Sarah Heinrich (li.) und Heide Abendschein sind jetzt schon an ihren blauen Jacken von Weitem als Helferinnen der Bahnhofsmission zu erkennen, den Helm brauchen sie erst später. Foto: Michele Danze

Die Diözese Rottenburg-Stuttgart und die Evangelische Landeskirche haben die Bahnhofsmission personell verstärkt. Zwei neue Mitarbeiterinnen sollen Reisenden bei der Orientierung auf der S-21-Baustelle helfen und eine Anlaufstelle für Bauarbeiter bieten.

Stuttgart - „Der Bau des Tiefbahnhofs ist für uns Bahnhofsbetreiber eine Herausforderung und mit sich verändernden Wegen verbunden“, sagte Christoph Helaß vom Bahnhofsmanagement bei der Einführung der beiden Stelleninhaberinnen. Um so wichtiger sei es, dass Reisenden geholfen werde, die sich in dieser Phase im Bahnhof nicht mehr zurechtfänden.

Als zum Jahresanfang die Dienstzeiten der Bahnhofsmission eingeschränkt wurden, erschien dies wie der Anfang vom Ende einer 103 Jahre alten Institution. Jetzt aber wird das Team um zwei Personalstellen verstärkt. Heide Abendschein (48) soll erste Ansprechpartnerin für orientierungslose Reisende sein. Sie hatte die Jahre zuvor bei der Post, später in der Verwaltung des Landesflughafens gearbeitet. „Ich möchte Leuten helfen, die hier neu ankommen und auf sich gestellt sind“, sagte sie.

Ihre Kollegin Sarah Heinrich (29) wird die Arbeit der Bahnhofsmission koordinieren und insbesondere die Menschen unterstützen, die auf der künftigen Baustelle Arbeit haben oder suchen. Die Diplom-Sozialpädagogin hat zuvor in einem Mehrgenerationenhaus und mit Demenzkranken gearbeitet. Sie soll außerdem Kontakte zu anderen sozialen Diensten und Fachstellen halten.

Erster Baustellen-Gottesdienst

Zum Beispiel zu Peter Maile, dem S-21-Seelsorger der Katholischen Kirche. Er ist im November vergangenen Jahres als Ansprechpartner für die Arbeitskräfte auf der künftigen S-21-Baustelle eingesetzt worden. Er hat inzwischen Praktika bei der Bahnhofsmission und beim Migrationsdienst des Sozialamts hinter sich und wird im Sommer seinen ersten Baustellen-Gottesdienst halten, auf der Baustelle der U 12.

Unter den Arbeitsmigranten vermutet Esther Kuhn-Lutz, die evangelische Leiterin der Kirchlichen Dienste in der Arbeitswelt, unsichere und schutzlose Reisende und Neuankömmlinge, die Orientierungshilfe brauchen. Ihr katholischer Kollege, Wolfgang Herrmann, sieht in der Bahnhofsmission eine Schnittstelle zwischen kirchlichen und gewerkschaftlichen Diensten.

Bahnhofsmanagement sucht nach einem guten Standort

190.000 Euro investieren die beiden großen Amtskirchen für die beiden Stellen, die zunächst befristet für zwei Jahre geschaffen wurden. „Es ist eine große Freude, dass es ein Projekt gibt im Rahmen von S 21, bei dem alle Beteiligten gut zusammenarbeiten“, sagte der Katholische Stadtdekan Christian Hermes am Freitag. Er hoffe, dass nicht alle Menschen, die bei der Bahnhofsmission Hilfe suchen, „in ägyptischer Knechtschaft oder unfreiwillig hier arbeiten“.Sein evangelischer Kollege, Dekan Klaus Käpplinger, vermutet, „dass viele Leute mit großen Hoffnungen kommen und manche Träume platzen werden.“

Noch ist die Bahnhofsmission auf Höhe von Gleis 4 zu finden, ihr künftiger Standort könnte laut Renate Beigert, der Leiterin der Bahnhofsmission, am quer verlaufenden Interimsbahnsteig sein. Das Bahnhofsmanagements sucht nach einem Platz, der gut zugänglich für Reisende ist und nicht öfter als notwendig verlegt werden muss.

Die beiden Personalstellen sind auf zwei Jahre befristet, doch schon während der Amtseinführung klang nicht nur bei Christian Hermes an: „Der Dienst wird auch in den folgenden Jahren gebraucht.“