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Der Rektor der Universität Hohenheim hat einen Hörsaal im Westflügel des Schlosses wegen PCB-Belastung vorsorglich geschlossen.

Stuttgart - Der Rektor der Universität Hohenheim hat einen Hörsaal im Westflügel des Schlosses wegen PCB-Belastung vorsorglich geschlossen. Polychlorierte Biphenyle waren in den 1970er und 80er Jahren zum Brandschutz in Baumaterialien eingesetzt worden. Es kann sich in Fett, Leber und Niere ablagern, in Tierversuchen verursachte es auch Krebs.

Die Hörsäle 4 und 5 im Westflügel des Schlosses Hohenheim sind unterschiedlich stark mit PCB belastet. Nach Auskunft des Universitätsbauamts steckt es hauptsächlich in den Platten der abgehängten Decke und setzt von dort Schadstoffgas in die Raumluft frei. Die Messwerte betragen 2680 (Hörsaal 4) und 685 (Hörsaal 5) Nanogramm pro Kubikmeter Raumluft. Ein Wert überschreitet die maximale Arbeitsplatzkonzentration von 900 Nanogramm, die für werdende Mütter zulässig ist. Nach Bekanntwerden dieser Risikoeinschätzung verfügte Rektor Hans-Peter Liebig aus Fürsorgegründen die sofortige Schließung.

Nach der PCB-Richtlinie müssen ab 300 Nanogramm pro Kubikmeter Raumluft Maßnahmen zur Reduzierung ergriffen werden, ab 3000 Nanogramm muss saniert werden. Aufgrund der Richtlinie ließ das Finanzministerium 2003 alle Landesimmobilien untersuchen. Dabei ergaben Messungen in Hohenheim, dass die Hörsäle mit einem Spitzenwert von 2090 Nanogramm pro Kubikmeter belastet waren. Das damalige Gutachten stufte diese Belastung nicht als akute Gefährdung ein und empfahl als Sofortmaßnahme regelmäßiges Reinigen und Lüften sowie eine Sanierung der Räume bis 2010. Im Zuge der im Herbst vom Finanzministerium ankündigten Verschiebung der geplanten Sanierung wurden nun auf Initiative des Personalrats die Messwerte neu bewertet.

Obwohl nach Rücksprache mit dem Gewerbeaufsichtsamt und einer Vertreterin der Unfallkasse von einer Gefahr für schwangere Studentinnen, die einzelne Lehrveranstaltungen besuchten, nicht auszugehen sei, hat der Rektor jetzt reagiert. Sobald alle Ausweichpläne fertig sind, strebt das Rektorat an, auch alle Veranstaltungen aus Hörsaal 5 zu verlegen.