Seine Zustimmung zu AfD-Positionen von Björn Höcke bezeichnet der Bad Mergentheimer Internatsleiter nun als Fehler. Foto: dpa/Arne Dedert

Der Leiter des katholischen Internats in Bad Mergentheim wird wegen seiner zustimmenden Aussage zu Positionen des Höcke-Flügels der AfD von der Diözese Rottenburg-Stuttgart abgemahnt. Er soll überdies eine Auszeit nehmen.

Der Leiter des Bischöflichen Internats Maria Hilf in Bad Mergentheim (Main-Tauber-Kreis), der wegen seiner Zustimmung zu Positionen des Höcke-Flügels der AfD in die Kritik geraten war, erhält von der Diözese Rottenburg-Stuttgart eine Abmahnung. Zudem werde der Internatsleiter „zeitnah eine persönliche Auszeit in einer kirchlichen Einrichtung nehmen“, heißt es in einer Erklärung der Diözese nach einem Personalgespräch. Überdies solle er sich „bei einem Elternabend im Internat gegenüber dem Kollegium, den Eltern und Kindern erklären“.

Aussagen per Video dokumentiert

Der Diakon im Zivilberuf hatte Mitte November an einer AfD-Parteiveranstaltung in Assamstadt im Main-Tauber-Kreis teilgenommen. Nach Medienberichten hatte sich der Internatsleiter am Ende der Veranstaltung von dem durch den Verfassungsschutz als extremistisch eingestuften Thüringer AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke auf der Bühne dessen Buch „Nie zweimal in denselben Fluss“ signieren lassen und ihm bei seinem Abgang ein „Weiter so!“ zugerufen. Dies ist durch einen Mitschnitt der Veranstaltung auf YouTube dokumentiert. Eine Presseanfrage dazu hatte der Mann per E-Mail mit persönlichen Angriffen auf den Journalisten quittiert. Dieser machte daraufhin die Angelegenheit öffentlich.

„Fehlerhaftes Verhalten“ eingestanden

In einer persönlichen Stellungnahme auf der Homepage der Diözese Rottenburg-Stuttgart bedauert der Internatsleiter jetzt, dass „durch ein fehlerhaftes Verhalten von meiner Seite“ in der Öffentlichkeit der Eindruck entstanden sei, dass er rechtsradikale, menschenverachtende, fremdenfeindliche und antisemitische Positionen vertrete. Dies sei nicht der Fall, beteuert er: „Ich bin seit meiner frühesten Jugend in der katholischen Kirche und im christlichen Glauben beheimatet. Entsprechend ist mein ganzes Denken und Handeln durch die christliche Botschaft geprägt.“ Die Diözese hatte nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe erklärt, Björn Höckes Positionen seien mit dem christlichen Menschenbild „in keiner Weise vereinbar“. Diese schürten Fremdenfeindlichkeit, Ängste vor Überfremdung und förderten damit die Ausgrenzung anderer.

„Gesundes Familienbild“ der AfD

Nach Berichten hatte der Internatsleiter schon im Dezember 2021 eine Demonstration unter dem Motto „Stoppt die Impfdiktatur“ der AfD Main-Tauber in Bad Mergentheim besucht. Dort hatte auch die ebenfalls dem rechten AfD-Parteiflügel angehörende Christina Baum gesprochen. Dazu erklärte der Internatsleiter nun, er habe „durch Ereignisse in der Corona-Pandemie seine politische Heimat verloren“. Bei der Suche nach Alternativen zum Beispiel beim Thema Familienbild sei er bei der AfD fündig geworden.

Damit bestätigt er indirekt eine Aussage auf eine Medienanfrage, es gebe „für Christen gute Gründe, sich für die AfD zu entscheiden“. Diese kämpfe für ein „gesundes Familienbild von Vater, Mutter und Kindern“. Alle anderen Parteien hätten es aufgeweicht und infrage gestellt. Der Internatsleiter kritisierte dabei auch die „gefährliche grüne Genderpolitik“. Diese sei „der erste Schritt der Umgestaltung unserer Gesellschaft in eine wertelose, antichristliche Gesellschaft und Grundlage für den wirtschaftlichen Niedergang Deutschlands“.

Bedauern über Auftritt mit Höcke

Seinen Auftritt mit Björn Höcke auf der Bühne nach der Veranstaltung in Assamstadt bezeichnet der Internatsleiter jetzt als Fehler. „Ich habe mich hier gewaltig verlaufen. Das ist mir erst spät, auch durch das Gespräch mit meinen Dienstvorgesetzten in Rottenburg, klar geworden.“ Der begangene Fehler laste schwer auf ihm. Für die E-Mail an den Journalisten entschuldige er sich.