrer und die Dürrlewanger ihre Heimat anhand der Schilder. Künftig werden sie nur noch nach Vaihingen-Süd geleitet. Für Thomas Rumpf ist das ein Schildbürgerstreich – im wahren Sinne des Wortes. Der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Rohr-Dürrlewang kann über den neuen Wegweiser nur lachen. „Für die Bürger in Dürrlewang und Rohr ist die bisherige Beschilderung identitätsstiftend“, sagt Rumpf. Durch die neuen Wegweiser fehle diese Identifizierung, sagt der Pfarrer. „Die evangelische Kirchengemeinde wird sich in dieser Sache an die Stadt wenden“, kündigt Rumpf an.

Ein Fest für die neuen Bürger von Vaihingen-Süd

„Für viele, gerade ältere Bewohner, geht durch die neuen Schilder etwas verloren“, meint auch Klaus Trott, Vorsitzender des Vereinsrings Rohr und ehemaliger SPD-Bezirksbeirat. Die Zusammenführung der beiden Gemeinden mit Vaihingen habe damals nicht allen Bürgern geschmeckt. Die neuen Schilder seien nun ein weiteres Haar in der Suppe. „Jetzt sind wir wohl endgültig eingemeindet“, sagt der Rohrer und denkt mit einem Augenzwinkern noch ein bisschen weiter. „Vielleicht möchte man auf den Schildern Platz schaffen für einen Hinweis auf die künftigen Niederlassungen von Allianz und Daimler?“.

Für den Ortschronisten und einen der ersten Siedler Dürrlewangs, Hans Martin Wörner, sind die geplanten Ortsangaben wenig praktikabel. „Vaihingen-Süd gibt es nicht. Zumindest bislang. Müssen wir nun ein großes Fest für die neuen Bürger von Vaihinger-Süd ausrichten?“, fragt Wörner. Er gibt allerdings zu bedenken, dass zwar ein Wegweiser verloren gehe, die Dürrlewanger dafür aber mächtig stolz auf ihre neue Endhaltestelle seien. „Durch die ganze Stadt fährt nun eine Bahn mit der Aufschrift Dürrlewang“, sagt Wörner.

Bei Wegweisern ist weniger mehr

Das Tiefbauamt liefert eine Erklärung für die neue Beschilderung am Vaihinger Markt. Studien belegen, wie viele Ziele von den Autofahrern im Vorbeifahren erkannt werden können. An der Hauptstraße haben sich über die Jahre zu viele Angaben angesammelt. „Wir wollen die Ziele reduzieren, um sie erfassbarer zu machen“, erklärt das Tiefbauamt. In Sachen Wegweisern ist weniger einfach mehr. Und so mussten Dürrlewang, Rohr und auch die Universität weichen.

Die aktuellen Vorgaben besagen, dass die Beschilderung erst die Himmelsrichtung angeben soll. Erst wenn man sich in die entsprechende Richtung vorgearbeitet hat, werden die Ortsteile angegeben. Wenn man also von der Hauptstraße in Richtung Vaihingen-Süd auf die Robert-Koch-Straße abbiegt, findet man Schilder, die dann den Weg nach Rohr und Dürrlewang weisen.

Gleiches gilt für die Universität. „Am Vaihinger Markt ist der Hinweis zu früh“, so das Tiefbauamt. Fahre man die Robert-Leicht-Straße Richtung Vaihingen-Nord, komme ein Hinweis auf den Campus. Zudem werde die Uni weiterhin an der Autobahn und an der Nord-Süd-Straße beziehungsweise B 14 als Ziel ausgewiesen, damit der auswärtige Verkehr die Universität nicht verfehlen kann.

Was trotz der neuen Schilder am Vaihinger Markt bleibt, ist der Hinweis auf die Autobahn, die Bundesstraße, den Vaihinger Bahnhof sowie das Industriegebiet Waldplätze. Auch Stuttgart-Zentrum und Leinfelden werden weiterhin an der Hauptstraße ausgeschildert sein, ebenso das Vaihinger Bezirksrathaus.