Sportlich nicht auf Ballhöhe: Die Neckar-Riesen aus Ludwigsburg. Foto: Pressefoto Baumann

Der Abstieg der Bundesliga-Basketballer ist für Ludwigsburg nicht nur sportlich ein schmerzhafter Verlust. Mit den Korbjägern der Neckar-Riesen bricht der Stadt auch der Ankermieter für die Arena am Bahnhof weg. Das Rathaus verspricht ein schnelles Konzept – und streckt die Fühler zum Handball aus.

Ludwigsburg - Wenn beim Plausch unter Stadträten in den vergangenen Wochen von den Ludwigsburger Erstliga-Basketballern die Rede war, ging es längst nicht nur um die Trefferquote von der Freiwurflinie. Mehr als spektakuläre Dunkings oder entscheidende Drei-Punkte-Würfe plagte die Bürgervertreter die Frage, ob die Neckar-Riesen den Abstieg noch verhindern können – und was mit der Arena am Bahnhof passiert, wenn es mit dem Klassenerhalt doch nicht reicht. Seit dem Wochenende ist klar: Für die Zukunft der Arena sieht es düster aus.

Dem Profi-Team aus Ludwigsburg fehlte die Qualität für die Bundesliga, das sportliche Aushängeschild der Barockstadt verlor sein letztes Saisonspiel gegen den Abstiegskonkurrenten Frankfurt, die schlimmsten Befürchtungen wurden zur Gewissheit. Als „blutleer und blamabel“ wurde das Debakel beschrieben, der Ludwigsburger Truppe ein eher lustloser Auftritt attestiert. Trainer John Patrick – bei den Fans trotz Abstieg wohlgelitten – hatte dem Team schon zuvor charakterliche Defizite bescheinigt.

Dem sportlichen Offenbarungseid folgt nun das Rätselraten um die Zukunft des Vereins – und die Frage, wie sich die in erster Linie für die Korbjäger gebaute Arena am Bahnhof auch ohne Bundesliga-Basketball füllen lässt. Die kulturellen Veranstaltungen in dem für 21 Millionen Euro aus dem Boden gestampften Prestigeprojekt nämlich lassen sich nach wie vor an einer Hand abzählen. Zwar sieht das Ludwigsburger Rathaus das Interesse von Event-Agenturen an der gut erschlossenen Spielstätte im Aufwärtstrend, rechnet man die für Auf- und Abbau nötigen Tage hinzu, können für die Arena aktuell bei 80 Veranstaltungen einigermaßen ordentliche 125 Belegungstage vermeldet werden.

Arena steht zwei Drittel des Jahres leer

Doch erkauft sind Dauerausstellungen wie die für 200.000 Besucher interessante Anatomie-Schau „Körperwelten“ im vergangenen Jahr oder die für diesen Sommer vorgesehene Ägypten-Ausstellung um den Pharaonen-Fürsten Tutanch-amun mit stattlichen Preisnachlässen bei der Hallenmiete. Und: Selbst mit den Sonderevents steht die ambitionierte Arena schon jetzt zwei Drittel des Jahres leer. Fallen durch den Abstieg der Basketballer auch noch die allein 1. Bundesliga-Heimspieltage weg, muss die Stadt noch größere Löcher stopfen.

Ludwigsburger Stadträte wie die Grüne Anita Klett-Heuchert sehen den Hallenbau deshalb längst als „Wagnis, das man besser nicht eingegangen wäre“. Für die CDU hofft Fraktionschef Klaus Herrmann auf einen schnellen Wiederaufstieg der Basketballer, auch die SPD erwartet, dass sich die Korbjäger nicht auf Dauer in den Niederungen der zweiten Liga aufhalten – und vielleicht als Aufstiegskandidat auf eine ähnlich hohe Besucherzahlen kommen wie in der Bundesliga. Trotz der dürftigen Leistungen drückten im Kampf um den Klassenerhalt schließlich regelmäßig über 4000 Fans den Korb-jägern die Daumen. Nicht nur Freie-Wähler-Chef Roland Glasbrenner sieht eine Rückkehr in die Rundsporthalle deshalb kritisch. Statt völlig ohne Ankermieter dazustehen, so die Botschaft, solle sich die Stadt lieber bei der Frage nach der Hallenmiete verhandlungsbereit zeigen. 2012 lag das Defizit der Arena mit 300.000 Euro im gesetzten Limit.

Dem Gemeinderat Zukunftsideen vorlegen

Das Ludwigsburger Rathaus allerdings streckt schon die Fühler nach anderen Sportarten aus. Der Stadtkämmerer Ulrich Kiedaisch, als Herr übers Geld auch für die Finanzen der Arena verantwortlich, kündigt ein Konzept für die Hallenbelegung an, das neben Einzel-Events wie dem Volleyball-Länderspiel im Mai auch auf ein stärkeres Engagement der Zweitliga-Handballer aus Bietigheim setzt. „Noch vor der Sommerpause“, sagt er, will die Stadt die Zukunftsideen dem Gemeinderat vorlegen. Als Abwerbeversuch will Kiedaisch die Offerte nicht verstanden wissen: „Eine dauerhafte Option ist das nicht – schon weil Bietigheim selbst eine Ballsporthalle plant.“

Allerdings gibt es für die Neckar-Riesen auch noch eine Hintertür in die Basketball-Bundesliga – trotz des sportlichen Abstiegs könnten sie eventuell sich für 250.000 Euro über eine Wild-Card einen Startplatz sichern. Just am Dienstag verweigerte der Lizenzausschuss der Liga den Düsseldorf Giants wegen fehlender Wirtschaftlichkeit in zweiter Instanz die Lizenz. Alexander Reil, Basketball-Chef in Ludwigsburg und zugleich Vorsitzender des Gremiums, soll laut offizieller Mitteilung nicht an der Entscheidung beteiligt gewesen sein. Düsseldorf bleibt nun nur noch der Gang vor das Schiedsgericht der Liga. Am Freitag um 18 Uhr will der Manager den Mitgliedern der Neckar-Riesen bei einem Infoabend die Details erläutern. Er gilt in Ludwigsburg als klarer Befürworter für die Bewerbung um eine Wild-Card.